Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 98
In Bayern regiert die CSU mit Zweidrittelmehrheit,
aber lesen Sie nach, was im Parlamentsinformationsgesetz, das aus dem
Jahre 2003 stammt, hier an Rechten dem bayrischen Landtag eingeräumt wird.
Da wird nämlich den Mitgliedern des Bayrischen Landtages alles das übermittelt,
was an Informationen über den Weg der Deutschen Bundesregierung an das Land
Bayern, an die Bayrische Staatskanzlei, ergeht. Und nicht nur das, es wird
nicht nur ein Stoß an Unterlagen übermittelt, sondern es werden auch
Informationen und Zusammenfassungen all der Maßnahmen dargestellt, die im
Europäischen Rechtssetzungsprozess vorangehen.
Ich glaube, dass wir diese Diskussion auch besser zu
führen haben, das sage ich durchaus selbstkritisch, weil unser
parlamentarisches Verständnis sich ja in Wahrheit in den letzten Jahrzehnten
nicht verändert hat, nur die Welt um uns hat sich verändert. Es ist nicht mehr
so, dass das, was wir hier im Landtag bestimmen, der Ausgangspunkt ist für das,
was geschieht, sondern vielfach haben wir nur mehr das nachzuvollziehen, was
aus Brüssel kommt.
Das heißt, es wäre gerade unsere Aufgabe, oder wir
hätten das Recht als Landtagsabgeordnete, eingebunden zu werden, und, Herr
Landeshauptmann, Sie haben hier die Möglichkeiten, denn es gibt die
Einrichtungen auf Bundesebene, es gibt die Informationen, und ich sage ganz
offen, dass das System, wie etwa die Bundesländer auf der Beamtenebene sich
akkordieren, kein schlechtes ist. Nur dort bleibt es stehen, und es gibt keine
Information hierher, wie das beispielsweise im Bayrischen Landtag der Fall ist.
Hier ist ein Aufholbedarf gegeben.
Und die Europakommission, als sie eingerichtet worden
ist, das war im Jahre 1991 oder 1992 nach der damaligen Gemeinderatswahl, die
ist ja noch von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen. Das war einfach ein
Informationsgremium, und es wäre jetzt die Chance, dass wir einen weiteren
Schritt setzen. Und gerade dann, wenn Sie in dieser Situation zu Recht
eingemahnt haben, dass es gemeinsame Lobbyanliegen der Städte, der Stadt Wien
gibt, könnten Sie sich ja den Wiener Landtag als einen schaffen, der Sie in
diesem Anliegen unterstützt.
Aber wir hören das ja alles nicht. Wir wissen ja nicht,
was hier geschieht. Ja, als Zeitungsleser hört man das eine oder andere, oder
in Kontakten mit Europäischen Parlamentariern.
Setzen Sie daher einen Schritt. Mein Appell von
diesem Pult her ist, schaffen wir ein Beteiligungssystem dieses Wiener Landtages,
das es ermöglicht, dass wir tatsächlich schon in der ersten Phase in die
Rechtsetzungsprozesse der Europäischen Gemeinschaft eingebunden werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben in
dieser Erklärung des Herrn Bürgermeister jetzt zu verschiedenen Themen
Positionen gehört und ich sage, dass vieles, was gerade die CENTROPE-Region
betrifft, unsere Unterstützung findet, weil das wirklich eine Chance ist für
die wirtschaftliche Entwicklung. Ich finde es auch interessant im Zusammenhang
mit einer gemeinsamen Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsförderungspolitik, hier
näher zusammenzurücken. Ich glaube, dass man hier auch Ansätze nehmen sollte,
die sich in anderen Bereichen Europas finden, etwa bei Regionen wie
Nordrhein-Westfahlen, die mit Belgien, mit Holland, vieles gemeinsam auch in
der Infrastruktur betreiben, von Wasserversorgung angefangen über verschiedene
andere Bereiche, dies aber nicht nur de facto, sondern mit entsprechenden
Institutionen. Oder nehmen Sie das, was sich auch in der Bodenseeregion
abspielt.
Wir hätten hier die Chancen, Institutionen zu
schaffen, mit denen wir erstmals auch über diese Grenzen drübergehen, die
seinerzeit der Eiserne Vorhang gesetzt hat.
Wir sollten hier von Wien aus bewusst noch mehr
Schritte setzen. Ich glaube, gerade wenn man in Wien aufgewachsen ist in den
60er, 70er oder 80er Jahren und noch erlebt hat, wie sich hier der Eiserne
Vorhang durchgezogen hat, sollten auch gemeinsame Landtage hier
zusammentreffen.
Warum können wir nicht auch die Region um Bratislava
und die Regionen um Györ hier zu gemeinsamen parlamentarischen Versammlungen
zusammenholen? Das wären sicherlich Momente, die durchaus nicht nur einen
entsprechenden Öffentlichkeitswert hätten, sondern auch zeigen würden, dass wir
hier als Politiker in einer gesetzgebenden Körperschaft entsprechende
gemeinsame Anliegen haben. Die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft ist ja in
diesen Fällen schon viel weiter als wir, man braucht sich nur die Schilder von
Finanzdienstleistern und ähnlichen anderen Bereichen in diesen Städten und
Regionen ansehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sollten uns
daher nicht damit begnügen, manches zu lamentieren, was Europa betrifft,
sondern uns noch stärker in das Ganze einbringen, dass wir uns nicht damit
begnügen, dass wir alle ein, eineinhalb Jahre da diskutieren, sondern dass wir
als Landtag das ernst nehmen, dass wir von Seiten der Landesregierung auch das
alles an Informationen bekommen, was die Bundesregierung den Ländern weiter
gibt, dass wir tatsächlich einen intensiven Diskussionsprozess führen können,
der uns im Moment einfach nicht möglich ist.
Wir sollten auch im Zusammenhang mit einer Reform der
Österreichischen Bundesverfassung durchaus Wege gehen, wie man mit neuen
Verfassungsstrukturen, auch wenn Verfassungsstruktur nicht alles ist, aber der
Herr Landeshauptmann hat ja auch in seiner Mitteilung darauf hingewiesen, dass
man nicht an dieser Verfassung vorbeigehen soll. Wir haben in Wirklichkeit
Strukturen aus den 20er Jahren und müssen die Probleme ein Jahrhundert später
lösen. Wir müssen trachten, dass wir auch da neue Strukturen schaffen und diese
auch in einer gewissen Öffnung, sodass wir imstande sind, auch die, die uns in
der Europäischen Union zugewachsen sind, Gott sei Dank zugewachsen sind, hier
mit einzubeziehen.
Ich fasse daher zusammen: Europa
ist immer eigentlich eine demokratische Idee gewesen, schon vom alten
Griechenland her, und wir müssen uns den Aufgaben
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