Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 98
beschließen. Sie beschließen das auch. Es geht Ihnen
schlechter, sie werden weniger Geld verdienen! Das können Sie sich in jedem
Beispiel anschauen. Sie gliedern nicht aus, weil Sie wollen, dass die Leute
nachher bessere Verträge haben und mehr verdienen, sondern Sie gliedern aus, um
Personalkosten zu sparen. Das ist einer der Hauptgründe, warum ausgegliedert
wird.
Die SPÖ holt sich aber gleichzeitig eine Generalvollmacht
für zukünftige Ausgliederungen. Wir werden hier nicht mehr über Ausgliederungen
sprechen, weil Sie mit dem Gesetz das in Zukunft im Handstreich machen können,
ohne den Gemeinderat oder den Landtag damit zu befassen.
Deswegen bringen wir einen sehr konkreten
Abänderungsantrag ein, falls das nicht beabsichtigt war, falls das ein Fehler
war, falls das Interpretationsspielraum ist. Um genau das hintanzuhalten, gibt
es von uns einen Antrag, der in Zukunft bedeuten würde, dass wir uns immer, bei
jeder einzelnen Ausgliederung, darüber unterhalten, dass immer der Gemeinderat
beziehungsweise Landtag damit befasst wird und die Entscheidung hier und nicht
in irgendeinem Kämmerchen fällt.
Das ist der Abänderungsantrag Nummer 2, der zur
Abstimmung kommen wird: Das Wiener Zuweisungsgesetz ermöglicht die Ausschaltung
des Landesgesetzgebers bei zukünftigen von der Wiener Stadtregierung geplanten
Ausgliederungsschritten. Während bei den bisherigen Ausgliederungsmaßnahmen,
Wiener Stadtwerke, Fonds Soziales Wien, Wiener Museen, wenigstens diese
zukünftige Beschneidung der Einflussmöglichkeiten der gewählten VertreterInnen
im Gemeinderat beziehungsweise Landtag per Landesgesetz erfolgen musste, wird
dies in Zukunft in den meisten Fällen nicht mehr nötig sein.
Der Abänderungsantrag ist ganz einfach. Wer das
möchte, dass wir in Zukunft immer noch über Ausgliederungen sprechen, kann dem
zustimmen, ein ganz einfacher Abänderungsantrag. Nach § 8 Abs 2
dieses Gesetzes wird ein neuer Absatz angefügt. Er hat gerade einmal zwei
Zeilen. Also da kann man nicht viel Interpretationsspielraum ausreizen:
„Der Zuweisungsvertrag ist nach Vorberatung durch den
Stadtsenat dem Gemeinderat zur Genehmigung vorzulegen."
Wer das nicht will und wer dem nicht zustimmt, möchte
nicht, dass die gewählten Vertreter und Vertreterinnen darüber sprechen. Das
ist ein ganz einfacher Punkt. Da steht sonst nichts anderes drinnen, außer, wir
möchten hier damit befasst werden. Nicht sagen, es steht sowieso drinnen! Das
ist ein Interpretationsspielraum, den wir nicht teilen.
Die SPÖ nützt die Ausgliederung für den Zweck, die
demokratische Kontrolle der Opposition einzuschränken. Das kennen wir von
anderen Beispielen. Ich muss sagen, ausnahmsweise habe ich der Rede eines
FPÖ-Politikers im Wesentlichen sogar inhaltlich folgen können, weil die
Probleme sind natürlich für FPÖ, für ÖVP und die GRÜNEN dieselben, wenn es um
Kontrollrechte der Opposition geht. Weil wir sind heute alle Opposition. Es ist
genau so, im Wohnausschuss wird zwar beraten, wer wieder einen Kleingarten
braucht, aber viele Millionen gehen einfach an uns vorbei, weil Wiener Wohnen
ausgegliedert ist. Punkt. Weil das nichts mit dem Wohnausschuss oder sehr wenig
mit dem Wohnausschuss zu tun hat. Im Gesundheitsbereich ist es auch fast schon
Legion, wie die kleinen Geschäftsstücke irgendwo auftauchen und die großen
nicht.
Das Ganze ist in Wirklichkeit auch ein Armutszeugnis
für die Gewerkschaft, um es zu präzisieren, für die Mehrheitsfraktion der
Gewerkschaft, die nicht in der Lage ist, der Arbeiterkammer zu folgen, die eine
Stellungnahme abgegeben hat, die meine Kollegin Ingrid Puller noch genauer
ausführen wird. Ich hoffe, dass dann alle sehr aufmerksam zuhören, damit man
sieht, wie sich die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten für ihre eigenen
Leute einsetzt. Ich war schwer getroffen. Sie setzt sich nämlich gar nicht ein.
Wir werden eine ganze Serie von Anträgen einbringen,
um zu überprüfen, ob es ernst gemeint ist, dass sie gar nicht so viel
ausgliedern wollen. Sie können bei den städtischen Kindergärten, den
städtischen Bädern, den städtischen Büchereien, bei der Jugendzahnklinik, bei
der MA 15, bei den Bezirksgesundheitsämtern, bei der Impfstelle für
Auslandsreisende und bei den Gesundheitsvorsorgeeinrichtungen der MA 15
sagen, Sie möchten nicht, dass das ausgegliedert wird. Oder Sie stimmen eben
anders ab. Das werden wir zu interpretieren wissen. Sie können auch durchaus
bei jeder einzelnen Anstalt abstimmen, ob Sie möchten, dass diese womöglich
geschlossen wird.
Geschlossen werden ist ein guter Übergang zu einer
Aussendung, die jetzt gerade über die APA hinausgetickert ist. Der Klubobmann
der Sozialdemokratie, Oxonitsch, behauptet nämlich, und das haben
wahrscheinlich noch nicht alle gelesen, Folgendes: „Oxonitsch: Opposition
gefährdet 300 Ausbildungsplätze für medizinisch-technische Berufe" -
Dann kommt, wenn es denn so ist, in der folgenden Abstimmung: „Weil heute eine
zweite Lesung verlangt wird und dieses Gesetz nicht heute verabschiedet wird,
müssen 300 junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz zur Hebamme,
Ergotherapeutin oder Heilgymnastin haben, um den Start ihrer Ausbildung im
Herbst bangen, ..." (Abg Christian Oxonitsch: Sprachlich präzisieren!
Die zweite Lesung wird immer verlangt! Es gibt immer eine zweite Lesung!) - die
aber nicht heute stattfindet (Abg Christian Oxonitsch: Du hast gesagt
„verlangt"! Die wird immer verlangt!) – „… weil die Fachhochschule
für medizinisch-technische Berufe dringend Bedienstete der Stadt Wien braucht,
die dort lehren wollen."
Jetzt sind also die
Oppositionsparteien schuld, wenn das passiert. Ich frage mich: Wer hat diese
medizinisch-technischen Akademien geschlossen? Haben Sie hier irgendeinen
Beschluss gehört? Ich nicht. Ich weiß nichts von einem Beschluss, weder da noch
in Stadtsenat, Landesregierung, Gesundheitsausschuss, Gemeinderat, Landtag.
Nein, die SPÖ hat für sich beschlossen, dass die zusperren. Man nimmt immer an,
das kann alles kein
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