Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 98
genau anschauen und sich das herausholen, was wir gut
brauchen können.
Zweitens – und das sage ich jetzt mit dem größten
Nachdruck –: Ein vergnügtes Hirn lernt bessern. Alles das, was mit viel Druck,
viel Angst, auch viel Langeweile und Stress in diese Kinder hineingestopft
wird, da lernt man sehr viel weniger, wie wenn man dafür sorgt, dass sie
vergnügt und fröhlich sind und gerne in die Schule gehen.
Ein Drittes und Allerletztes, was ich mitgeben will
auf den Weg, ist: Hartmut von Hentig hat faktisch alles das, was Sinn macht in
einer Schule, in vielen Büchern zusammengefasst. Ihn zu lesen, macht Sinn und
daher möchte ich auch schließen mit einem Zitat: „Es geht in einer neuen Schule
darum, die Menschen zu stärken und die Sachen zu klären."
Wenn wir so eine Gesamtschule zusammenbringen, haben
wir die allerbeste. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste
Rednerin hat sich Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager zu Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Landeshautmann-Stellvertreterin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Die Aktuelle Stunde ist das späte Eingeständnis der
SPÖ, dass sie in diesem Schuljahr zu wenig gelernt hat. Es ist das
Eingeständnis eines schlechten Schülers, der verantwortlich ist für all das,
was Kollege Vettermann heute uns hier zum Besten gegeben hat. (Beifall bei der
ÖVP.)
Kollege Vettermann! Sie haben erwähnt, heute ist
Zeugnistag, ein Zeugnis, das wir Ihnen als politisch Verantwortliche für die Wiener
Schulen auch gerne überreichen. Wir haben drei Abschlusszeugnisse vorbereitet.
(Die Rednerin hält diese in die Höhe. – LhptmStin Grete Laska: Mit verbaler
Beurteilung?)
Das erste Zeugnis ist für den Landeshauptmann, der
auch gleichzeitig der Präsident des Landesschulrates ist. Ich darf jetzt
deutlich vorlesen:
Für den Schulbau und das Raummanagement erhält dieser
Landeshauptmann ein Nichtgenügend.
Für die Evaluierung des Schulversuches Kooperative
Mittelschule – Kollege Vettermann hat gesagt, es ist ein Erfolgsmodell, wir
glauben auch, dass hier moderne Ansätze versucht worden sind zu verwirklichen,
nur leider werden sie nicht systematisch wissenschaftlich evaluiert; ich frage
mich, warum wird dieses Modell nicht evaluiert –: Nichtgenügend also am Schuljahresende.
(Abg Godwin Schuster: Und wer ist die beurteilende Person?)
Die Erhebung des Bedarfs von Nachmittagsbetreuung an
Wiener Pflichtschulen, ein Dauerbrenner in jeder Landesregierungssitzung, in
jeder Kollegiumssitzung. Warum wird das Gesetz nicht umgesetzt? Warum haben
Wiener Schülerinnen und Schüler und deren Eltern nicht die Möglichkeit zu
sagen, dass sie eine Lernförderung am Nachmittag brauchen? Warum nehmen Sie die
Wünsche der Eltern nicht ernst? Ein Nichtgenügend auch in diesem Punkt im heurigen
Schuljahr. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Jede Schule ist so gut, wie
sie ausreichend Lehrerinnen und Lehrer hat. Warum ist der Dienstpostenplan auch
im heurigen Schuljahr wieder nicht den Bundesrichtlinien entsprechend umgesetzt
worden? Warum verweigern sie Transparenz, wo diese Ressourcen hinkommen? Also
auch hier ein Nichtgenügend im Abschlusszeugnis des heurigen Schuljahres.
Für Ihre gemeinsame Mittelschule hier auch die
weiteren Zeugnisse für die Landeshauptmann-Stellvertreterin und für die
Präsidentin des Stadtschulrates: Nichtgenügend!
Aber wie heißt es so schön bei der Präsidentin des
Stadtschulrates. Sie hat uns ja dieser Tage erst gesagt, aus einem
Nichtgenügend braucht man sich nichts zu machen. [Abg Mag (FH) Tanja Wehsely:
Nichtgenügend! Setzen!] Und ich zitiere hier wörtlich: Ein Nichtgenügend zipft
an, aber ist keine Tragödie.
Uns geht es darum, das Sie dieses Nichtgenügend im
nächsten Jahr in einen positiven Schulerfolg verwandeln. (Beifall bei der ÖVP.
– Abg Godwin Schuster: Sie haben keine Antwort gegeben, wer diese Beurteilung
abgibt!) Also kein Sitzenbleiben, ganz im Gegenteil, lernen sie über den
Sommer, steigen sie über den Sommer auf, setzen sie jene Maßnahmen, die
notwendig sind, damit im nächsten Jahr die Schule gut starten kann. (LhptmStin
Grete Laska: Das ist das Problem! Mit den Methoden des 19. Jahrhunderts?
Sie sind einfach im 19. Jahrhundert sitzengeblieben!)
Und da frage ich mich, warum Sie heuer schon wieder,
gerade vor zwei Tagen, das befreite letzte Kindergartenjahr wieder abgelehnt
haben, also müssen auch im kommenden Schuljahr die Kinder auf die Förderung
warten. Warum haben Sie vor zwei Tagen den Antrag abgelehnt, die
Arbeitsbedingungen an den Wiener Pflichtschulen zu verbessern? Warum entlasten
Sie unsere Schulleiterinnen und Schulleiter nicht in ihrer
Schulerhalteraufgabe, in der Administration? Warum sorgen Sie nicht für
ausreichende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an den Schulen? Auch hier
hat es ein Minus erst vor zwei Tagen in diesem Haus gegeben. Und es gab ein
Minus zum Ausbau des Musikschulwesens.
Kollege Vettermann, was soll ich jetzt glauben? Das,
was vor zwei Tagen war, das, was Sie jetzt versprechen, das, was Sie in den
Medien verkünden? Also wie ernst ist es Ihnen mit der Qualitätssteigerung
dieses Wiener Schulwesens?
Wir sind für Kooperationen, wir
sind für Weiterentwicklungen des Schulwesens. Starten Sie über den Sommer!
Sitzen Sie nach! Lernen Sie nach! Und sorgen Sie dafür, dass im kommenden
Schuljahr nicht mehr als 22 Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer
sitzen, sorgen Sie dafür, dass den Schülerinnen und Schülern nicht die Decke
auf den Kopf fällt, und sorgen Sie dafür, dass es eine seriöse Evaluierung des
bestehenden Schulwesens gibt, auf dessen Basis wir sofort für eine
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