Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 78
Hannovermarktes und zum Beispiel die Möglichkeit, den Computerführerschein für nur 50 EUR zu erwerben. Dann gab es das Stadterweiterungsprogramm Urban 2 Wien-Erdberg für Stadtteile des 3. und 11. Bezirks, das sich mit der Strukturverbesserung von Stadtteilen mit starkem Strukturwandel beschäftigt hat. Ich denke jetzt an die Rinderhalle, an Industriebrachen in Erdberg, an das Biotechnologiezentrum in der Dr-Bohr-Gasse, an den Bereich TownTown, an das Projekt der Fernwärme Wien und auch an das „Interkulturelle Frauennetzwerk Connection“ - alles erfolgreich abgewickelte Programme. Wie gesagt, 25 Millionen EUR EU-Mittel für Wettbewerbsfähigkeit und Stadtentwicklung.
Im zweiten Anlauf bringt
der neue, der Lissabon-Vertrag jetzt vor allem eine Reform der Institutionen,
der Kompetenzen und auch des Verhältnisses zwischen der EU und ihren
Mitgliedsstaaten sowie eine Stärkung des Europäischen Parlaments. Nur so kann
die EU effizienter, funktionsfähiger und vor allem demokratischer werden, was
sie allerdings in den Augen nationalistischer Kreise verdächtigt macht. Und das
Gleiche gilt leider für die Träumer von ganz links, für die Fundamentalisten,
die der Globalisierung durch Isolation und Abschottung zu entgehen versuchen.
Wir können den Lauf der Geschichte nicht
grundsätzlich ändern, sondern wir müssen uns um die sozialen Konsequenzen
kümmern, zum Beispiel bezüglich Kontrolle von Betriebsrätinnen und
Betriebsräten und um die Konsequenzen, die durch weltweite Migration oder den
Aufschwung bisheriger Entwicklungsländer - ich nenne da nur China oder Indien -
entstanden sind. Genau in diese Richtung zielt der Reformvertrag, der leider
von einem Teil der Medien und den Rechtsaußen und Ewiggestrigen der
europäischen Politik verfälscht zitiert wird. Ich weiß, er ist sperrig zu lesen
und umso leichter wird hier Manipulation. (Abg Mag Wolfgang Jung: Haben Sie
den Vertrag gelesen?)
Auch ein Teil der Linkslinken hat sich diesen so genannten
Argumenten, die rein demagogischer Natur sind, angeschlossen (Abg Mag
Wolfgang Jung: Was haben Sie gelesen? Das sind doch Märchen!) und
anlässlich der Unterzeichnung der Grundrechtscharta im EU-Parlament (Abg Mag
Wolfgang Jung. Auch wenn Sie lauter werden, ist es nicht glaubwürdiger!) die
Präsidenten von Parlament, Rat und Kommission am Reden gehindert! Und hier
scheint das ja auch wieder der Fall zu sein. (Beifall bei der SPÖ.)
Ja, Demokratie ist eine mühselige Sache, vor allem,
wenn man die Interessen ganz Europas auf einen Nenner bringen will und soll.
Genau darauf zielt der Vertrag ab. (Abg Mag Wolfgang Jung: Sie haben ihn
doch nicht einmal gesehen, den Vertrag!) Er sieht eine wesentliche
Ausdehnung der Rechte der direkt gewählten EU-Parlamentarier vor und damit mehr
Einfluss für die nationalen Parlamente. (Abg Mag Wolfgang Jung: Was bitte?) Ein
eigenes Protokoll über die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und der
Verhältnismäßigkeit bindet vor allem die Kommission. (StR Johann Herzog: Genau
das Gegenteil ist der Fall!) Die Rolle der Sozialpartner wird unterstützt
(Abg Mag Wolfgang Jung: Sie haben ihn nicht angeschaut, den Vertrag!),
ebenso eine, ich zitiere jetzt: „Im hohen Maße wettbewerbsfähige, soziale
Marktwirtschaft, die auf Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt abzielt,
sowie ein hohes Maß an Umweltschutz und die Verbesserung der Umweltqualität.“
Zitat Ende.
Die friedlichen Ziele alternativer nachhaltiger
Energiepolitik sollen global umgesetzt werden und dazu dient auch die gemeinsame
Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die innere Sicherheit wird durch Justiz-
und Polizeizusammenarbeit und eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik
verbessert werden.
Ohne das Projekt Europa können wir die globalen
Entwicklungen nicht beeinflussen, ihnen nicht Paroli bieten, keine
friedlichere, umweltfreundlichere Welt mit konkurrenzfähigen Arbeitsplätzen
schaffen, die Wertegemeinschaft nicht mit Leben erfüllen. Wir Europäer sollten
– der Herr Landeshauptmann hat es auch schon gesagt – optimistisch sein und
auch stärker bewusst machen, was die Europäische Union bedeutet und welche
Möglichkeiten und Chancen sie den Bürgern und Bürgerinnen bietet. Mauern zu
errichten, hat schon in der Vergangenheit von China bis Berlin auf Dauer nichts
genützt. Toleranz und Akzeptanz verschiedener Kulturen und Religionen machen
handlungsfähiger und flexibler als Bretter vor den Köpfen.
Und Projekte mit der europäischen Mehrheit beweisen, dass
das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, getreu dem Motto: „Unitas in
pluralitate.“ - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gemeldet ist der Abg Mag Jung. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Also Frau Kollegin Vitouch, auch wenn man es schön mit
Rundfunksprechermiene herunterliest, wird es noch lange nicht wahr. Wenn Sie
behaupten, dass die europäischen Parlamente, die nationalen, mehr Rechte
kriegen - also bitte, ein so haarsträubender Unsinn, das ist ja unglaublich!
Sie haben doch vor Ihrem Bürgermeister selber zugegeben, dass immer mehr
Gesetze nicht mehr national beschlossen werden, sondern dass wir
nachvollziehen! ((Abg Dr Elisabeth Vitouch schüttelt den Kopf.) Da können
Sie den Kopf schütteln, wie Sie wollen, es ändert nichts daran! Sie erzählen
uns die Unwahrheit und ich kann fast nicht glauben, auch wenn Sie die über
tausend Seiten Papier nicht gelesen haben (Aufregung bei den Abgen Dr
Elisabeth Vitouch und Nurten Yilmaz.), dass Sie den Unsinn selber glauben,
den Sie uns da gerade verkauft haben! (Beifall bei der FPÖ. – Abg Dr
Elisabeth Vitouch: Wenn Sie sich nicht so informieren!)
Jetzt zu unserem Kollegen von der ÖVP, zum Kollegen
Tschirf und seinen Eiertänzen. Jetzt unabhängig von der Kollegin Vitouch, ich
verstehe meinen Parteiobmann Strache sehr gut, wenn er damals zu
Koalitionspräferenzen gesagt hat: „Der Abg Cap hat uns zumindest charmanter
angelogen als die ÖVP.“ Da hat er vollkommen recht gehabt!
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