Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 67
schnappt regelmäßig zu. Totschweigen dieser
Unsäglichkeiten wäre der richtige Weg.
Es wäre der richtige Weg, diesen Unsinn nicht noch
weiter zu transportieren. Aber leider ist diese Vorgangsweise nicht möglich,
das weiß ich als Medienmensch zu gut. Auch Medien haben genau dieses Problem,
wie man damit umgeht. Dann gibt es eben Runde Tische und wir bestätigen dann
einander, was gesagt werden muss.
Wenn Totschweigen nicht geht, dann ist immerhin die
Möglichkeit, die eigene Position darzulegen. Ich will das versuchen: Die
Achtung der Menschenrechte, Menschenwürde, Respekt vor Mitbürgern, egal, woher
sie kommen, Toleranz, Minderheitenschutz und Minderheitenrechte, die Wahrung
der Minderheitenrechte, Wahrung der Religionsfreiheit, die Trennung von Staat
und Kirche, Rechtsstaatlichkeit - all das sind Konstruktionsprinzipien der
Demokratie, die es zu sichern und aufrechtzuerhalten gilt. Wir lassen uns das
nicht schlechtreden. Wir lassen uns diese Dinge nicht madig machen und wir
wollen damit nichts zu tun haben, mit diesem Versuch, diesem durchsichtigen
Versuch, diese Dinge ins Gerede zu bringen! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir leben zum Glück in einer entwickelten Demokratie,
in einer stabilen Demokratie. Dennoch ist es notwendig, jeglicher Anfänge zu
wehren, weil selbst die stabilste Demokratie nur dann bestehen und überleben
kann, wenn sie jeden Tag von Demokraten verteidigt wird. Alle Versuche, hier
außerhalb des Grundkonsenses dieser Zweiten Republik zu agieren, sind
schärfstens zurückzuweisen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Ich bringe daher gemeinsam mit meinem Kollegen Omar
Al-Rawi einen Beschluss- und Resolutionsantrag betreffend die Verurteilung von
religionsfeindlichen und diffamierenden Aussagen, Minderheitenfeindlichkeiten
und Islamfeindlichkeiten ein. In formeller Hinsicht wird die sofortige
Abstimmung beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich halte es für notwendig,
diese Dinge klar zu legen. Sie sind für uns selbstverständlich. Sie sind für
andere Fraktionen auch selbstverständlich, leider nicht für alle Fraktionen
dieses Hauses. Dennoch appelliere ich an Sie, nicht aufgeregt zu sein, die
Provinzpeinlichkeit dort zu lassen, wo sie passiert ist, sie auch im
Stellenwert dort zu lassen, wo sie passiert ist und was passiert ist, eine
Peinlichkeit aus durchsichtigen Motiven. Ich meine, wir sollten diesen
Wahlkampfstrategien nicht auf den Leim gehen. - Besten Dank! (Beifall bei der
ÖVP und von den Abgen Dipl-Ing Omar Al-Rawi und Dr Kurt Stürzenbecher.)
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Stürzenbecher. Ich erteile
es ihm.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe
Kolleginnen und Kollegen!
Auch wir debattieren den Stabilitätspakt und ich
werde im ersten Teil meiner Rede auch dazu sprechen und im zweiten Teil meiner
Rede dann auf die wichtige Problematik eingehen, die Kollege Wolf, mein
Vorredner, angerissen hat.
Der Österreichische Stabilitätspakt 2008 steht
zur Debatte. Ich kann schon vorausschicken, ich plädiere auf Zustimmung. Der
Stabilitätspakt ist ja auch immer im Zusammenhang mit dem Finanzausgleich zu
sehen und schreibt eben die Weiterführung der stabilitätsorientierten
Budgetpolitik vor. Ziel des Stabilitätspakts ist es, Verpflichtungen aus dem
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt umzusetzen. Es geht um die Regeln
für die Haushaltsdisziplin der Mitgliedsstaaten. Und wie Sie alle wissen, geht
es eben darum, dass das gesamtstaatliche Haushaltsdefizit bei den Staaten der
Europäischen Union nicht mehr als 3 Prozent des BIP betragen darf oder die
gesamtstaatliche Bruttoschuldquote 60 Prozent des BIP nicht übersteigt.
Wenn das der Fall ist, sind eben finanzielle Sanktionen möglich.
Jetzt ist es - und der Kollege Margulies ist heuer,
im Gegensatz zum vorigen Mal, nicht darauf eingegangen - aber grundsätzlich
sicher auch möglich, darüber zu diskutieren, ob diese Regeln das Beste vom
Denkmöglichen sind und man könnte sicher darüber nachdenken, inwieweit bei
Konjunkturflauten und -einbrüchen mehr Flexibilität möglich wäre. Man kann auch
darüber diskutieren, ob durch dieses System Nettozahler nicht benachteiligt
sind. Aber Faktum ist, die Regeln gelten. Sie sind im Großen und Ganzen okay
und für das Funktionieren der Europäischen Union notwendig.
Es ist deshalb so, dass wir natürlich den Spruch
„pacta sunt servanda“ - die Verträge sind einzuhalten - hier auch einhalten.
Das ist ein Spruch, der für unsere demokratische Kultur, für unsere
rechtsstaatliche Struktur, ich würde sogar sagen für unseren „Way of life"
in Europa absolut richtig und notwendig ist: Verträge sind einzuhalten. Und so
ist der innerösterreichische Stabilitätspakt zu sehen. Er regelt die Beiträge
der einzelnen Gebietskörperschaften zur Haushaltskonsolidierung sowie
Informationspflichten und Sanktionen und im Sinne des kooperativen
Bundesstaates werden dabei Regelungen getroffen, die für alle Vertragspartner
akzeptabel sind, auch wenn bei den Verhandlungen natürlich oft sehr harte
Stunden durchzumachen sind. Und ich bin der heute im Ausland weilenden
Finanzstadträtin und Vizebürgermeisterin Renate Brauner sehr dankbar, dass sie
bei diesen Verhandlungen die Wiener Interessen mit so großem Engagement und so
erfolgreich vertreten hat. Letztlich ist ein sinnvolles Ergebnis
herausgekommen.
Es ist jetzt vielleicht nicht
notwendig, alle Details des Stabilitätspakts aufzuzählen. Ich habe noch zwei
Nachredner meiner Fraktion, die auf das vielleicht auch eingehen werden. Aber
grundsätzlich ist es so, dass der Bund sich wieder verpflichtet, die Budgetpolitik
so stabilitätsorientiert zu gestalten, dass das Budgetdefizit für 2008 im
Bundeshaushalt maximal 1,33 Prozent des BIP ausmacht und in den
Folgejahren noch geringer ist. Die Länder verpflichten sich, für das
Jahr 2008 einen Stabilitätsbeitrag in Form eines durchschnittlichen
Haushaltsüberschusses von nicht mehr als 0,45 Prozent des BIP, für das
Jahr 2009 in der Höhe von unter
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