Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 67
ausgesprochen haben. Sie haben auch angeführt, was der Fonds Soziales Wien für die still bettelnden Menschen macht, und dass es hier Hilfsangebote gibt. Aber gibt es darüber hinaus Maßnahmen, die die Stadt Wien auch mit den benachbarten Ländern setzen wird, um genau diese organisierte Bettelei, auch mit Kindern, mit Minderjährigen, schon im Vorfeld zu unterbinden und vor allem im sozialen Bereich Maßnahmen zu treffen, dass diese bettelnden Menschen nicht nach Wien kommen.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Ja,
selbstverständlich. Es steht die Stadt in sehr gutem Kontakt mit den meisten
Herkunftsländern der älteren, und vor allem jüngeren Bettler. Wir haben sehr
gute Kontakte insbesondere nach Rumänien und Bulgarien, um auch deutlich zu
machen, dass wir hier auch gemeinsam helfen wollen, etwa im Bereich von
Unterbringung und in der Unterstützung anderer Organisationen - Stichwort ist
hier etwa Pater Sporschill, aber natürlich auch darüber hinaus gehende
Organisationen, die das auch noch wesentlich breiter machen. Also, wir helfen
hier auch vor Ort.
Aber ich mache hier auch noch einmal deutlich, dass
dies auch eine Kooperation im Bereich der Polizei und der
Kriminalitätsbekämpfung bedeutet, denn organisierte Bettelei - wenn man Kinder
zusammenholt und die unter Anleitung eines Erwachsenen dann nach Wien geschickt
werden, um hier zu betteln - ist ein krimineller Akt, und daher ist dieser
kriminelle Akt auch zu bekämpfen. Und in dieser Zweiteilung - wie ich vorhin
schon sagte -, werden wir auch in Zukunft weiter vorgehen. Helfen, dort wo es
in der Tat auch ein Sozialproblem oder eine soziale Frage ist, um somit auch
der Kriminalität den Boden zu entziehen, denn das ist meiner Auffassung nach
eine mindest ebenso effektive Maßnahme gegen Kriminalität, solche sozialen
Verhältnisse herzustellen, dass keine Kriminalität notwendig ist, wie die
Kriminalität durch Polizeimaßnahmen zu bekämpfen. Wir tun beides.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön.
Die 3. Zusatzfrage kommt von Herrn Abg Dr Aigner. Ich bitte ihn
darum.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich glaube, die juristische Problematik von
unbestimmten Gesetzesbegriffen wie aggressiv, Aggressivität beim Betteln, wie
Organisiertheit, besteht halt darin, dass es schwer nachzuweisen ist. Die bloße
Vermutung, dass Bettler Teil einer Organisation sind, lässt sich ja oft für die
Beamten vor Ort nicht derart erhärten, dass man diese Gesetze leicht vollziehen
kann.
Daher ertönt immer lauter auch der Ruf nach einem
generellen Bettelverbot, und es gibt ja schon drei Bundesländer in Österreich,
die ein solches generelles Bettelverbot im öffentlichen Raum, also jetzt nicht
im Privatbereich, wie Kirchen, et cetera, verhängt haben. Sind Ihnen im Rahmen
Ihrer Kontakte innerhalb der Landeshauptleutekonferenz oder auf anderer Ebene
Erfahrungen dieser Bundesländer bekannt geworden, ich glaube, es handelt sich
um Tirol, Salzburg und Vorarlberg, und welche Erfahrungen man dort mit einem
generellen Bettelverbot gemacht hat?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Ich möchte jetzt gar nicht auf differenzierten
Gesetzesbestimmungen in den drei von Ihnen genannten Bundesländern eingehen,
denn die so genannten Freiräume, die von diesem Bettelverbot nicht betroffen
sind, sind wesentlich größer als die Vorräume von Kirchen oder das Vorfeld von
Kirchen und würde in Wien zweifelsohne einen sehr breiten Raum, etwa den ganzen
Stephansplatz, Stock-im-Eisen-Platz und viele andere betreffen, wenn ich etwa
das Salzburger Modell dazu heranziehe.
Aber unabhängig auch davon: Ja, natürlich reden wir
darüber, das ist ja gar keine Frage, wir unterhalten uns noch viel mehr an den eigentlichen
Orten, wo es Bettelei gibt. Ich habe mit dem früheren und offensichtlich auch
neuen und künftigen Bürgermeister von Graz einen sehr lebhaften
Meinungsaustausch über diese Frage auch immer wieder gehabt und all die
Erfahrungen und Diskussionen, die es über weite Strecken gegeben hat, haben ja
letztendlich auch dieses differenzierte Modell ergeben, das wir seit Jahren
nunmehr auch in Wien anwenden, und das hat sich ja zweifelsohne auch sehr gut
bewährt.
Also, ich habe bisher jedenfalls noch kein rationales
Argument gehört, das mich zu einer Abkehr dieser Vorstellungen oder dieser
Praxis, wie wir sie hier pflegen, bewogen hätte. Was Ihre juristischen
Mitteilungen betrifft, so will ich sie dort belassen, wo sie sind, denn ich
darf Ihnen versichern, dass die entsprechenden Formulierungen mit
Polizeijuristen und Experten in dem Bereich auch abgesprochen wurden und ich
halte nicht sehr viel davon, dass, wenn man mit Experten spricht und die
meinen, das sei eine gute Formulierung, dieselben dann kurze Zeit später
irgendjemandem was anderes erzählen oder in den Medien davon abrücken. Das
zeigt halt einmal mehr ein bisschen die Problematik auch von Experten, die
alles wissen, aber nichts verantworten müssen.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön.
Die vierte und letzte Zusatzfrage erfolgt durch Frau Abg Matiasek, bitte!
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich möchte noch eine Frage zur Kriminalität im
Allgemeinen stellen. Es ist ja ganz deutlich, vor allem, weil auch Sie selbst
etwas unternehmen, und weil Geschäfte, Einkaufszentren und so weiter, zunehmend
private Wachdienste anstellen, um die Sicherheit ihrer Kunden, aber durchaus
auch ihre Waren vor Diebstahl zu sichern.
Das nimmt massiv zu, und derzeit
ist die Nachfrage oft größer als das Angebot an qualifiziertem Personal. Diese
Unternehmen tun ja das nicht, um diese Firmen sozusagen am Leben zu erhalten,
sondern weil sie guten Grund dazu haben, und weil die Entwicklung und leider
auch die Prognosen dafür sprechen, dass sich die
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