Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 67
gemeinsam mit den Mitunterzeichneten:
„Der Wiener Landtag spricht sich für die Anerkennung
der Achtung der europäisch-demokratischen Werte wie Menschenwürde, Freiheit,
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aus.
Der Wiener Landtag bekennt sich zur Trennung von
Staat und Religion in allen Aspekten und verlangt die unabdingbare Einhaltung
dieser Grundprinzipien unserer Gesellschaft. Keine Religion und kein
Herrschaftssystem darf sich über unsere Werte und Grundprinzipien hinwegsetzen.
Der Landtag spricht sich gegen jedweden religiösen
Fundamentalismus aus. Der Landtag tritt allen fundamentalistisch-islamischen
Umtrieben zum Schutze unserer Demokratie und zum Erhalt unserer schwer
erkämpften Grundrechte entschieden entgegen.
Der Wiener Landtag verurteilt den unabdingbaren
Gehorsam vor religiöser Autorität, der von religiösen Führern politisch
instrumentalisiert wird. Er verurteilt Zwangsehen, Ehrenmorde,
Genitalverstümmelungen oder die Errichtung so genannter islamisierter Räume. Er
verurteilt radikalislamische Tendenzen in Gebetshäusern, Moscheen und im
Religionsunterricht. Er tritt für die freie Religionsausübung ein, räumt aber
der österreichischen Rechtsordnung klaren Vorrang ein, wenn es zu
Unvereinbarkeiten mit islamischen Vorschriften oder Traditionen kommt. –
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der FPÖ.)
In diesem Sinne fordere ich Sie auf, sich mit diesem
Thema ernsthaft auseinanderzusetzen und nicht nur reflexartig zu schreien sowie
irgendwelche diffamierenden Ausdrücke in den Mund zu nehmen, sondern sich
tatsächlich dem Problem zu stellen, denn die österreichische Gesellschaft hat
es sehr notwendig, dass wir uns damit auseinandersetzen! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg Mag Vassilakou. Ich erteile es
ihr.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren!
Rassismus hat in der Tat sehr viele Gesichter, und es
ist deswegen so schwierig, darüber zu diskutieren, weil die Gruppen, die
rassistisch angefeindet werden, laufend wechseln. Ich selbst lebe seit
inzwischen 22 Jahren in Österreich und habe in dieser Zeit zum Beispiel
erlebt, dass rassistische Äußerungen gegen Orthodoxe gemacht wurden. Das war
vor etwa 15 Jahren relativ modern. Sofern ich mich recht erinnere –
und ich erinnere mich recht! –, war es Ihr damaliger Obmann
Dr Haider, der vor der Orthodoxie sogar im Zusammenhang mit dem damals
diskutierten EU-Beitritt Österreichs gewarnt hat. Ich habe erlebt, dass Rumänen
rund um die rumänische Revolution das Ziel von Rassismus war. Ich habe erlebt,
dass der Rassismus Afrikaner betroffen hat. Gerade hier in Österreich ist uns
natürlich der Antisemitismus als Phänomen bekannt, und zwar sowohl historisch
als auch leider heute noch.
Und jetzt ist man beim Islam gelandet! Jetzt sind es
die Menschen islamischen Glaubens, die pauschal als Bedrohung für dieses Land
dargestellt werden und die jetzt irgendwie dran glauben müssen. – Das
Rezept ist immer dasselbe.
Sie haben vorhin gesagt, man möge beantworten, was
falsch an den Aussagen von Herrn StR Herzog war. – Ich werde versuchen,
das zu beantworten: Falsch handelt man dann, wenn man Taten eines Einzelnen
oder kleinerer Gruppen pauschal auf eine große Gruppe von Menschen überträgt
und argumentiert, dass alle aus dieser Gruppe so handeln, weil es in ihrer
Natur, in ihren Genen, in ihrer Kultur oder in ihrer Religion liegt. Das ist
Rassismus! Und das ist auch das Problematische bei Herrn Herzogs Ausführungen.
Man mag einzelne Argumente seiner Rede unterschreiben oder auch nicht. Es mag
sich dabei um reale oder auch übertriebene Probleme handeln. In dem Moment, in
dem man solche Beispiele aber auf eine ganze Religion und auf alle Menschen,
die dieser Religion angehören, überträgt, wird das jedoch zu einem sehr, sehr
großen Problem!
Damit sind wir beim Kern des Problems des Rassismus,
der meines Erachtens sehr wohl in Ihrer Partei vorhanden ist. Das Ganze geht
auch immer wieder von Ihrer Partei aus und erschüttert weite Teile der
österreichischen Gesellschaft, so wie es gerade jetzt bei den Grazer Wahlen
wieder der Fall war.
Somit bleibt mir an dieser Stelle im Zusammenhang mit
den Ausführungen von Frau Winter nur mehr zu sagen: Meine Damen und Herren,
ganz besonders von der FPÖ! Diese Aussagen von Frau Winter waren nicht nur
rassistisch und unfair, sie waren nicht nur pauschal diffamierend und
beleidigend, sondern sie waren bis zu einem gewissen Grad sogar faschistoid!
Ich möchte diesen Ausdruck ganz bewusst an dieser Stelle verwenden, denn immer
dann, wenn man einer Gruppe von Menschen pauschal etwas vorwirft und etwa
meint, dass sie als ein Ganzes hinters Mittelmeer zurückgeworfen werden müssen,
wo sie herkommen, immer dann, wenn man ihnen als Individuen jeglichen Respekt
versagt und sie zu einer kleinen Nummer im Rahmen einer Ideologie macht, die
man vertritt, dann agiert man nicht nur rassistisch, sondern auch faschistoid!
Der Kern des Faschismus besteht ja darin, dass der vermeintlich anders Denkende
oder anders Handelnde, derjenige, der als Gefahr für die eigene Gesellschaft
identifiziert wird, jegliche Berechtigung verliert, sich als Teil und Mitglied
dieser Gesellschaft zu fühlen und zu bewegen. (Zwischenruf von Abg
Mag Johann Gudenus, MAIS.)
Das ist sehr wissenschaftlich! Ich gehe davon aus,
dass manche von Ihnen sogar an der Universität waren, das heißt, dass Sie sogar
durchaus imstande sind zu verarbeiten, was ich Ihnen hier sage! Sie können sich
also nicht einmal darauf ausreden, Sie hätten es nicht verstanden!
Sie wissen genauso wie ich, was
der Kern des Faschismus ist und worin Faschismus endet: Er endet nämlich immer
damit, dass eine Gruppe von Menschen alle Rechte verliert. Er endet immer
damit, dass in einer Gesellschaft das Gleichgewicht abhanden kommt. Er
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