Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 98
und einem Opting Out eines Mitgliedslandes in diesem
Bereich entschieden entgegenzuwirken ist.
Meinen zweiten Antrag - meine Redezeit ist leider
aus, ich dachte, ich hätte eine längere Redezeit, ich könnte mich aber noch
einmal zu Wort melden - aber meinen zweiten Antrag zu den europäischen
Mindestlöhnen, zur Kampagne zu den europäischen Mindestlöhnen, wird ebenfalls
mein Kollege Marco Schreuder einbringen. Es ist dies ein für Grüne sehr wichtiger Antrag. Sie
wissen, es braucht einen politischen Kurswechsel in Europa, es braucht eine
verbindliche, gemeinsame Sozialpolitik, einen verbindlichen gemeinsamen Kampf
gegen Armut und Arbeitslosigkeit, denn die Instrumentarien, die die Europäische
Union bis dato entwickelt hat, sind äußerst unzureichend, sind alle auf
unverbindlicher Ebene. Sozialpolitik darf überhaupt nur dann gemacht werden,
wenn es den Interessen der Klein- und Mittelbetriebe nicht entgegensteht. Das
heißt, wir müssen die Sozialunion, von der auch Bgm Häupl gesprochen hat,
dringend mit Leben erfüllen, und eine gute Gelegenheit für den Landtag wäre es,
der europaweiten Kampagne für Mindestlöhne, die ja bereits neu ist, und die
auch ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer, ein langjähriges Mitglied dieses Hauses,
mit ins Leben gerufen hat, beizutreten. Mindestlöhne wären ausgesprochen
wichtig in Europa, gerade im Hinblick auf …
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Bitte, die Redezeit ist um!
StRin Dr Monika Vana (fortsetzend):
… laufende Lohn- und Sozialdumpings im Hinblick auf das Ende der
Übergangsfristen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, denen die Grünen im Übrigen immer skeptisch bis
ablehnend gegenübergestanden sind.
Und ich denke, es steht nichts im Wege, dass der
Landtag diese europaweite Kampagne und diesen Schritt in Richtung Sozialunion
heute beschließt. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr
Abg Dr Tschirf. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsidentin! Herr Landeshauptmann!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zunächst einmal finde ich es gut, dass in diesem Haus
eine solche Diskussion stattfindet, es ist gut, dass wir über Europa
diskutieren. Ich sage das deshalb, weil wir als Volkspartei sicherlich in
dieser Republik jene Partei sind, die das positivste Verhältnis in der gesamten
Geschichte zu diesem Europa hat. Es war bereits in der Zeit von Julius Raab ein
Handelsminister Fritz Bock, der schon in den späten 50er Jahren nachgedacht
hat, als sich das noch alle anderen in diesem österreichischen Parlament nicht
vorstellen konnten, dass Österreich Mitglied der damaligen EWG werden hätte
sollen. Ich finde das gut, dass das heute breiter ist und ich bin einer von
denen, die 1994, wie viele andere in diesem Haus, sicherlich auch gelaufen sind
und ich bin froh, dass damals eine so deutliche Mehrheit für Europa
herausgekommen ist.
Das heißt nicht, dass man nicht einzelne Dinge besser
machen könnte und weiterentwickeln sollte, aber allein die Tatsache, wenn ich
mir überlege, wie in der Großelterngeneration die Unterschiede zum Beispiel
zwischen Österreich und Italien gesehen wurden, oder zwischen Deutschland und
Frankreich, schon allein das zeigt, was dieses Europa in diesen 50 Jahren
weitergebracht hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Landeshauptmann hat zu Recht auch auf Aristoteles
zurückgegriffen, auf die griechische Demokratie, auf die Agora, auf das
Gespräch der Menschen miteinander und ich glaube, das ist auch für uns hier in
diesem Landtag ein Anlass, nicht nur über Europa zu diskutieren, sondern sehr
wohl auch darüber nachzudenken, was Parlamentarismus im Jahr 2007
bedeutet, was es bedeutet, Mitbestimmung, Partizipation zu erwecken und
entsprechend zu leben.
So gut es ist, dass wir diese Diskussion führen, so
sehr ist sie beispielsweise im Kontrast zu einer Diskussion, die wir wenige
Tagesordnungspunkte später führen werden, nämlich zum Thema
Valorisierungsgesetz. Denn hier geschieht etwas, was nichteuropäisch ist, nicht
für die Konsumenten ist, sondern hier wird mit diesem Valorisierungsgesetz den
Wienerinnen und Wienern in die Tasche gegriffen und es fehlt jede
parlamentarische politische Kontrolle. Wir sagen daher zu diesem
Valorisierungsgesetz Nein. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir sehen nicht ein, dass diese Gebührenlawine, die
über die Wienerinnen und Wiener kommt, noch weitergeführt wird, und dass die
politische Diskussion nicht mehr möglich ist. Das lehnen wir ab, und das werden
wir auch bei diesem Tagesordnungspunkt begründen. Und ich bin froh, dass der
Herr Landeshauptmann hier sitzt, er könnte seine Fraktion dazu bringen, dass
sie sich das sehr wohl noch einmal überlegt und dass wir dorthin zurückkehren
sollten, was notwendig ist, dass wir diese Gebührenlawine den Wienerinnen und
Wienern ersparen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte aber
auf die Situation von Europa zurückkommen. Die Europäische Union versteht sich
dann richtig, wenn sie den Bürgern kommuniziert wird und ihre Anliegen, die
sicherlich in ihrem Kern die Anliegen von guten Kaufleuten sind - denn das war
eine der Ideen der 50er Jahre -, dass der Friede dadurch herbeigeführt wird,
dass der gegenseitige Handel entsprechend intensiviert wird.
Da ist vieles geschehen, aber genau deshalb ist es
auch notwendig, dass vieles auch diskutiert wird. Und da gibt es eine
Rechtslage in Österreich, die schon zu Zeiten, als der EWR entstanden ist,
nämlich 1992, geschaffen wurde, dass auch die Länder zu Recht beteiligt worden
sind. Nur leider bleibt es auf der Ebene der Regierungen der Länder, sofern die
Bundesländer – einige haben das getan – nicht die Landtage einbeziehen. Und das
ist ein Anlass für mich, auch darauf hinzuweisen, und wenn Sie jetzt sagen, in
diesem Haus regiere eine Partei allein, nämlich die SPÖ, dann würde ich der SPÖ
empfehlen, sich anzusehen, wie das beispielsweise in Bayern der Fall ist.
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