Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 78
Inwieweit können Sie sich vorstellen, neben dem etablierten Modell der Bauträgerwettbewerbe in Wien auch innovative neue Wege in Richtung selbst organisiertes Wohnen, beispielsweise mittels einer Baugruppenagentur, einzuschlagen?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Stadtrat!
Amtsf StR Dr Michael Ludwig:
Leider war ich bei dieser Ausschussreise nicht mit, wir waren ja gemeinsam auf
einer anderen Ausschussreise, nämlich in Paris und in Lyon, um uns dort den
geförderten Wohnbau anzusehen. Ich glaube, wir haben ja beide den Eindruck
gewonnen, dass in diesem Vergleich der geförderte Wohnbau in Wien sehr, sehr
positiv abgeschnitten hat. Aber Berlin geht ja in vielen Bereichen einen etwas
anderen Weg als Wien. In diesem von Ihnen genannten Bereich ist das
interessant, in einem anderen Bereich bin ich etwas distanzierter, nämlich im
Bereich der Ausschüttung der Wohnbauförderung insgesamt.
Wir haben in Wien ein gemischtes Modell zwischen
Objektförderung und Individualförderung. Ich halte das auch für einen guten und
richtigen Weg, weil es die Möglichkeit bietet, punktgenau auf die Bedürfnisse
der Mieterinnen und Mieter einzugehen.
In Berlin ist das anders. In Berlin wird die
Wohnbauförderung derzeit gerade sehr stark umgestellt in Richtung
Individualförderung. Es wird in Berlin ein sehr hoher Betrag für die
Wohnbauförderung zur Verfügung gestellt, nämlich 1,3 Milliarden EUR,
aber nur 10 Prozent, nämlich 130 Millionen EUR, werden für
Objektförderung ausgegeben, das heißt also, für Neubau und für Sanierung. Das
ist nur die Hälfte von dem, was wir in Wien allein in Neubau machen, obwohl
Berlin doppelt so viele Einwohner hat wie Wien. Das heißt, der restliche Betrag
wird in Berlin ausschließlich für die Rückzahlung von Darlehen ausgegeben,
sohin eigentlich für Leistungen, die schon in der Vergangenheit liegen. Wir
geben die Wohnbauförderung in Wien zu einem sehr großen Teil für kommende
Projekte aus, das heißt, für Innovation, für zukünftige Dinge. Auf diesen
Unterschied zwischen Wien und Berlin im Bereich der Wohnbauförderung wollte ich
insgesamt aufmerksam machen, weil sich daraus natürlich auch die Möglichkeit ergibt,
wie man mit Projekten umgeht.
Jetzt zur ganz konkreten Frage: selbstbestimmtes
Wohnen. Ja, ich bin sehr dafür, dass wir prüfen, welche Möglichkeiten es gibt,
Mieterinnen und Mieter oder potenzielle Mieter schon in der Planungsphase
stärker einzubeziehen, beziehungsweise auch darüber nachzudenken, wie man
interessierte Mietergruppen schon in der Planungsphase so zusammenbringen kann,
dass sie auch gemeinsam an der Entwicklung eines Projektes interessiert sind.
Es gibt, wie ich meine, in Wien gute Modelle in
diesem Bereich. Wir haben ja beispielsweise in unserem Heimatbezirk, in
Floridsdorf, eine ganze Reihe von vergleichbaren Projekten, wie beispielsweise
die autofreie Stadt, oder wie auch die Frauen-Werk-Stadt. Es gibt mit der
Sargfabrik beispielsweise auch ein Modell, das ja jetzt auch schon Folgemodelle
mit sich gebracht hat, wo es eine sehr starke Mitbestimmungsmöglichkeit der
Mieterinnen und Mieter gibt.
Ich glaube, dass es Sinn macht, diese Projekte zu evaluieren
– das wird derzeit auch gerade von unserer Wohnbauforschung gemacht –, um
darüber nachzudenken, wie man diese schon sehr guten Projekte, die wir in Wien
haben, so evaluiert, dass wir weitere Schritte gehen und darüber nachdenken
können, wie wir beispielsweise Wohngemeinschaften schon in der Planungsphase
berücksichtigen können. Ich denke hier an Wohngemeinschaften von Jüngeren, aber
auch generationsübergreifend, wie ja auch unser gemeinsames Projekt
Mühlgrundweg angedacht war, oder dass man überhaupt verstärkt auch in die
Richtung geht, Seniorenwohngemeinschaften zu etablieren. Das setzt natürlich
auch andere Förderinstrumente voraus, ich bin jedoch sehr daran interessiert,
in diesem Bereich weitere Schritte zu setzen.
Präsident Johann Hatzl:
Herr Abg Dworak.
Abg
Ing Mag Bernhard Dworak
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Einen schönen guten Morgen, Herr
Stadtrat!
Bekannterweise ist die Stadt Wien ein Kostentreiber,
denn bei den Gebühren gerade im Wohnbau sind die Kosten höher als der Verbraucherpreisindex.
Unter anderem sind natürlich diese Gebühren überdeckt. Die Stadt Wien macht
sich in gewissen Bereichen wie etwa der Müllabfuhr ein Körberlgeld. Die
Müllabfuhr gehört im Detail natürlich nicht zu Ihrem Ressort, aber insofern
doch, als es Kosten sind, die die Mieterinnen und Mieter treffen.
Wie halten Sie es mit der Wiedereinführung der
Aufwandsneutralität bei den Gemeindegebühren?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Stadtrat!
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Also
ich möchte jetzt nicht eine Gebührendebatte weiterführen, die wir ja die in dem
Haus schon mehrfach abgehandelt haben. Ich glaube, Sie werden sicher in allen
Berechnungen sehen, dass die Gebühren über einen längeren Zeitraum durchaus
nicht nur im Vergleich mit anderen Städten standhalten können, sondern auch
deutlich unter denen anderer Städte liegen und dass die Anpassungen, die
vorgenommen worden sind, wenn man einen längeren Zeitraum heranzieht, durchaus
als moderat zu bezeichnen sind.
Ich denke, dass der Schritt, den die Frau Finanzstadträtin
Brauner gesetzt hat, nämlich in Zukunft nicht mehr mehrere Jahre zusammenkommen
zu lassen und dann eine Anpassung vorzunehmen, sondern eine laufende
Evaluierung entsprechend der sonstigen wirtschaftlichen Entwicklung
vorzunehmen, ein sehr richtiger und guter ist, und ich bin sehr zuversichtlich,
dass diese Maßnahmen dazu führen, dass wir diesen sehr erfolgreichen Weg, den
wir in der Vergangenheit beschritten haben, auch in der Stabilisierung der
Miethöhen beizubehalten.
Präsident Johann Hatzl:
Frau Abg Floigl.
Abg Veronika Floigl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
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