Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 67
Menschenrechte weicht von der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in vieler Hinsicht ab. Vor allem dadurch, dass sie eindeutig nur jene Rechte anerkennt, welche im Einklang mit der Scharia stehen. Bei fast jedem Verweis auf die Menschenrechte“ - und von ihnen sind da 23, 24 Punkte angeführt – „macht die Kairo-Erklärung die Einschränkung, dass diese Rechte im Einklang mit der Scharia ausgeübt werden müssten. Im Artikel 22 zum Beispiel beschränkt sie die Redefreiheit auf jene Meinungsäußerungen, die dem islamischen Rechtsweg widersprechen. Die Kairo-Erklärung steht im Widerspruch zum internationalen Verständnis der Menschrechte, weil sie die Unumstößlichkeit der Religionsfreiheit nicht anerkennt. Die Erklärung unterstützt die Gleichstellung von Mann und Frau nicht, sie stellt die Überlegenheit des Mannes fest. Der Artikel 6 der Erklärung garantiert Frauen gleiche Würde, aber nicht Gleichstellung.
Daher ist festzustellen, dass das Problem des Islam
und seine Integrierbarkeit in Europa, in Österreich, in Wien in Bezug auf
unsere Lebensverhältnisse natürlich da ist und existiert. Eine Lösung sieht
eher düster aus und ist zur Zeit nicht zu erkennen, auch wenn Sie von den
anderen Parteien hier so tun, als wäre alles in Butter. Das sehe ich nicht so.
Und ich frage mich natürlich, warum zum Beispiel die SP-Frauen die Frauenrechte
massivst auch hier in diesem Haus vertreten, sie massivst anstreben, zum
Beispiel nachhaltig Gender Mainstreaming betreiben und warum die gleichen
Frauen bei der Umsetzung genau dieser Inhalte in Bezug auf die moslemischen
Frauen eigentlich nur in dröhnendes Schweigen verfallen und sonst gar nichts.
Für die GRÜNEN müsste das ja noch mehr gelten, denn fast alles, was die GRÜNEN
wollen, wollen die meisten Moslems sicher nicht. Weder die Rechte von Frauen
noch die Rechte und die Behandlung sexueller Minderheiten sind etwas, das von
den GRÜNEN auch nur annähernd in gleicher Weise behandelt wird wie von den
Moslems.
Und ich glaube im Sinne des Dr Stürzenbecher reden zu
können, wenn er sagt „die Stabilität des Wertesystems“. Herr Dr Stürzenbecher,
ich glaube, es ist an der Zeit, europäische und österreichische Grundrechte
durchzusetzen und nicht feige vor entschlossenen Minderheiten zurückzuweichen!
Wir müssen den Rechtsstaat und unsere Verfassung überall zur Geltung bringen,
ohne Wenn und Aber! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Mag Korun. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Stichwort „Gleichstellung von Frauen“. Ich denke mir,
das war ein gutes Stichwort, denn der bloße Blick in die Sitzreihen der FPÖ
beweist, dass sich die FPÖ-Fraktion das wirklich zu Herzen genommen hat,
nämlich ganze zwei weibliche Abgeordnete sitzen hier und zwölf männliche
Kollegen, glaube ich, oder dreizehn männliche Kollegen! Also es ist ein enorm
hoher Frauenanteil und sicher eine super tolle Frauengleichbehandlung, die Sie
tagtäglich in Ihrer politischen Praxis und in Ihrer politischen Arbeit
praktizieren! Danke vielmals für diese gelebte Frauengleichstellung, wo Sie
sich daraus dann in einer Art von Chuzpe sozusagen das Recht nehmen, bei
anderen Gruppen und bei anderen Religionsgesellschaften oder -gemeinschaften
über angebliche Gleichstellung zu reden! Danke für dieses tolle Beispiel, das
Sie uns da geliefert haben.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Nachdem der Tabubruch,
der von der FPÖ im Grazer Wahlkampf begangen wurde, noch nicht lange vorbei ist
und nachdem das unsere erste gemeinsame Sitzung nach der Grazer Wahl und nach
diesem Tabubruch ist, war und ist es uns GRÜNEN ein großes Anliegen, das Thema
hier auch zu besprechen und unser Resolutionsantrag hat auch Unterstützung
gefunden, was uns freut, und hat offensichtlich nicht nur andere Anträge nach
sich gezogen, sondern auch eine Debatte entfacht. Wir wissen alle, dass die
Wortmeldungen, die rassistischen, islamfeindlichen und hetzerischen
Wortmeldungen der FPÖ, und zwar nicht nur durch ihre Spitzenkandidatin, eine
kalkulierte Eskalation waren. Wir kennen diese politische Strategie von der FPÖ
schon zur Genüge, sie ist ja schon sattsam bekannt. Diese Strategie hat man ja
auch im letzten Wiener Wahlkampf beispielsweise mit den Plakaten gefahren:
„Daham statt Islam“, wo man versucht hat, Zu-Hause-Sein als Gegensatz zum
Moslem-Sein zu konstruieren und wo man nicht nur Muslimen die Message gegeben
hat „Ihr seid hier nicht zu Hause, ihr seid hier nicht erwünscht“, sondern auch
allen Nichtmuslimen die Nachricht überbracht hat, Muslime würden eigentlich
nicht hierher gehören. Konsequent weitergedacht heißt das eigentlich „Weg mit
ihnen“.
Trotzdem stellen die Aussagen, die
getätigt wurden - wie gesagt, nicht nur von der Spitzenkandidatin, sondern auch
vom Parteivorsitzenden und von anderen Kollegen und Kolleginnen, beispielsweise
auch vom Sohn der Spitzenkandidatin, der ja auch ein Funktionär der
Freiheitlichen Partei beziehungsweise der Freiheitlichen Jugend ist -, diese
ganzen Töne und die so genannte Qualität dieser Töne doch eine ganz neue
Erfahrung in der Politik betreffend Hetze gegen Minderheiten und Hetze gegen
Muslime dar. Die so genannte Qualität des Angriffs gegen die Gläubigen einer
ganzen Glaubensgemeinschaft, übrigens nicht nur einer anerkannten
Religionsgemeinschaft, sondern der inzwischen zweitgrößten
Religionsgemeinschaft in Österreich, dieser Angriff ist sogar auf Grund von ein
paar anderen Wortmeldungen der Spitzenkandidatin etwas untergegangen. Sehr
viele Kritiker und Kritikerinnen haben sich auf die Sager vom „Triebtäter“
bezogen. Leider ist etwas untergegangen, der Sager: „Der Islam muss hinter das
Mittelmeer, wo er ursprünglich hergekommen ist, wieder zurückgeworfen werden.“
Abgesehen davon, dass es mit den Geschichtskenntnissen der Spitzenkandidatin
der Grazer FPÖ offensichtlich nicht weit hergeholt ist, denn sonst müsste sie
eigentlich wissen, dass auch das Christentum so ziemlich von dort beziehungsweise
aus dieser
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