Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 98
absehe, aber rein von den Parks her gesehen –, dann
hat gemäß diesen Aufgaben dieser Bezirk auch mehr Geld. Er kann allerdings in
seinem Bezirksbudget über die Mittel, die ihm nach dem Motto „Geld folgt
Aufgabe" zur Verfügung gestellt werden, auch anders disponieren. Er kann
hergehen und kann sagen, ich verwende nur einen Teil dieses Geldes tatsächlich
für die Parks, den anderen verwende ich für Schulen beispielsweise.
Sie können das ja, wenn Sie die Bezirksbudgets
miteinander vergleichen, durchaus sehen, was einzelne Bezirke in den
Bezirksbudgets zum Beispiel für Schulerhaltung vorgesehen haben, und wie
unterschiedlich das auch ist.
Also so gesehen, bin ich, noch einmal gesagt, sehr
dafür, dass wir Aufgaben evaluieren, aber das Prinzip nicht verletzen. Für mich
hat die Dezentralisierung dort ein Ende, wo wir dann bei der Organisation einer
Stadt nach dem französischen Prinzip sind. Sie kennen sicherlich Brüssel oder
Sie kennen Paris, wo eine derartige Dezentralisierung durchgeführt wurde, dass
die Städte eigentlich auseinanderfallen und nicht mehr gemeinsam organisierbar
sind. Wir gehen den ganz anderen Weg, indem wir versuchen, sogar auch regionale
Strukturen zu schaffen, mit denen man im Umfeld zusammenarbeiten kann, und
nicht, die Stadt auseinanderfallen zu lassen.
Vor diesem Hintergrund wird man über vieles reden
können – ich sage das durchaus noch einmal –, wenn es hier große, übergeordnete
Projekte gibt wie etwa die genannten – aber da gibt es sicherlich auch andere
–, wenn es hier spezifische Wünsche gibt wie beispielsweise Ringstraße, wo wir
für die Finanzierung der Ringstraße ja auch ein Einvernehmen mit der
Bezirksvorsteherin des 1. Bezirkes herstellen konnten und das daher zur
Stunde auch kein Thema mehr ist. Also so gesehen halte ich es schon für
richtig, dass wir hier auch immer wieder mithelfen.
Wenn Sie meinen, dass man das sozusagen
verrechtlichen sollte und das nicht immer nur Einzelverhandlungen dann
überlassen sollte, dann kann ich mich mit diesem Gedanken durchaus auch
anfreunden. Jetzt wird es die Notwendigkeit sein, dass wir im Hinblick auf die
Reform der Dezentralisierung – Evaluierung ist ja kein Selbstzweck – durchaus
auch darüber nachdenken. Es wäre durchaus eine lohnende Geschichte.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. – Wir kommen zur
3. Zusatzfrage: Herr Dipl-Ing Margulies.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Sie haben jetzt schon, glaube ich, zwei- oder dreimal
gesagt, Geld folgt der Aufgabe. Prinzipiell wäre es ja recht schön, aber das,
was sich mittlerweile herauskristallisiert, ist eindeutig, zu wenig Geld folgt
der Aufgabe, weil sich im Vergleich zum zweiten Dezentralisierungsschritt und
der Bezirksmittelverordnung 1997 auch die Aufgaben der Bezirke massiv gewandelt
haben, insbesondere natürlich bei der Instandhaltung der Schulen, aber auch
wahrscheinlich zukünftig bei der Instandhaltung der Kindertagesheime und
Amtshäuser.
Da ist es natürlich auch nicht ganz so einfach zu
sagen, der eine Bezirk nimmt es für Kultur, der andere nimmt es für die
Schulen. Das, was sich in der Vergangenheit, insbesondere in den letzten zwei,
drei Jahren, herauskristallisiert hat, war, dass die Bezirke immer höhere
Pflichtausgaben in etwa zu erfüllen haben und der freie Ermessensspielraum
immer geringer wird.
Ich bin ja jetzt froh darüber – unter
Anführungszeichen –, dass der 10. Bezirk, ein de facto absolut roter
Bezirk, aber ein Bezirk, der für Sie auch sehr, sehr wichtig ist, nehme ich an,
so viel für Schulen ausgegeben hat, dass sich jetzt herausgestellt hat, er hat
mehr als 10 Millionen EUR Schulden und kann sich in Wirklichkeit
weitere Sanierungen fast nicht mehr leisten. Das heißt, man kommt zu einer
Veränderung der Bezirksmittelverordnung.
In diesem Sinne: Können Sie sich vorstellen – auch
kurzfristig, bevor die Evaluierung der Dezentralisierung fertiggestellt ist –,
auf Grund der momentan herrschenden Situation innerhalb der
Bezirksmittelverordnung, zumindest im Sinne von „Geld folgt Aufgabe", für
das kommende Jahr 2008 eine Aufstockung an budgetären Mitteln vorzunehmen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Die Frage ist deswegen für mich ein bisschen schwierig zu beantworten, denn
wenn ich da jetzt in der Fragestunde Ja sage, (Abg Dipl-Ing Martin Margulies:
Dann bin ich zufrieden!) – da sind Sie aber der Einzige –, dann ist zwar
möglicherweise jetzt Zufriedenheit hier hergestellt, aber wir werden auf
geraumste Zeit von der Situation, dass wir Geld verteilen und nicht Aufgaben
verteilen, nicht mehr wegkommen. Und daher mache ich das nicht.
Natürlich wird man – und das ist ja auch vorgesehen –
wie bei dieser Frage des 40-prozentigen Zuschusses bei der Schulsanierung
darüber nachdenken, ob es andere Bereiche gibt, wo Ähnliches zu machen ist.
Aber grundsätzlich meine ich, dass wir nach dieser Evaluierung, also wenn das
Ergebnis vorliegt und nach entsprechender Analyse, dann dazu zu kommen haben,
dass wir eine fundamentale Reform zu machen haben.
Denn natürlich bin ich auch der Auffassung, dass man
nicht davon ausgehen kann, dass im Jahre 2008 etwa die Sanierung der Schulen
das gleiche Geld kosten wird, wie das im Jahre 2000 oder 2002 gewesen ist. Über
diesen sozusagen selbstverständlichen Grundsatz zu diskutieren, wird das eine
sein, aber die Aufgabenverteilung bei den Bezirken und zu reflektieren, ob das
gescheit war, was wir da gemacht haben, wird ehrlich gesagt aus meiner Sicht
das noch viel Wichtigere sein.
Und wenn wir das getan haben, dann reden wir über das
Geld und auch über eine vernünftige Zukunftsentwicklung, sodass dann in der Tat
die Bezirke ihre Aufgabe auch erfüllen können. Denn das ist natürlich auch der
Sinn der Sache. Es geht ja in der Dezentralisierung nicht darum, jemanden zu
pflanzen, sondern es geht darum, dass man Aufgaben dezentralisiert, und diese
Aufgaben sollten von den Bezirken auch erfüllt werden können. Dazu brauchen sie
auch Geld, und so soll es auch sein.
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