Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 98
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben gerade vor ein paar Minuten gesagt, dass die
langen Wartezeiten auf die Einbürgerungen ein Integrationshindernis darstellen.
Da sind wir ja absolut einer Meinung. Tatsache ist auch, dass es nach dem
Inkrafttreten des verschärften Staatsbürgerschaftsgesetzes einen massiven
Rückgang bei den tatsächlichen Einbürgerungen gegeben hat. Im ersten Quartal
2007 sind das für Wien zum Beispiel ganze 65,9 Prozent Rückgang, also über
65 Prozent Rückgang bei den Einbürgerungen, verglichen mit dem ersten
Quartal des Vorjahres. Das zeigt unserer Meinung nach, dass es nicht genügt,
darauf zu warten, dass Menschen von sich aus die Einbürgerung beantragen
werden.
Planen Sie so etwas wie eine Kampagne im Sinne eines
aktiven Hinausgehens an die Bevölkerung, an die Wiener Bevölkerung mit nichtösterreichischem
Reisepass, um sie einzuladen, wenn sie hier leben, auch die österreichisches
Staatsbürgerschaft zu beantragen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: So
eine Kampagne ist derzeit nicht in Planung. Was wir da tun, ist, wir arbeiten
zum einen parallel an diesem Viersäulenkonzept, wo es in der Integration uns ja
darum geht, den Menschen nicht nur die Sprache zu vermitteln, sondern eben am
Arbeitsmarkt Impulse zu setzen, im Zusammenleben in der guten Nachbarschaft und
in der Messbarkeit der Integration.
Ich denke mir, gerade bei diesem Teil von „Sprache+“,
wo es um die Orientierung geht und wo wir auch noch stärker daran arbeiten
wollen, die rechtliche Situation darzustellen, nämlich im Sinne von
„Integration ist keine Einbahnstraße", sondern sie geht Menschen an, die
hier zuwandern, sie geht Menschen an, die hier seit Generationen leben, und
beide haben sozusagen Rechte und Pflichten, die im Zusammenleben und im Dialog
ganz, ganz wichtig sind, und den Dialog, also gerade in diesem Teil wird es
auch wichtig sein, da konkret darauf hinzuweisen und auch gut aufzuklären.
Ich glaube, worum es gehen wird, ist dieses Wissen
darüber, ab wann, wie geht es, was ist das Komplizierte, was brauche ich. Da
müssen wir dann auf jeden Fall auch noch den Finger drauflegen.
Wir arbeiten ja permanent an einer Begleitevaluierung
zu unseren Orientierungsgesprächen. Da habe ich viel vor. Das möchte ich gerne
niedrigschwelliger machen und da, denke ich mir, wird das auch ein ganz, ganz
wichtiger Punkt sein, darauf hinzuweisen, welche rechtlichen Möglichkeiten,
welchen Status habe ich und was brauche ich letztlich. Also dort ist es auf
jeden Fall eine ganz gute Sache. Also das ist das, was wir in Wien tun können und
wo wir auch wirklich in Permanenz dran sind.
Und das andere ist, dass ich nicht locker lassen
möchte, im Rahmen der Integrationsplattform unsere aus meiner Sicht sehr
berechtigten Forderungen nach einer Änderung, nach einer Entschärfung des
derzeitigen Fremdenrechtes einzubringen, und dass wir uns vehement für die
Evaluierung auf der Basis der Integrationsplattform einsetzen werden.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. Damit ist die heutige Fragestunde
beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderats hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Eine neue Schule
braucht das Land! Wien und die Bundesländer brauchen ein zeitgemäßes
Bildungssystem" verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn Abg Vettermann, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit
10 Minuten begrenzt ist. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.
Abg Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Vielen
Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich glaube, gerade der heutige Tag ist vom Tag her –
ich meine, ich weiß, es ist der vierte Tag, also von dem her merke ich schon
eine gewisse Erschöpfung, aber Bildung sollte aufregen – auf alle Fälle ein
guter Tag, um auch über dieses Thema wieder zu sprechen, weil es ja morgen
Zeugnis gibt. Für die allermeisten der über 200 000 Schülerinnen und
Schüler ist das in dem Sinn ein guter Tag, weil es geschafft ist. Der Sommer
kommt, Ferien, lachen. In dem Sinn herrscht ja hoffentlich für viele gute
Stimmung.
Natürlich nicht für alle, denn 13 500 haben ja auch
eine negative Note bekommen, und da – apropos „Eine neue Schule braucht das
Land!" – gibt es ja durchaus Ideen, sich einmal inhaltlich etwas dazu zu
überlegen, indem man eben sagt, gut, wir wollen natürlich, dass die Kenntnisse,
die Fertigkeiten auf alle Fälle vorhanden sind, aber man soll, wenn man es in
einem Fach nicht geschafft hat, nur dieses eine Fach wiederholen, das
nachholen, aber nicht alle Fächer. Dieses Gesamtsitzenbleiben verschleudert
Geld und bringt den einzelnen Schülerinnen und Schülern nichts, denn die passen
dann dort, wo sie gut waren, nicht auf, und, und, und.
Auch das könnten wir einmal zum Anlass nehmen, über
inhaltliche Reformen nachzudenken, und der Zeitpunkt knapp vor den Ferien ist
gut geeignet zum Pläneschmieden, ohne den Stress während des Schuljahres und
vor allem besser als der Schulanfang, der ja mit Nachprüfungen, Stundenplan und
Ähnlichem immer ziemlich überdeckt ist.
Wenn man sich anschaut, wo gibt es
Zufriedenheit und wo nicht, dann muss man sagen, dass die Volksschule in den
allermeisten Fällen durchaus positiv erlebt wird. Sie ist eine gemeinsame
Schule, die eine gute Nachrede hat, wo die meisten Eltern sehr zufrieden sind,
wo es auch schon sehr viele, sage ich einmal, pädagogische Innovationen gibt.
Die meisten Schulen haben schon diese längere Eingangsphase von zwei Jahren, es
gibt immer mehr Integrationsklassen und vor allem auch Mehrstufenklassen, was
durchaus möglich ist, auch im
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