Landtag,
14. Sitzung vom 22.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 55
was sie brauchen, sie bekommen es unbeschadet ihres Versicherungsstatus und ihrer sozialen Situation. Wenn es nur wahr wäre! Wenn es nur wahr wäre, dann könnten wir uns zufrieden zurücklehnen!
Ich fange dort an, wo es die konstatieren, die damit
zu tun haben. Die Wiener Städtische Versicherung verkauft Privatversicherungen
und wirbt ganz unverfroren mit Zwei-Klassen-Medizin. (Abg Kurt Wagner: Frau
Kollegin, es gibt sehr viele Unternehmen, die in Österreich Versicherungen
verkaufen wollen!) „Es gibt keine Unterschiede zwischen normalen Patienten und
Privatversicherten ...", sagt die Wiener Städtische, „... und
die Erde ist eine Scheibe." Die Wiener Städtische weiß offensichtlich, dass
es Unterschiede gibt! (Abg Kurt Wagner: Das ist ein Werbeslogan!)
Damit jetzt die Sozialdemokraten nicht traurig sind,
zitiere ich auch die UNIQA. Dort steht heute auf der Homepage:
„Sonderklassepatienten haben viele Vorteile: medizinische Topversorgung durch
freie Arzt- und Krankenhauswahl, rasche und flexible Vereinbarung von
Behandlungs- und Operationsterminen."
Ich weiß von Freunden, die wissen, dass ich mich
immer wieder wegen der Gebarung rund um die Privatversicherungen politisch
einsetze, die sagen: „Was regst du dich auf? Ich habe meine Privatversicherung
nicht etwa, weil in der Lobby ein schöner Blumenstrauß steht oder weil ich
einen Flachbildfernseher im Zimmer habe, sondern natürlich, und das ist auch
mit meiner Versicherung so besprochen, weil ich einfach schneller drankommen
will, wenn ich eine Operation brauche." Da würde jetzt, und wir haben das
nicht nur einmal diskutiert, eingewendet, die freie Arztwahl und die
Operationstermine kann man sich im Privatspital vereinbaren. Das ist der Fall
und das wird auch gemacht.
Aber es gibt Operationen, bei denen es wichtig ist,
dass man sie in der guten Topqualität des Wiener Gesundheitssystems der
Krankenanstalten des Krankenanstaltenverbunds macht. (Abg Marianne Klicka: Das
stimmt!) Ich freue mich, hier zu sagen, Herr Generaldirektor, ich bin froh,
dass wir gute Qualität haben und ich bin froh, dass ich, sollte ich einmal
krank sein, in Wien behandelt werde. Ich stehe nicht an, das zu sagen. Aber
Privatpatienten und -patientinnen kann man nur raten, wenn sie eine Herzoperation
oder einen neurochirurgischen Eingriff vor sich haben, dass sie auf die Blumen
in der Lobby verzichten und spornstreichs in ein gutes Krankenhaus des
Krankenanstaltenverbunds gehen. Denn dort haben Sie nämlich nicht nur die
Blumen, sondern auch ein Intensivpflegebett. Da beginnt die Frage mit dem frei
gewählten Operationstermin schon schwierig zu werden.
Warum ich sehr unterstütze, dass wir die
Wartelistenproblematik ernst nehmen, ist schlicht und einfach deshalb, weil es
nicht nur um Einzelfälle geht, sondern darum, dass Patienten mit
Privatversicherung, von den Versicherungen suggeriert, meinen, dass sie
automatisch den Blinker draußen haben, um schon einmal rechts oder links zu
überholen, wenn es darum geht, einen Operationstermin in einem öffentlichen
Spital zu haben. (Abg Mag Gerald Ebinger: Ich habe keine Privatversicherung!)
Es kann nicht sein, dass wir diese implizite Rationierung hinnehmen, dass es so
ist, dass natürlich die sich in akuter Gesundheitsgefährdung befindlichen
Patienten und Patientinnen operiert werden, aber dann sofort vorrangig die, die
durch eine Privatversicherung als Patienten und Patientinnen des leitenden
Arztes drankommen wollen. Transparenz über Wartelisten, die auch den
Versicherungsstatus beinhalten muss. Wir müssen keine Namen wissen, aber wir
wollen wissen, ob Privatpatientinnen und -patienten hier Vorfahrt haben.
Man muss in den Mangelfächern durch Umverteilung der
Ressourcen innerhalb des Krankenanstaltenverbunds aufstocken. Und man muss in
den richtigen Fächern ausbilden. Wir brauchen eine flexible Leistungsplanung.
Also, Herr Kollege Ebinger, tun Sie nicht das
Geschäft derer, die nicht hinschauen wollen, sondern tun Sie das Geschäft der
Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt! (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP. - Abg Kurt
Wagner: Frau Kollegin, bitte keine Belehrungen!)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg Klicka zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
Abg Marianne Klicka
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete!
Die Frau Kollegin Korosec hat eine
Telefon-Hotline-Kampagne angelegt, um an die Menschen heranzukommen, die sich
über die langen Wartezeiten beklagen. Ich denke, dass wir alle keine
Telefon-Hotline-Kampagne brauchen, denn es gibt in unserem Bekanntenkreis immer
wieder Menschen, die ins Spital kommen müssen, die Operationen haben und die
unterschiedliche Wartezeiten haben, weil das nämlich auch von der Indikation
abhängt. Es ist nicht einfach so, dass man eine Herzoperation von heute auf
morgen durchführen kann, denn da muss zunächst einmal der Patient ganz
untersucht werden und es muss eine Eigenblutvorsorge vorgenommen werden. (Abg
Dr Matthias Tschirf: Na geh!) - Entschuldige, ich kann nicht nur am Herzen
operieren, es gibt auch Zuckerkrankheiten, Diabetes, andere Erkrankungen, die
für eine Operation eingestellt werden müssen, sodass keine Gefahr besteht. In
Hietzing beträgt die Wartezeit zwischen vier und sechs Wochen. Das ist aber
keine Wartezeit, sondern eine Vorbereitungszeit. Diese Zeit ist notwendig, um
den Patienten in Sicherheit operieren zu können.
Aber ich möchte noch einmal auf die Operationszeiten zurückkommen, auf
die Zeiten in den Spitälern, wo operiert wird, weil die Frau Kollegin gemeint
hat, es wird nur am Vormittag und nicht am Nachtmittag gearbeitet. Wir haben im
KAV bereits die Ausweitung auf acht von dreizehn KAV-Häusern. Davon sind sowohl
die Augenkateraktoperationen als auch andere Stationen betroffen. Es sind
mittlerweile 38 Prozent, also ein sehr hoher Prozentsatz. Hietzing,
Otto-Wagner-Spital, Rudolfstiftung, Donauspital, Wilhelminenspital,
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