Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 67
organisierten Kriminalität ihren Teil holen und einen strategischen Nutzen daraus ziehen wollen, und die erhöhte Frequenz von Passanten in der Stadt, etwa an Verkehrsknotenpunkten, aber auch in Geschäftsstraßen, nützen wollen.
Und da frage ich Sie, wie wird man in Wien jetzt
darauf reagieren, dass hier verstärkt - auch die warme Jahreszeit wird sicher
dazu beitragen – die durchaus organisierte Bettelei ihren Nutzen daraus ziehen
will und die Menschen, unter ihnen viele Frauen, hoffentlich keine Kinder mehr,
aber durchaus alte und behinderte Menschen, platzieren werden, um ein gutes
Geschäft zu machen.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrte Frau Abgeordnete!
Zunächst noch einmal ein Wort dazu, denn ich habe mir
natürlich über diese Frage, schon als ich sie das erste Mal gelesen habe,
Gedanken gemacht. Ich weiß nicht, ob sie von Ihnen war, aber jedenfalls war es
von Ihrer Fraktion, diese Behauptung der zunehmenden Bettelei wie auch der
zunehmenden Kriminalität seit Eröffnung des Schengenraumes, und nachdem man von
mir zu Recht verlangen kann, eine einigermaßen wissensbasierte Politik zu
machen, und das nicht mein Spezialgebiet ist, habe ich mich bei Experten
erkundigt - so wie Sie das ja sicherlich auch tun, und der Ansprechpartner ist
für mich natürlich der Leiter der entsprechenden Polizeidienststelle -,
inwiefern hier ein vermehrter Anstieg seit der Schengenöffnung zu bemerken ist.
Und er hat mir die Auskunft gegeben, die ich Ihnen hier auch gegeben habe. Und
ich muss mich natürlich darauf verlassen, was mir hier auch berichtet wird,
denn die Eigenwahrnehmung, das sage ich auch dazu, bei gelegentlichen Gängen
durch die Wiener Innenstadt zu unterschiedlichen Wochenzeiten, also
einschließlich auch Samstag, ist zweifelsohne auch diese Wahrnehmung. Wenn ich
etwa durch andere österreichische Städte an einem Samstag gehe - und da rede
ich jetzt nicht von italienischen oder anderen -, sondern von österreichischen
Städten, dann schaut die Welt gelegentlich etwas anders aus.
Ich denke, dass wir daher für die Normalzeiten diesen
Weg auch der gemeinsamen Tätigkeit mit der Polizei gehen, deren Aufgabe es ist,
organisierte Bettelei zu unterbinden, wie auch insgesamt
Kriminalitätsbekämpfung zu machen. Aber unsere Leute gehen hier auch entsprechend
mit, um jenen zu helfen, die nun in der Tat sogenannte stille Bettelei machen,
die halt meinen, auf diese Form des Gelderwerbes angewiesen zu sein. Wir
beschäftigen uns mit ihnen, und wir bieten ihnen auch entsprechende
Arbeitsmöglichkeiten an.
Ich habe das selbst in ähnlicher Form, wie das auch
mein Amtsvorgänger Helmut Zilk gemacht hat, immer wieder getan, den einen oder
anderen Bettler zu fragen, warum er da sitzt, und er kann selbstverständlich am
nächsten Montag in einer der Stellen des Magistrates zu arbeiten anfangen. Ich
darf Ihnen versichern, dass von etwa fünfzig, die wir auf diese Art und Weise
eingeladen haben, fünf überhaupt gekommen sind und vielleicht einer geblieben
ist.
Gut, ist auch schon was, aber so ist eben im
Regelfall die Realität. Also, ich sage dazu, auch das muss man
entromantisieren, es ist alles, wie es ist, aber nichtsdestotrotz werden wir
selbstverständlich diese Hilfe für tatsächlich Hilfsbedürftige auch anbieten
und hier auch eine differenzierte Vorgangsweise wählen. Im besonderen Ausmaß
wird dies natürlich auch gelten für ein Großereignis, wie dies die
Fußballeuropameisterschaft sein wird. Es gibt im Hinblick auf Sicherheit eine
Fülle von Vorbereitungen in sehr guter Kooperation der Sicherheitspartner mit
der Stadt Wien.
Das sind natürlich zunächst die Polizei, die
Bundespolizeidirektion Wien, auch das Innenministerium, wo ein eigener
Koordinator dafür eingesetzt wurde, mit den entsprechenden
Rettungsorganisationen, mit all den Blaulichtorganisationen, die zusammengefasst
sind. Da hat man natürlich auch mit dem Pfarrkreis Verbindung aufgenommen.
Also, es gibt hier äußerst differenzierte
Vorbereitungen, selbstverständlich auch für die Kriminalitätsbekämpfung und
selbstverständlich auch gegen die Bettelei. Das ist ja überhaupt keine Frage,
denn ich sage noch einmal: So wenig, wie ich irgendwelche Krawalle bei
Fußballspielen haben will, sondern einen friedvollen, fröhlichen Sport, der das
Völkerverbindende auch im besonderen Ausmaß herausstreicht - jeder weiß, wie
sehr ich den Fußball liebe, und das auch in besonderem Ausmaß hier hervorkehren
will -, so sehr wird man aber darauf achten müssen, dass auch die
Rahmenbedingungen dafür stimmen, und seit rund einem Jahr bereiten wir uns, die
Stadt, gemeinsam mit den Sicherheitspartnern, darauf vor.
Ich sage auch hinzu, dass dies nicht nur für die
Bereiche des unmittelbaren Sports, also des Stadions oder der Fan-Zonen gilt,
sondern selbstverständlich für die ganze Stadt. Wir werden gemeinsam mit der
Wiener Polizei sehr darauf achten, dass für diese Zeit auch die Normalität der
Sicherheitslage dieser Stadt aufrechterhalten bleibt und sich nicht nur - unter
Anführungszeichen - alles konzentriert auf die Sportstätte beziehungsweise auf
die Fan-Zonen.
Das ist mir sehr wichtig, und das ist auch der Grund,
warum mit dem Innenminister vereinbart wurde, dass ein wesentlicher
zusätzlicher Teil an Polizisten für diese Zeit nach Wien kommen wird, um hier
entsprechend mitzuhelfen, dass diese Normalität der Sicherheit auch in der
ganzen Stadt aufrechterhalten werden kann, und man von vornherein auch
signalisiert: Was Kriminalität betrifft, ist Wien keine offene Stadt, was die
Gäste betrifft und die Gastfreundschaft, selbstverständlich.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke, Herr
Landeshauptmann! Die 2. Zusatzfrage kommt von Frau Abg Smolik. Bitte sehr.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Ja, Herr Landeshauptmann!
Ich möchte Ihnen danken für die
klaren Worte bezüglich des generellen Bettelverbotes, die Sie hier
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