Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 70
Ich frage Sie daher noch einmal: Warum haben Sie nicht so wie andere Länder den Konsultationsmechanismus ausgelöst? Es geht hier ja einerseits aus parteipolitischer Sicht um einen neuen Umfaller in der Bundesregierung, und andererseits geht diese Reform aus finanzieller Sicht substanziell zu Lasten der Länder.
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann,
bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Das kann ich
überhaupt nicht nachvollziehen!
Erstens gibt es in Oberösterreich keine Rechnungen,
sondern Kostenschätzungen. Man hat gesagt: Wenn die Krankenkassa so und so
viele Ordinationen auflöst, dann werden mehr Leute in die Ambulanzen gehen. Da
ist nicht eingerechnet, dass sie zu anderen niedergelassenen Ärzten gehen.
So
ist man zu dieser Kostenschätzung gekommen. Über diese Kostenschätzung ließe
sich eine ganze Menge sagen. Ich sage jetzt einmal nur – freundlich wie ich bin –: Das ist eine Schätzung.
Und diese Schätzung auf Wien umzulegen, ist natürlich eine andere Geschichte.
Aber selbst wenn ich das nachvollziehen würde, was Sie hier an Zahlen nennen,
dann wären bei einem zusätzlichen Volumen von fast eineinhalb Milliarden Euro
für die Krankenkasse bis 2012 diese 10 Millionen EUR – sagen wir es einmal
freundlich –
nicht die Welt! Diese 10 Millionen stimmen allerdings nicht. Das sage ich,
damit wir uns später nicht in diverse Diskussionen verwickeln.
Zu
den so genannten Machtfragen. – Nicht böse sein: Als Ihre Partei mit der
ÖVP in der Regierung war, hat man eine Strukturreform gemacht, gemäß welcher in
der Tat die Arbeitgeber die Mehrheit im Hauptverband hatten. Diese Reform geht
jetzt in die andere Richtung, nämlich in Richtung Parität von Arbeitgebern und
Arbeitnehmern. Niemand kann den anderen mehr überstimmen. Es besteht sozusagen
der Zwang zur Einigkeit. Und das soll jetzt für die Arbeitnehmer schlechter
sein als das, was Sie in Ihrer Regierungszeit gemacht haben? Das kann ich nicht
nachvollziehen, tut mir leid! Und wenn ein sozialdemokratischer
Gebietskrankenkassenobmann das Gegenteil davon behauptet, wird es nicht
richtiger, nur weil er Sozialdemokrat ist. Tut mir leid! Das ist so.
Und
daher sage ich hier noch einmal: Mir ist es wichtig, dass diese finanzielle
Sicherung bis 2012 bei den Krankenkassen gewährleistet ist. Und die
Machtspielchen, die kann man schon spielen. Ich bin lang genug in der Politik,
um das zu verstehen. Das kann ich nachvollziehen. Aber irgendwann muss Schluss
sein, denn da geht es tatsächlich um den Patienten und um die Sicherung der
Finanzierung der Krankenkassen. Irgendwann muss Schluss sein! Und so sehr ich
manche Ärzteargumente ehrlich nachvollziehen kann, so wenig gelingt mir das ab
einem bestimmten Zeitpunkt bei den Machtspielchen von Politikern im
Hauptverband selber.
Daher
kann ich abschließend nur noch einmal sagen: Ich werde alles dazu beitragen,
dass die finanzielle Sicherstellung der Krankenkassen gewährleistet ist, dass
die Machtspielchen beendet werden und dass man sich mit den Ärzten
arrangiert. – Danke.
Präsident Johann Hatzl: Die 3. Frage (FSP - 02467-2008/0001 - KGR/LM)
wurde von Frau Abg Pilz gestellt und an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. (Das Land Wien hat im Dezember
2007 mit dem Bund eine Vereinbarung gemäß Art 15a B-VG über die Organisation
und Finanzierung des Gesundheitswesens für die Jahre 2008 bis 2013
abgeschlossen. Welche konkreten Maßnahmen werden Sie in Umsetzung dieser
Vereinbarung zur dringend notwendigen Reformierung des Wiener Gesundheitswesens
ergreifen?)
Ich
ersuche um die Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrte Frau
Abgeordnete!
Die
von Ihnen angeführte 15a-Vereinbarung über die Organisation und Finanzierung
des Gesundheitswesens ist, wie Sie alle wissen, eine Vereinbarung, die zwischen
dem Bund und allen Ländern getroffen wurde, und zwar betreffend grundsätzliche
Fragen der Organisation, aber – und auch das ist nicht neu – vor
allem betreffend Finanzierung des Gesundheitswesens.
Mit
dieser 15a-Vereinbarung, die im letzten Oktober fertig verhandelt wurde, konnte
das hohe medizinische Niveau in den Wiener Spitälern, aber auch in den anderen
Spitälern sichergestellt werden.
Darüber
hinaus – und darauf zielt Ihre Frage ab – wurde das hohe Niveau aber
auch in der konkreten 15a-Vereinbarung über die Finanzierung der
Fonds-Krankenanstalten, vor allem über die Weiterentwicklung der Planung im
ambulanten Bereich, was ich für einen ganz wichtigen Punkt für die Forcierung
der Qualitätsarbeit halte, und über die integrierte Planung der Strukturpläne
der Länder beschlossen.
Dass
ein System wie das Gesundheitssystem permanent weiterentwickelt werden
muss – Sie sprechen davon, dass es reformiert werden muss –, ist
selbstverständlich. Es ist klar – ich glaube, insofern sind wir nicht
unterschiedlicher Meinung –, dass man nie den Punkt erreicht haben wird,
an dem man sagt: Jetzt sind wir fertig, jetzt lehnen wir uns zurück und
beschäftigen uns nicht mehr damit. Da muss es natürlich eine kontinuierliche
Planung geben, weil es den medizinischen Fortschritt gibt, sich aber auch die
Ansprüche ändern.
So
erwähne ich zum Beispiel, dass wir das neue Krankenhaus Wien Nord – ich
komme dann noch darauf zu sprechen – nur mehr mit Ein- und
Zwei-Bett-Zimmern ausstatten. Wir setzen hier also neue Standards. Vor zehn
Jahren hätte man gesagt: Es wird sicherlich kein Haus mit Ein- oder
Zwei-Bett-Zimmern geben. – Die
Standards und Ansprüche auf diesem Gebiet entwickeln sich, wie gesagt, weiter.
Mir ist dabei ganz besonders
wichtig, dass dieser Prozess in enger Zusammenarbeit und Kooperation mit dem
Krankenanstaltenträger, mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund, aber auch mit
den Sozialversicherungen, allen voran der Wiener Gebietskrankenkassa, erfolgen
muss. Wir hatten in einigen Bereichen schon schöne Erfolge miteinander. Ich
erinnere an das Stichwort
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