Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 78
Sie
teilweise zitiert haben. Es gibt diese Mutter-Kind-Zellen, aber diese
Mutter-Kind-Zellen werden kaum zum Tragen kommen, weil es erst bei
Wiederholungstätern und mehrmaliger Bestrafung zu einer Ersatzfreiheitsstrafe
kommen wird. Außerdem gibt es Informations-, Aufklärungs- und
Beratungsgespräche mit den Sozialarbeitern.
Wenn die Eltern nicht in Wien sind, erfolgt eine
Rückführung des Kindes innerhalb von 48 Stunden ins Herkunftsland, und die
„Drehscheibe“ der MA 11 betreibt, was ja nichts Neues ist, schon seit
Jahren enge Zusammenarbeit mit den Behörden in den Herkunftsländern. Es wurden
14 Krisenzentren in Rumänien aufgebaut, und es gibt drei Krisenzentren in
Bulgarien. Es erfolgt ein Know-how-Transfer dorthin, es gibt Schulungen für
Sozialarbeiter, und die Kinder, die in die Herkunftsländer zurückgeführt
werden, werden dort mit ihren Familien betreut, das ist auch schon erwähnt
worden. Es wird über ein halbes Jahr ein Monitoring dieser Kinder durchgeführt
und es werden auch Berichte nach Österreich erstattet. Das heißt, das Ganze
versickert nicht irgendwo, sondern es gibt ganz konkrete und gute Hilfe vor
Ort. Dass es noch weitere Länder gibt, wo man eine solche Organisation aufbauen
und mit Know-how Unterstützung leisten muss, ist klar. Aber es ist schon sehr
viel geschehen. Und das ist nichts Neues, das wird schon seit Jahren mit Hilfe
auch der MA 11 und deren Know-how durchgeführt.
Außerdem gibt es die Wiener Auslandshilfe, und mit
der Wiener Auslandshilfe finanziert die Stadt Wien seit Jahren laufend Projekte
in den ärmsten Regionen Osteuropas. Es ist natürlich wichtig, dort Strukturen
für den Kinderschutz aufzubauen, aber mit den Mitteln der Wiener Auslandshilfe
wird Armut vor Ort bekämpft. Das ist das, was Sie fordern, und das ist auch
wichtig, denn es geht dabei ja darum, den Menschen auch dort eine Perspektive
zu bieten.
Erst im letzten Gemeinderatsausschuss für
Frauenfragen und Integration wurden Projekte der Wiener Auslandshilfe in Höhe
von 200 000 EUR beschlossen, und ein nächster Call ist bereits in
Vorbereitung. Dabei geht es zum einen um Projekte im Gesundheitsbereich, primär
und zum überwiegenden Teil geht es aber um Ausbildungsprojekte vor allem für
Mädchen und Frauen: Sie sollen eine Grundschulausbildung und dann eine Lehre
zum Beispiel als Schneiderin oder in anderen Berufen absolvieren können. Ich
glaube, das ist ein ganz wichtiger und wesentlicher Weg!
Ich werde mich jetzt auch nicht mehr auf die
einzelnen Stellungnahmen beziehen. Ich könnte da einiges Positives zitieren.
Heute ist eine APA-Aussendung der Caritas hinausgegangen. Weiters gibt es zum
Beispiel ein neues Dokument der italienischen Caritas, die das sehr ähnlich
sieht. Außerdem gibt es positive Stellungnahmen der AK, die darauf aufmerksam
macht, dass das Wichtige dabei ist – wie auch
Sie sagen – vor Ort zu
helfen. Und das geschieht bei der MA 11, durch diese Krisenzentren, durch
die Zusammenarbeit und durch die Auslandshilfe.
Ich stimme zu, dass es beim generellen Bettelverbot
um eine soziale Frage geht. Ich stimme zu, dass das eine soziale Frage ist und
dass es dabei möglicherweise auch um eine Frage mangelnder internationaler
Solidarität geht. Denn solange wir ein Nord-Süd-Gefälle und ein
Ost-West-Gefälle haben, wird es weder der Stadt Wien noch dem Land Österreich
allein möglich sein, effizient vorzugehen. Dagegen kann nur eine internationale
Staatengemeinschaft vorgehen und damit auch die Bettelei verhindern. Ich glaube
aber, dass es, solange dieses Nord-Süd-Gefälle und Ost-West-Gefälle nicht
aufgehoben sind, für eine im Großen und Ganzen reiche Gesellschaft wie die
österreichische zumutbar sein wird, diesen stillen Appell durch
Erwachsene – selbstverständlich ohne Kinder! –, die das freiwillig
tun beziehungsweise tun wollen, weil sie es tun müssen, auszuhalten. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort
gemeldet hat sich Frau Abg Jerusalem. Ich erteile es ihr. (Abg Heinz
Vettermann: Jessas Maria!)
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Sie können
das ja umformulieren und statt „Jessas Maria!“ „Jessas Susanne!“ sagen! (Abg Kurth-Bodo Blind: Bitte nicht!)
Meine Damen und Herren! Ich möchte gerne, damit nicht
womöglich doch noch ein Missverständnis entsteht, ein paar Punkte festhalten.
Es gibt Personen, die sich nicht in diesem Raum
befinden und trotzdem der Debatte folgen. Sind wir diesbezüglich einer Meinung?
Wenn ich jetzt also jemanden von Ihnen nicht sehe, dann kann ich nur sagen,
dass ich ihn nicht sehe, ich kann aber nicht sagen, dass er nicht zuhört. Er
folgt nämlich vielleicht der Debatte. – So viel können wir schon einmal
festhalten.
Ich kann Ihnen versichern: Es hören sehr viele
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Stadt Wien mit großer Aufmerksamkeit
zu, und die Stellungnahmen dieser Menschen kennen Sie ja: Sie waren gegen
dieses Gesetz. Das habe ich schon deponiert. Ich sage jetzt aber noch einmal
für die Grünen: In Anbetracht der
Babys, die mit ihren Müttern in der U-Bahn-Station sitzen – ich sehe sie
immer in der Währinger Straße –, wo es zieht, kalt und ganz schrecklich
ist, sagen die Grünen: Man muss etwas
tun, man muss Hilfe sozialarbeiterischer Art und Weise leisten. Das ist unser
Standpunkt.
Was uns von Ihnen trennt, ist,
dass Sie sagen: Hilfe leistet man in diesem Fall durch Strafe. – Diese
Hilfe durch Strafe gibt es unserer Meinung nach nicht! Wir meinen, dass Hilfe
durch Repression in solchen Fällen nicht stattfinden kann. Das trennt uns, und
es sollte vielleicht abseits jeglicher Polemik und all dessen, was heute schon
gesagt wurde, genauer besprochen werden, wie Hilfe vor Ort ausschauen kann, wer
dorthin gehen kann, um mit den Leuten – und zwar in welcher Form –
Kontakt aufzunehmen. Das sollten unserer Meinung nach auch Sozialarbeiterinnen
und Sozialarbeiter sein. Ich möchte jetzt aber auch noch deponieren, denn das
muss auch gesagt werden, dass es diese ja nicht gibt. Es gibt ja nicht irgendwo
in dieser Stadt versteckte Personalressourcen an Sozialarbeiterinnen und
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