Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 78
im November 2007, einen
entscheidenden Durchbruch zu erzielen. Bei der politischen CENTROPE-Konferenz
in Bratislava haben alle 16 politischen Partner vereinbart, für die kommenden
vier Jahre ein gemeinsames Kooperationsmanagement zu tragen und zu finanzieren.
Dieses soll maßgeblich aus Mitteln des EU-Programms „Central-Europe“
kofinanziert werden.
Diese Übereinkunft ist von
wesentlicher Bedeutung, weil damit nun erstmals ein professionelles, vier
Länder übergreifendes Kooperationsinstrument für mehrere Jahre realisiert
werden kann, das sich auf dezentrale CENTROPE-Büros in jedem Staat der
Vierländerregion stützen kann. Als besondere Wertschätzung betrachten wir, dass
Wien von allen mitwirkenden Regionen und Städten als „Leadpartner“ in diesem
Vorhaben ausgewählt wurde.
CENTROPE hat mit der für die
kommenden Jahre vorgesehenen Arbeits-, Kommunikations- und Entwicklungsstruktur
das Potenzial, tiefgreifende und langfristige Kooperationsmaßnahmen zwischen
den Gebietskörperschaften zu realisieren. Eine nachhaltige Verbesserung der
wirtschaftlichen und infrastrukturellen Standortbedingungen ist dabei das Ziel.
Besonders wichtig für die Weiterentwicklung von CENTROPE sind mir die konkreten
Pilotaktionen. Erwähnt sei hier der jährliche „Regional-Development-Report“ als
Grundlage für Marketing und Investorenakquisition, die Entwicklung eines
„Infrastrukture Needs Assessement Tool“, um langfristige
Infrastrukturerfordernisse auf Grundlage von Trendszenarios einzuschätzen und
zielgenauer planen zu können. Für den Bereich Kultur und Tourismus wird eine
Innovations- und Kreativplattform geschaffen, und nicht zuletzt geht es um die
Intensivierung von gemeinsamen Lobbying-Maßnahmen gegenüber den eigenen
Nationalstaaten wie auch gegenüber der Europäischen Union. Dies betrifft im
Besonderen die Verkehrs- und Umweltinfrastruktur, den Forschungs- und
Innovationsbereich, wo es gilt, die hohe Dichte an Universitäten,
Fachhochschulen und forschungsintensiven Unternehmen besser grenzüberschreitend
zu nutzen und die transnationale Kooperation in Ausbildung und Wissenschaft
systematisch zu verstärken. Dies gilt ebenso für die Arbeitsmarkt- und
Beschäftigungspolitik in der CENTROPE-Region, die schon heute auf die
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfordernisse nach dem Ende der
Übergangsfristen am Arbeitsmarkt und im Dienstleistungssektor, aller
Voraussicht nach mit dem 1. Mai 2009, vorbereitet sein muss.
Ebenso absehbar ist die
Angleichung des Lohnniveaus. Der Lohnrückstand der neuen EU-Mitglieder
schwindet rasant, konzediert schon Mitte 2007 das Beobachtungszentrum der
EU-Arbeitsbehörde. Der tägliche Arbeitskräfteaustausch zwischen Wien und
Bratislava wird in Kürze ebenso Alltag sein wie jener zwischen Wien und
Niederösterreich. Und auch in diesem Bereich wird sich die Erfahrung, dass
angekündigte Katastrophen nicht stattfinden, bestätigen.
Auf das Entstehen dieses
Arbeitsmarktes bereitet sich Wien seit Jahren vor, konkret mit dem Projekt „Überregionale
Beschäftigungsinitiative Wien – Bratislava". Die Erhöhung der Transparenz
auf dem künftigen gemeinsamen Arbeitsmarkt, die Erhöhung der Mobilität der
Arbeitskräfte, sollen erreicht werden, Lohndumping oder schlechtere
Arbeitsbedingungen durch mangelnde Kenntnis von rechtlichen Rahmenbedingungen
sollen verhindert werden.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, abschließend möchte ich an die vielen Diskussionen erinnern, die
vor der Einführung des Euros geführt wurden. Als er kurz nach seiner Einführung
gegenüber dem US-Dollar geringfügig an Wert verlor, waren die Medien, aber auch
die Politik, voll mit Kassandrarufen. Heute liegt sein Wechselkurs zum
US-Dollar bereits bei 1 zu 1,5. Und der Doyen der österreichischen
Ökonomen, Prof Streissler, rechnet langfristig mit einem Verhältnis von
1 zu 2.
Wechselkurse basieren
letztlich auf der wirtschaftlichen Entwicklung. Europa wurde und wird schon oft
totgesagt. Totgesagte leben aber bekanntlich länger. In den 51 Jahren
ihres Bestehens hat die Europäische Union immer wieder bewiesen, dass sie fähig
ist, Phasen des Stillstands zu überwinden und den Traum eines gemeinsamen
Europas weiter in die Tat umzusetzen. Angesichts dieser Erfahrung scheint mir
ein wenig mehr Optimismus hinsichtlich der künftigen Entwicklung angebracht,
denn allzu leicht verliert man im täglichen Bemühen den Blick für die großen
Dinge, in diesem Fall das Bewusstsein, dass wir Teil des größten und
erfolgreichsten Friedenprojektes der Geschichte sind. Wien wird sich deshalb
auch in Zukunft am Bau unseres gemeinsamen Hauses Europa zum Wohle der in
unserer Stadt lebenden Menschen, aber auch zum Wohl aller Europäerinnen und
Europäer, mit aller Kraft beteiligen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Lange anhaltender Beifall bei SPÖ und ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Ich danke dem Herrn
Landeshauptmann für seine Mitteilung.
Die Geschäftsordnung
bestimmt, dass bei der nun folgenden Besprechung dieser Mitteilung kein Redner
öfter als zweimal und insgesamt nur 20 Minuten sprechen darf. Ausgenommen
von dieser Regelung ist der Herr Landeshauptmann selbst und die weiteren
zuständigen Mitglieder der Landesregierung. Deren Redezeit ist pro Wortmeldung
mit 20 Minuten beschränkt.
Zur Besprechung der
Mitteilung hat sich Herr StR Herzog zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Herr Präsident!
Der Herr Landeshauptmann hat
einen breiten Bericht über die kommunalen Gegebenheiten, die sich in Brüssel
entwickeln, gegeben. Er hat auch zugegeben und gesagt, dass der Vertrag, wie er
sich abzeichnet, ein gemischtes Ergebnis bringen werde. Es ist gut, dass so
etwas festgestellt wird. Die Charta der kommunalen Selbstverwaltung ist
sicherlich ein interessantes Thema, wir werden sehen, in welche Richtung sich
das entwickelt.
Er
hat aber auch noch etwas gesagt: Er hat davon gesprochen, dass das
Subsidiaritätsprinzip in Europa verstärkte Anwendung finden wird. Das kann in
meinen
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