Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 98
aller vier Länder nun gemeinsam die Rahmenbedingungen
für eine stabile und kontinuierliche Kooperation in CENTROPE vor. Dabei geht es
besonders darum, attraktive Angebote an die Wirtschaft für diese Zusammenarbeit
zu formulieren und gleichfalls die Kooperation der Partnerregionen und -städte
mit den nationalen Regierungen für die Stärkung von CENTROPE zu entwickeln.
Die neue Strukturfonds-Periode 2007 bis 2013 bietet
dafür deutlich verbesserte finanzielle Bedingungen - 85 Prozent
EU-Kofinanzierung - und schafft insbesondere erstmals die Möglichkeit, dass die
neuen EU-Mitglieder gleichwertig mit Österreich am Aufbau der Europaregion
Mitte mitwirken können. Im November 2007 bei der politischen Konferenz
„CENTROPE 2008 plus" werden sodann die Arbeitsprogramme für die kommenden
Jahre, konkrete thematische Kooperationsprojekte und die Form und Struktur der
künftigen CENTROPE-Basiskooperation abschließend diskutiert und der
Öffentlichkeit präsentiert werden.
Auch wenn die Zusammenarbeit mit so vielen Partnern
mit ungleichen Kompetenzen und Ressourcen in CENTROPE nicht immer einfach und
von sofortigem Erfolg gekrönt ist, so hat die konsequente Verfolgung dieser
Initiative doch eines deutlich vor Augen geführt: Die Herausforderungen in
dieser noch jungen und gerade neu zusammenwachsenden Vierländerregion sind
nicht nur äußerst vielfältig, sondern es bedarf einer systematischen
Zusammenarbeit gerade in all jenen Aufgabenbereichen, wo rasche Integration und
dynamische Entwicklung notwendig sind, um mehr Prosperität, sozialen Ausgleich,
Lebensqualität und Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu erreichen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für eine
systematische Zusammenarbeit bedarf es aber auch der entsprechenden rechtlichen
und institutionellen Rahmenbedingungen. Letztere müssen diese Zusammenarbeit
zumindest ermöglichen, besser noch fördern.
Man muss nicht unbedingt der Meinung des bekannten
deutschen Soziologen Dirk Baecker sein, dass Institutionen Ansammlungen von
feststehenden Lösungen sind, die nach geeigneten Problemen Ausschau halten, um
zu sehen, dass viele andere derartige Institutionen zur Bewältigung dieser
Zukunftsaufgaben wenig geeignet sind. Viele jener Regelungen, die auf den
bestehenden administrativen Grenzen aufbauen, sind schlicht unzeitgemäß. Sie
finden zunehmend weniger geeignete Probleme, ob dies der einheitlich funktionierende
Arbeitsmarkt wie in Bratislava ist, der sich der Einflussnahme der regional
ausgerichteten Struktur des AMS zunehmend entzieht, oder ob dies jene
Reformschritte - zum Beispiel neuer Finanzausgleich - sind, an denen der
Österreich-Konvent 2004 noch gescheitert ist.
Obwohl derzeit noch politisch undenkbar, aber
eigentlich müsste man auch damit beginnen, die bestehenden administrativen
Grenzen zu überdenken. Nicht nur für viele Akteure im Wirtschaftsbereich,
sondern auch für viele Bürgerinnen und Bürger sind sie ohnedies längst
bedeutungslos geworden. Natürlich hat ja auch die EU nicht ihren Ausgangspunkt
im Abbau nationaler Grenzen, aber heute, 50 Jahre später, sind wir
Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union „zu unserem Glück vereint", wie
es die „Berliner Erklärung" ausdrückt. Auch in der Vienna Region
beziehungsweise der CENTROPE-Region sollten wir mit einem Diskurs über die
Sinnhaftigkeit der bestehenden administrativen Grenzen beginnen.
Einer jener zentralen Bereiche, in denen die
Integration der CENTROPE-Region, insbesondere aber zwischen den Twin Citys Wien
und Bratislava de facto bereits jetzt erfolgt, ist der schon angesprochene
Arbeitsmarkt. Dazu werden zwei unmittelbar bevorstehende Ereignisse weiter
beitragen: Die für den 1. Jänner 2008 geplante Verschiebung der
Schengen-Außengrenze an die Ostgrenzen unserer Nachbarstaaten, sofern dies
funktioniert, und das von allen Experten und Expertinnen für den
1. Mai 2009 erwartete Ende der Übergangsfristen auf dem Arbeitsmarkt
und im Dienstleistungsbereich.
Spätestens in 24 Monaten wird Wien dann
gemeinsam mit Bratislava eine funktionale Arbeitsmarktregion bilden, davon
können wir ausgehen. Auf das Ob haben wir praktisch keinen Einfluss, aber auf
das Wie. Die Übergangsfristen machen ja schon bisher nur wirklich Sinn, wenn
sie zur Entwicklung von Steuerungsinstrumenten für die künftige
Arbeitsmarktregion genutzt werden. Wien versucht dies zum Beispiel in dem
Projekt „Überregionale Beschäftigungsstrategie Wien-Bratislava" gemeinsam
mit unserem Partner.
Besonders wichtig an diesen Projekten sind mir neben
der Einbindung aller Sozialpartner die konkreten Pilotprojekte. Mit ihnen
werden mögliche Maßnahmen für die Politikgestaltung getestet. Ein Pilotprojekt
möchte ich explizit ansprechen. Im Herbst 2006 wurde vom WAFF erstmalig in
Österreich ein grenzüberschreitender Qualifizierungsverbund von
MitarbeiterInnen aus der IT-Branche durchgeführt. Gleichzeitig wurde damit die
Kooperation von Unternehmen aus Wien und Bratislava unterstützt. Aufgrund der
bisherigen positiven Erfahrungen strebt Wien auch in Zukunft die Kooperation
mit Bratislava in diesem für die BürgerInnen und ihre Wirtschaft so wichtigen
Bereich an. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Letztes Jahr
habe ich anlässlich meiner Rede zum Wiener Landtag aus dem Arbeitspapier der
Europäischen Kommission „Die Kohäsionspolitik und die Städte" folgendes
Zitat eingebracht, welches bis heute nicht seine Gültigkeit verloren hat: „Eine
Region ist erfolgreich, wenn ihre Städte erfolgreich sind, ebenso wie eine
Stadt von einer positiven Entwicklung der Großregion profitiert. Die Bemühungen
Wiens sind immer an diesem Prinzip orientiert, an einer steten
Weiterentwicklung und der Zusammenarbeit mit seinen umliegenden Regionen und
Nachbarstädten diesseits und jenseits der Grenzen."
Dabei gilt es, wie ich bereits
ausgeführt habe, die Visionen der CENTROPE-Region in Taten und vor allem
sichtbare und spürbare Strukturen der regionalen Zusammenarbeit umzusetzen,
Strukturen, die einerseits dem Ziel der wissensbasierten Ökonomie und dem
Wachstum gerecht werden, andererseits aber
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