Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 98
einer ordentlichen und wirtschaftlichen Gebarung
dieser Unternehmungen zu gewährleisten. Wir wollen uns als Wienerinnen und
Wiener nicht vorschreiben lassen, wie wir unsere Dienste erbringen wollen.
Ich bringe daher einen Beschlussantrag zum Thema
Dienstleistungsrichtlinie ein. Und ich ersuche in formeller Hinsicht um die
sofortige Abstimmung. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Kehren wir zum
Ursprung zurück, worum es eigentlich gehen sollte. Es geht hier um das
Zuweisungsgesetz, und es geht darum, dass Beschäftigungsverhältnisse, dass
Arbeitnehmerschutzverhältnisse abgesichert sind, wenn der Fall eintritt, dass
etwas passiert. Wir haben so einen Fall, das ist die Zuweisung der
80 Beschäftigten zu der Fachhochschule. Ich ersuche Sie um Zustimmung.
Gefährden Sie nicht 300 Ausbildungsplätze dadurch, dass Sie hier über
etwas ganz anderes diskutieren wollen! - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Tschirf. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ja, es gibt eigentlich bei uns in der Rechtsordnung
etwas, was schon manche nur mehr für eine Fiktion halten, nämlich, dass man die
Gesetze kennen sollte. Das Mindeste aber wäre, dass jene, die diese Beschlüsse
fassen, eine Chance haben, die Gesetze detailliert zu kennen, die sie
beschließen und die für andere gelten.
Daher sehe ich hier zwei verschiedene Ebenen, auf
denen wir das diskutieren. Ich sage gar nicht, dass ich mich inhaltlich dem
verschließe, was hier diskutiert wird, weil gerade wir als ÖVP immer für
betriebswirtschaftliche Lösungen sind, natürlich unter der Voraussetzung, dass
es bei diesen betriebswirtschaftlichen Lösungen nicht zu einer Einschränkung
von Mitwirtungsrechten - insbesondere des Gemeinderates beziehungsweise des
Landtages - kommt.
Wir haben vor 13 Tagen das erste Mal diesen
Entwurf in die Hand bekommen, die ÖVP-Mitglieder der Landesregierung haben das
am Freitag Abend bekommen. Die hätten die ganze Zeit daran sitzen müssen, sich
verschiedener Rechtsanwälte oder auch Legisten bedienen müssen, beziehungsweise
wir hätten im Klub das ganze Wochenende dafür in Anspruch nehmen müssen, und
haben dadurch auch dagegen gestimmt. Wir haben immer signalisiert, dass wir
Informationen haben möchten.
Im Ausschuss hat es ein paar Informationen gegeben.
Aber da muss man auch dazusagen, es gibt hier ein Procedere, das es nicht aus
Jux und Tollerei gibt, sondern damit einfach die Informationen weitergegeben
werden. Davon haben wir einige bekommen, und ich sage, die sind nicht
uninteressant gewesen, auch aus dem letzten Referat heraus. Aber das wäre
eigentlich Aufgabe zumindest des Ausschusses, dass man sich dort in Rede und
Gegenrede auch ansehen kann, was andere Bundesländer gemacht haben, was andere
Vorschriften sind. Diese Möglichkeit hat nicht bestanden, und das ist schon ein
Defizit eines demokratischen Ablaufes, der nicht so sein sollte.
Ich habe dann darum gebeten, dass wir noch informiert
werden über das, was drinsteht. Mir sind Beamte zur Verfügung gestanden, und
die Antwort war: Es wurde mir ein Hinweis auf diese Richtlinie der Europäischen
Union gegeben, dass es im Wesentlichen eigentlich gleich bleibt, wie es bisher
ist, nur dass es durch die EU-Richtlinie notwendig ist, hier ein eigenes Gesetz
zu schaffen, weil eben die in Einzelfällen erfolgenden Abordnungen jetzt nach
EU-Recht nicht mehr unproblematisch wären. Das ist die Situation.
Ich verstehe, und das muss ich auch dazusagen, bei
all dem, wie wir uns inhaltlich auseinandergesetzt haben - und ich muss
dazusagen, dass ich ein gewisses Privileg genieße, weil ich selber in meiner
Berufslaufbahn sieben Jahre legistisch gearbeitet habe und mir damit ein
bisschen leichter tue, solche Dinge anzusehen als andere, aber ich habe noch
nicht erkannt, dass in der Wahlordnung für den Wiener Gemeinderat das als ein
Kriterium drinsteht. Ich gebe zu, dass ich mir leichter tue, aber ich glaube,
dass es unzumutbar ist auch für andere Fraktionen, und ich verstehe daher die
anderen, dass sie sagen: Wir hätten hier eigentlich eingehendere
Informationsbedürfnisse gehabt, und dass das nicht so vor sich gehen kann.
Zu meinem Vorredner auch einiges klar gesagt:
Natürlich ist es ein Gesetz, das einer sozialpartnerschaftlichen Vorbereitung
bedarf, und das ist auch gut so. Aber nur zum Abnicken sind wir auch nicht
hier! (Beifall bei der ÖVP.) Sondern wir sollten sehr wohl in den Ausschüssen
genau überlegen und in Rede und Gegenrede auch darstellen können, worum es hier
geht. Denn es sind hier ganz komplizierte Vorgänge, um die es geht. Bei allem
Verständnis für Sozialpartner, aber das ist, wie gesagt, ein Gesetz, und die
Verantwortung tragen diejenigen, die hier dieses Gesetz mit beschließen.
Ich möchte jetzt nicht im Einzelnen auf das eingehen,
was hier von meinem Vorredner gesagt wurde. Nur: Zu dem, wie gut Wien
wirtschaftlich arbeitet, fällt mir ein Zitat eines Berufenen sein, eines
gewissen Michael Häupl, der im November 2005 in der „Zeit" klar und
deutlich gesagt hat, dass es in Österreich eben nicht so wie in Deutschland
ist, dass die Großstädte finanziell ausgehungert werden. Übrigens war das
damals die Regierung Schüssel; ich sage das jetzt auch nur, um hier die Dinge
wieder ein wenig zurechtzurücken.
Aber was ich überhaupt nicht
verstehe, ist, wenn hier eine Aussendung des Kollegen Oxonitsch betreffend
„Opposition gefährdet 300 Ausbildungsplätze für medizinisch-technische
Berufe" hinausgeht. Lieber Christian Oxonitsch! Wenn dem so ist, dann war
die Vorgangsweise der Stadtregierung höchst problematisch, dass es nicht
rechtzeitig eingebracht wurde und dass es so ist, dass das erst 13 Tage
vorher hingeknallt worden ist. Denn dann hätte - ich habe das durchgeblättert,
man findet dort eine Passage, abgesehen davon ... (Abg
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