Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 74
Tür zu Tür gegangen sind und die von ihnen
hergestellten Bürsten und Besen verkauft haben. Die Älteren hier wissen es,
gebettelt wurde nicht. (Abg Inge Zankl: Gebettelt wurde sehr wohl!) Ich
bin nicht in Wien aufgewachsen (Abg Inge
Zankl: Ich bin in Wien aufgewachsen!), aber ich sage Ihnen, in
Oberösterreich hat es das nicht gegeben und es gab genügend Arme.
Wissen Sie, wann ich den ersten Bettler gesehen habe,
Frau Kollegin? Die ersten Bettler habe ich in den 60er Jahren am Balkan gesehen
und es hat mich zugegebenermaßen schockiert. Denn man kann arm sein, hat meine Großmutter
immer sehr richtig gesagt, aber man muss nicht dreckig sein. Dagegen kann man
etwas tun. Diese dort waren aber, und das sage ich Ihnen, das war mein Eindruck
und das war Faktum, schmutzig und in abgerissenen Kleidern. Was mich geschreckt
hat, war, sie scheuten sich überhaupt nicht, sich lautstark und penetrant
bemerkbar zu machen. Ihre eigenen Landsleute haben uns damals vor ihnen
gewarnt.
Heute sitzen die gleichen Leute bei uns und wer warnt
uns heute? Wie ich Ihnen schon vorhin gesagt habe, die Wiener Linien, die
städtischen Verkehrsbetriebe, wo Sie doch einen gewissen Einfluss, glaube ich,
haben. (Abg Ingrid Puller: Das ist die Belästigung!) Das ist ein Faktum,
Frau Kollegin!
Und was tut die Stadt? Nichts! Nichts! Dreimal nichts
tut sie! Dabei muss in Wien keiner hungern, nicht einmal die Ausländer. Es gibt
die Caritas, es gibt die Wiener Tafel, es gibt die Gruft. (Abg Ernst
Nevrivy: Mangiare! Mangiare! Mangiare!) - Beruhigen Sie sich, Herr Kollege,
mit Ihren Mangiare-Bezeichnungen!
Es gibt allerdings, das stimmt, einige
Sozialdemokraten, die solche Organisationen überhaupt nicht mögen. Ich lese
Ihnen heute etwas vor, einen Pressedienst: „Der Vizebürgermeister der
Bezirksstadt Wolfsberg, Heimo Toefferl, SPÖ, verglich die Kunden der Sommermärkte
mit Aasfressern." - Wissen Sie, was die Sommermärkte sind? Die
Sommermärkte sind die, die Waren billiger an bedürftige Leute abgeben. Das ist
die wahre Einstellung von manchen Ihrer SPÖ-Funktionären! Kehren Sie einmal zu
Hause zusammen und kritisieren Sie dann die anderen! Das kann ich Ihnen sagen! (Beifall
bei der FPÖ. - Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Der sollte die Partei wechseln
und zu euch gehen!)
Es wird Zeit, dass Sie das lernen, was die Bürger
längst getan haben, nämlich dass ein Umdenken Platz greift und dass die
Augenauswischerei und das Verdrängen der Probleme aufhört! Wir müssen
begreifen, dass wir in Wien nicht alle Probleme der EU oder gar der ganzen Welt
lösen können. (Abg Ernst Nevrivy: Es ist,
wie es ist!) Wir sind für unsere Bürger verantwortlich! Das ist unsere
Anschauung und für die treten wir ein! (Abg
Kurt Wagner: Das ist aber ein schlechtes Eintreten!) Für die und auch für
ihre Sicherheit sind wir verantwortlich, nicht für den anderen Bereich!
Daher geht es, wie wir in
unserem Antrag drinnen gehabt haben, um die Frage der Adaptierung von
Bestimmungen des Wiener Landes-Sicherheitsgesetzes, das im Prinzip, wie Sie
richtig sagen, Herr Kollege Ellensohn, ausreichend sein müsste, wenn man es
entsprechend rigide auslegt. Aber das traut sich kein Polizist, denn es genügt
ein lautes „Ausländerfeind" bei Kontrollen, dann werden die Gutmenschen
auf den Plan gerufen und der Polizist hat das Gfrett und das überlegt er sich
halt dreimal.
Wenn ich mir § 3 des Gesetzes ansehe, ist der
nicht dazu geschaffen, uns vor der Bettlerplage oder Ähnlichem zu bewahren,
sondern, so hat man eher den Eindruck, zur Verhinderung von Geschäftsstörungen
bei den Abtreibungskliniken.
Ich lese Ihnen § 2 vor: „Wer an einem
öffentlichen Ort in aufdringlicher oder aggressiver Weise oder als Beteiligter
an einer organisierten Gruppe um Geld oder geldwerte Sachen bettelt, begeht
eine Verwaltungsübertretung und ist ... zu bestrafen."
Wenn Sie nur „in aufdringlicher oder aggressiver
Weise" herausstreichen, haben Sie schon die Handhabe, das Gesetz wirksam
und hervorragend einzusetzen.
Dann steht weiters die „organisierte Form"
darin. Wenn Sie noch dazufügen: „Wer als Mitglied einer organisierten
Gruppe" - also ein Bettler – „erstmalig dabei betreten wird und aktiv zur Aufdeckung
der Straftat beiträgt, bleibt straffrei." - Damit würden wir diesen
Bettlern, soweit sie wirklich ausgenützt sind, eine goldene Brücke bauen. Sie
wären beim erstmaligen Betreten straffrei und wir würden an die Hintermänner
herankommen.
Es ist aber, wie gesagt, nicht nur die reine
Bettelei, es ist auch die Geräuschbelästigung, der Lärm in den U-Bahnen, der
den Leuten zunehmend auf den Nerv geht. Auch hier wäre einzugreifen.
Und es ist eine andere Gruppe, die nicht direkt unter
die Bettler zu rechnen ist und der Sie in der SPÖ auch die Mauer machen. Die
GRÜNEN machen es auch, wenn sie nicht gerade von ihnen besetzt werden. Es
handelt sich nämlich um die Punker.
Wir haben am vergangenen Wochenende wieder eine
Hausbesetzung gehabt. Ich glaube, es war die dritte, die es in diesem Fall
gegeben hat. Die SPÖ in Wien ist sich nicht zu dumm, denen trotzdem noch ein
Haus in Aussicht zu stellen. Sie bauen sich das auf, was man in Dänemark gerade
dabei ist, abzubauen. Sie haben den Wirbel und die Unruhen vor wenigen Wochen
mit brennenden Autos und so weiter in Dänemark gesehen. Sie wollen das nicht
zur Kenntnis nehmen, so wie Sie unsere Hinweise auf Bettlerproblematik und auf
Kriminalität nicht zur Kenntnis nehmen wollen. (Kopfschütteln bei Abg Christian Oxonitsch.) So wie Sie immer
gesagt haben, das ist in Wien nicht! Wir haben heute eine Kriminalität, die vor
zehn Jahren undenkbar war! Wir haben heute eine Punkerszene und in zehn Jahren
die Zustände, die für Sie, Herr Kollege Oxonitsch, undenkbar sind! Aber dann
sind Sie vielleicht schon nahe vor Ihrer gutdotierten Pension!
Die Wiener betrifft es, wir kriegen Christiania auf diese
Art in Wien. Sie belohnen Gesetzesbrüche, indem Sie den Leuten dann noch etwas
versprechen! Das ist wirklich geradezu haarsträubend! Die Wiener werden es
nicht verstehen. Wer in der Umgebung des Ernst
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