Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 70
eine Verbesserung des Kindergartensystems kämpfen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager
gemeldet. Redezeit gemäß § 20 Z 4: drei Minuten. – Bitte sehr.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Herr Abg Wutzlhofer, es geht nicht
darum, dass sie jene Kinder, die im Kindergarten sind, vergleichen mit jenen
Kindern, die nicht im Kindergarten sind. (Abg
Hedwig Petrides: Sie müssen aber nicht so schreien!)
Meine Berichtigung heißt: Es geht uns um jene
20 Prozent zwischen fünf und sechs, die derzeit nicht im Kindergarten
sind, für die Sie nur Sprachförderprogramme dreimal am Vormittag vorsehen.
Daher ist jeder Halbtagskindergarten mehr als dreimal ein paar Stunden am
Vormittag an einem noch zu definierenden Ort. Nehmen Sie das zur Kenntnis!
Tatsächliche Berichtigung: Sie haben keine Äußerung
von mir gehört, dass ich für die Einführung des Halbtagskindergartens bin. Die
werden sie nicht hören, die haben Sie auch nicht gehört. Daher halten Sie sich
an das, was Sie gehört haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächster und vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich
Herr Mag Jung zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Präsident! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Zur Abarbeitung der Vorredner eine Reihe von Punkten.
Ich fange gleich beim Kollegen Wutzlhofer und seiner Jubelrede auf Wien an.
Er hat fast am Ende seiner Ausführung argumentiert,
in Wien ist alles deswegen so gut, weil in Wien das meiste Geld dafür ausgegeben
wird. In Wien wird auch das meiste Geld fürs Rasenmähen ausgegeben im Vergleich
zu anderen, die es kostengünstiger machen. (Heiterkeit
bei der FPÖ.) Das ist also sicherlich nicht das Argument, das ziehen kann,
Herr Kollege.
Sie haben Integration als Aufgabe der ganzen
Gesellschaft bezeichnet, und da gebe ich Ihnen durchaus recht. Wo ich Ihnen
nicht recht gebe, ist das, was Sie über die Bringschuld gesagt haben. Denn wenn
ich Mitglied in einem Verein oder in einer Gesellschaft werde und das werden
möchte, weil es mir Vorteile bietet, dann kann ich nicht verlangen, dass der
Verein meinetwegen vorher die Statuen ändert, sondern ich muss hineingehen und
muss mich dem anpassen, was dort läuft, Herr Kollege. Da ist schon ein großer Unterschied
in der Auffassung. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein
weiterer grundsätzlicher Punkt: Sie haben gesagt, alle Kinder müssen die
Chancen haben, in diesen Einrichtungen zu sein. Ja, die Chancen schon, nur den
Unterschied sehen wir in der Frage der Chance und der Verpflichtung. Es ist ein
Unterschied, ob ich eine Chance habe, die ich nützen kann, wenn ich will, oder
ob ich zwangsweise wo hineingepresst werde. Aber das ist ein
gesellschaftspolitisch unterschiedliches Denken, da werden wir uns wahrscheinlich
nicht finden, Herr Kollege.
Gehen wir zur Kollegin Riha über, die sich solche
Sorgen um die FPÖ gemacht hat, weil wir da nicht zustimmen heute. Ich glaube
eher, Sie machen sich Sorgen um Ihre eigene Partei, weil Sie merken und
fürchten, dass Ihre Wähler wieder einmal sehen werden, dass Sie nur mit halben
Mitteln arbeiten und recht inkonsequent die ganze Geschichte durchsetzen, und
da hätten Sie uns halt gerne mit im Boot, damit Sie sagen können, was wollen
Sie denn, die FPÖ hat eh nicht mehr gefordert als wir.
Machen Sie sich keine Sorgen um uns, machen Sie sich
Sorgen um die Wiener ÖVP. Dort ist es angebrachter als bei uns, Frau Kollegin.
Sie haben auch gesagt, es ist höchste Zeit, das
Bildungsniveau zu erhöhen. Jetzt frage ich Sie aber schon: Wer hat denn in der
Zweiten Republik die meiste Zeit die Unterrichtsminister gestellt? Die kamen
aus Ihrem Lager, Frau Kollegin. Da hätten Sie sich auch Sorgen machen sollen,
denn die ganze Geschichte hat sich ja nicht in einem oder in zwei Jahren oder
in einer Legislaturperiode entwickelt. Also bitte, wie gesagt, überlassen Sie
die Sorgen, die wir uns machen sollen, uns, und wir lassen Sie mir ihren Sorgen
alleine, Frau Kollegin.
Ich gehe jetzt zum Kollegen Vettermann über, der
gesagt hat, der Vorteil dieser Regelung ist der, dass nicht gleich – eine
interessante Formulierung übrigens – Sanktionen gesetzt wurden, sondern dass
zunächst abgewartet wurde. Ja, Sanktionen wurden nicht gleich gesetzt, weil Sie
sich wahrscheinlich nicht einigen konnten in der Koalition oben, und Sanktionen
wurden nicht gleich gesetzt, weil Sie das Gleiche machen wie heute mit der
Pensionsregelung und anderen Sachen. Sie verschieben, weil sie es nicht
schaffen, eine vernünftige Regelung durchzuführen, von der Sie wissen, dass sie
kommen muss und kommen wird.
Sie haben gesagt, es ist alles perfekt in Wien und es
gibt eine so hohe Abdeckung, Herr Kollege Vettermann. Ich habe da Zahlen aus
einer Anfrage im Bezirk Hernals. Da ist für die Null- bis Dreijährigen
überhaupt nur eine Abdeckung von 24,7 Prozent durch die vorhandenen Plätze
möglich, und bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es knapp über 65 Prozent
Versorgungsgrad, Herr Kollege. Das weicht also schon stark von Ihren genannten
Zahlen ab, das ist interessant. Es kommt aber von Ihrem Bezirksvorsteher, und
der hat gesagt, das ist durchaus ausreichend. Sie können sich dort erkundigen.
Also hier scheint sich die SPÖ nicht ganz einig zu sein mit dem, was gelaufen
ist.
Die Frau Kollegin Cortolezis-Schlager ist gleich ganz
massiv eingestiegen, indem sie das Chaos heute in Wien kritisiert hat, und hat
damit gezeigt, dass sich von der Lösung, zu der Sie sich einerseits bekennen,
die ÖVP eigentlich ja schon wieder absetzt.
Sie hat auch angesprochen, dass in Wien
unwissenschaftliche Tests verwendet werden. Da kann ich ihr zum Teil auch
durchaus zustimmen, ich frage mich nur, wenn das alles so unwissenschaftlich
und chaotisch abläuft, Frau Kollegin, warum stimmt dann die ÖVP dieser Regelung
zu?
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