Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 98
Diskussion zunächst hier und dann natürlich auch in
der Öffentlichkeit zu führen hat.
Ich habe nur einen Punkt jetzt nicht verstanden, das
hat mich verwirrt. Verschiedene Meinungsäußerungen der SPÖ würden die Menschen
verwirren. Das kann ich überhaupt nicht erkennen, denn die Grundhaltung der SPÖ
zur gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen ist eine völlig klare und
eine seit geraumer Zeit auch artikulierte. Dass wir hier in Diskussionen und
auch im Gespräch versuchen, aufeinander zuzugehen, sowohl auf die Grünen als auch auf die Österreichische
Volkspartei – und ich sagte vorhin, dass wir natürlich auch versuchen sollten,
mit der FPÖ diesbezüglich das Gespräch zu führen –, ist ja eigentlich eine
klare Sache. Hingegen muss ich schon festhalten, dass es innerhalb der ÖVP
verschiedene Auffassungen dazu gibt. Das ist auch legitim. Es gibt zu
verschiedenen Fragen auch unterschiedliche Auffassungen innerhalb der SPÖ. Aber
da gibt es wesentliche Meinungsäußerungen, wesentliche Meinungsäußerungen von
ÖVP-Vertretern, nicht nur aus der Steiermark, sondern auch aus der Wiener ÖVP,
die durchaus der Auffassung sind, dass man zu so einer gemeinsamen Schule der
Zehn- bis Vierzehnjährigen eigentlich Ja sagen sollte.
Daher denke ich, das ist der Grund, wenn ich von
einem Zeitfenster rede, dass man diese Diskussionen, die wesentlich offener
geworden sind als die ideologischen Grabenkämpfe der Vergangenheit, auch
entsprechend nutzen sollte. Und dass man in einem Dialog, wenn man sich auf ihn
einlässt, dann auch Flexibilität haben muss, das liegt auch auf der Hand. Da
würde ich wirklich bitten, dass man das jetzt nicht wiederum politisch
ausnutzt, um es als Umfaller oder sonst irgendetwas zu deklarieren, sondern ich
sage Ihnen das einmal mehr und auch heute: Wir sind im hohen Ausmaß daran
interessiert, dass wir dieses Zeitfenster nutzen, diese Chance für unsere
Kinder nutzen, um zu dieser gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen
zu kommen, mit einer völligen Neudiskussion der Lehrinhalte und einer
Diskussion der pädagogischen Vermittlung und damit auch einer Diskussion, die
sowieso selbstverständlich sein muss, über die Lehrerausbildung.
Das wird eine wesentlich größere Reform sein müssen,
als dass wir uns nur darauf einigen, welches Türschild vorne hängt, während
dahinter dasselbe ist wie bisher. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön.
Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP - 02958-2007/0001 - KVP/LM). Sie wurde
von Herrn Abg Ulm gestellt und ist ebenfalls an den Herrn Landeshauptmann
gerichtet. (Befürworten Sie, dass im Rahmen
eines weiteren Dezentralisierungsschrittes die Bezirke mit weiteren Kompetenzen
und Verantwortungsbereichen ausgestattet werden?)
Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Landtagsabgeordneter!
Ein bisschen gilt für diese Frage dasselbe wie für
die vorherige. Sie wissen, dass Ihre Kollegen, sozialdemokratische Kollegen und
GRÜNE angeregt haben, dass wir die bisherigen Schritte der Dezentralisierung
einer Evaluierung unterziehen. In der Zwischenzeit gibt es eine ganze Reihe von
Bezirksvertretungsbeschlüssen im 1., 3., 6., 7., 9., 10., 12., 17., 20. und
22. Bezirk, die eine solche Evaluierung ebenfalls anregen.
Es ist daher der Leiter für Dezentralisierung
beauftragt worden, eine derartige Studie nun durchführen zu lassen. Ich denke,
dass es sehr vernünftig ist und im Sinn dessen, wie wir Dezentralisierung
begonnen haben – Geld folgt Aufgabe –, dass wir uns diese Evaluierung
anschauen, dass wir auch jene Veränderungen, die wir in der jüngeren
Vergangenheit an der Dezentralisierung vorgenommen haben, mit überprüfen, ob
das gut, richtig und vernünftig war, was wir getan haben, und danach
entscheiden, welche weiteren Schritte der Dezentralisierung wir setzen.
Ich stehe dem nicht leidenschaftslos gegenüber, aber
ich stehe dem sehr offen gegenüber, denn ich vergesse jedenfalls meine
politische Vergangenheit und meine Biographie nicht. Und als damals junger Gemeinderat
habe ich das Meine dazu beigetragen, diese Dezentralisierung auch
durchzusetzen, und zwar unter schwierigeren Umständen, als das heute der Fall
ist. Ich denke daher, dass es vernünftig ist, auf der Basis gesicherter
Erkenntnisse auch über weitere Dezentralisierungsschritte zu reden, aber immer
nach dem Prinzip „Geld folgt Aufgabe". Wir machen
Aufgabendezentralisierung und lassen dem dann das Geld folgen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. – Wir kommen zur 1. Zusatzfrage: Herr Abg Dr Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Wir bekennen uns natürlich auch zur dieser
Evaluierung. An sich würde mich da aber schon interessieren, von Ihnen als
Landeshauptmann und Bürgermeister ein bisschen mehr dazu zu erfahren, denn das
Verhältnis zwischen den Bezirken und der Stadt ist ja naturgemäß ein bisschen
ein ambivalentes und im Augenblick keineswegs ganz friktionsfrei. Die Bezirke
müssen im Augenblick für die Generalsanierung der Schulen aufkommen, der
19. Bezirk müsste die Höhenstraße um 20 Millionen EUR sanieren,
all das Dinge, die die Bezirke wahnsinnig überfordern.
Daher stellt sich schon die Frage: Wie soll es
grundsätzlich weitergehen? Denn an sich war ja die Idee der Dezentralisierung eine,
wie ich meine, richtige, aber da hier immer auch Personen miteinander zu tun
haben – Bezirksvorsteher, Bürgermeister, ein Landeshauptmann – würden mich
schon Ihre persönliche Meinung, Ihre Vision oder auch Ihre realistische
unmittelbar konkrete Vorstellung interessieren, wie denn dieses Verhältnis in
Zukunft gestaltet sein soll zwischen Stadt und Bezirken.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sie haben
jetzt eine durchaus persönliche Frage gestellt, aber natürlich auch eine
inhaltliche.
Die persönliche ist leicht zu
beantworten: Ich komme
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