Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 98
folgenden Besprechung dieser Mitteilung kein Redner
öfter als zweimal und mehr als insgesamt 20 Minuten sprechen darf.
Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Herr Landeshauptmann selbst und
die zuständigen Mitglieder der Landesregierung; deren Redezeit ist jeweils pro
Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt.
Zur Besprechung der Mitteilung erteile ich nun Herrn
Abg Mag Jung das Wort.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Meine Damen und Herren!
Europaerklärung zu 50 Jahren EWG, EU,
Gemeinschaft Kohle und Stahl und zu den Römischen Verträgen. Sie haben
Aristoteles zitiert, Herr Bürgermeister; ich halte es mit Goethe und sage: Die
Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Es waren hier sehr viele
schöne Sachen zu hören, nur habe ich alle diese Sachen schon x-mal im
Europaparlament und im Europarat gehört. Viel davon zu unserem Vorteil wurde in
dieser Zeit leider nicht umgesetzt.
Wir Freiheitliche haben uns damals schon für die
Gemeinschaft Kohle und Stahl, die spätere EWG, ausgesprochen, als
Wirtschaftsgemeinschaft an sich, und haben sie begrüßt zu einer Zeit, zu der
die SPÖ noch nicht einmal annähernd daran gedacht hat, sich für diesen Bereich
wirklich einzusetzen. Allerdings haben sich in der Zwischenzeit die Inhalte
dieser Gemeinschaft massiv und grundlegend geändert. Unter dem Druck
einflussreicher und manchmal auch recht undurchsichtiger Kreise wird nun einem
extremen Wirtschaftsliberalismus gefrönt, und die Union ist dabei, sich in
einen Überstaat, in eine Super-Bürokratur zu verwandeln, in der nicht die
Staaten, nicht die Wähler bestimmen, sondern Technokraten und volksferne
Beamte, die sich nicht ihrem Heimatland verpflichtet fühlen, sondern ihrem
Brötchengeber, der sie allerdings recht gut entlohnt.
Frau Stadträtin, könnten Sie sich vielleicht
hinsetzen? Vielleicht will der eine oder andere doch zuhören. Sie könnten Ihre
Privatunterhaltungen dann draußen führen; das ist schon ein bisschen stark, das
so zu liefern. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber wenn Sie es nicht hören wollen, gebe ich es
Ihnen zu lesen. Hier steht ganz genau, was sich wirklich abspielt. (Der Redner
stellt ein Schild vors Rednerpult, auf dem eine Zeitungsüberschrift steht:
„EU-Verfassung: Nationale Parlamente ausgebootet!") „Kronen Zeitung"
von gestern: Wohin geht es? Es geht in eine weitere Entmachtung der nationalen
Parlamente, es geht in Richtung darauf, dass wir weniger zu sagen haben, dass
eine Super-Bürokratie in Zukunft über unser Geschick bestimmen wird.
Was wir wollen, ist nicht der Bundesstaat. Was wir
wollen, ist der Staatenbund freier Staaten, und zu dem bekennen wir uns auch im
Rahmen eines geeinten Europas, aber nicht in der Abgabe unserer nationalen und
souveränen Rechte! (Beifall bei der FPÖ.)
Um nichts anderes als das geht es in der
Weiterwicklung der EU und auch nach den Ergebnissen der deutschen
Präsidentschaft! Der Verfassungsentwurf entmachtet uns noch mehr, nachdem ja
bereits jetzt 70 Prozent, mehr als 70 Prozent der Regelungen über
unsere Köpfe hinweg in Brüssel entschieden werden: Von einer Kommission, die
nie gewählt wurde und die keine demokratische Legitimation besitzt.
Der Herr Landeshauptmann hat es ja vorhin schon
richtig und etwas resignierend gesagt: In Bezug auf den Arbeitsmarkt hat er
wörtlich gesagt, auf das Ob des gemeinsamen Arbeitsmarktes haben wir bereits
keinen Einfluss mehr. So ist es in vielen Bereichen und immer mehr zunehmenden
Bereichen: Wir dürfen nicht mehr über uns selbst bestimmen!
Das Europäische Parlament wird mit einigen wenigen
Mitbestimmungsrechten angeblich aufgewertet, und die Demokratie in der EU sieht
so aus, dass die Bürger alle fünf Jahre einmal wählen gehen dürfen, ihre Stimme
dann im wahrsten Sinn des Wortes abgegeben haben und einen Abgeordneten gewählt
haben, der entweder überhaupt nie zum Sprechen kommt oder im Durchschnitt
zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten ein Mal in diesem Europäischen
Parlament. Das ist Demokratie auf EU-Niveau, meine Damen und Herren! Wer sich
jemals dieses Brüsseler Parlament bei der Arbeit angeschaut hat, der wird
sehen, dass es eigentlich eine wertlose Marionettendarstellung ist und nichts
anderes. Diese Leute dort haben nichts zu sagen; sie bekommen ihre Bezüge, und
damit hat sich's.
Es entsteht in dieser EU keine demokratische
Gemeinschaft, sondern es entsteht ein Vormundschaftsstaat, dessen Bürokraten -
das ist die neue Aristokratie Europas - besser als wir wissen, was für uns gut
ist. Jetzt soll dieses Gebilde auch noch einen Präsidenten bekommen, und über
den hat man sich interessanterweise schon so ziemlich geeinigt, auch wiederum
ohne die Bürger, die er vertritt, wirklich zu fragen. Er wird uns von den neuen
Kurfürsten einfach vor die Nase gesetzt.
Das ist ein Mann, der alles andere als der große
Europäer ist. Er wurde bekannt als der Nachbeter amerikanischer Interessen, als
der Pudel von Bush, wie man ihn bezeichnet hat, der in den Irak-Krieg, der in
den Afghanistan-Krieg gegangen ist und am liebsten ganz Europa dort mit
hineingenommen hätte. Tony Blair soll damit bedankt werden, er soll damit
vielleicht auch die Engländer etwas besser mit ins Boot hineinlocken - jene
Engländer, die die größten Anti-Europäer sind, die sich überall Sonderrechte
herausnehmen, denen wir überall zustimmen, ihnen alles zugestehen, nur damit
sie vielleicht ein bisschen mitmachen. So sieht das Europa von heute in
Wirklichkeit aus, Herr Landeshauptmann! (Beifall bei der FPÖ.)
Die englische Königin wird natürlich nichts dagegen
haben. Sie bezieht ja jährlich zig Millionen aus Förderungsgeldern für die
Landwirtschaft im Rahmen der EU.
Worauf zielt die neue Verfassung
weiters? Sie ist ja nichts anderes als eine Täuschung der Bürger. Man will oder
darf sie jetzt nicht Verfassung nennen, damit man einigen, die nicht so genau
aufpassen, die Augen zupickt. Man nimmt aber im Wesentlichen die alten Inhalte
heraus, nämlich die Entmachtung der Staaten, und
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