Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 74
zusteht, wenn in Wien
jemand Hilfe braucht, dann hat er sie auch. Was ist eigentlich der Umkehrschluss?
In Wien muss kein armer Mensch betteln gehen, sondern er hat ein ausreichendes
soziales Netz, das für seine Bedürfnisse aufkommt. (Abg Godwin Schuster: Da
geben Sie einmal zu, dass es so ist!) Das heißt, es geht ja gar nicht – und
das wissen Sie ja auch ganz genau – um die Armut der Bettler in Wirklichkeit,
sondern es geht in erster Linie – und das sieht man ja und das Phänomen ist ja
in den letzten Jahren geradezu explosionsartig in Wien aufgetreten, nicht nur
in Wien, aber andere Städte haben sich bereits dagegen gewehrt, während man in
Wien das eben nicht tun will –, es geht also in erster Linie um diese
explosionsartig aufgetretenen Straßenbettler, die in mehr oder weniger
aggressiver Form hier auf Straßen, auf Plätzen, aber vor allem auch in den
Verkehrsmitteln unterwegs sind und die Leute anbetteln. Und während sie die
Geldtasche zücken, macht ein Komplize seine entsprechenden Beobachtungen, und
der Dritte, der mit im Bunde ist, handelt dann entsprechend und erleichtert die
Leute um ihr Geldbörsel oder um andere Dinge. So schaut halt die Realität aus! (Abg Godwin Schuster: Haben Sie das
gesehen?)
Eine ganz besonders betroffene Personengruppe sind
natürlich unsere Senioren, wo diese Dinge noch weitergehen, wo wir immer wieder
den traurigen Fall haben, dass etwa Bankanschlussdiebstahlsdelikte stattfinden,
wo die Leute wirklich hilflos sind. Es ist auch so, dass wir hier von einer
Dunkelziffer ausgehen müssen – was ja Fachleute und Experten auch immer wieder
sagen –, vor allem unter dem Aspekt, dass Bestohlene – und hier geht es vor
allem um die ältere Bevölkerung – auch psychisch oft nicht in der Lage sind,
dieses Erlebte noch einmal aufzuarbeiten, zur Polizei zu gehen, um diesen
Diebstahl zu melden. Die sagen sich, mein Gott, die 100 EUR, auf die kann
ich verzichten. Das heißt, ich kann eigentlich nicht, aber ich verzichte
darauf, denn ich mag das Ganze nicht noch einmal durchleben.
Wir haben es hier also leider mit einer hohen Zahl an
Delikten und einem großen Ausmaß an Kriminalität zu tun, die auf das Eigentum,
auf die Gutherzigkeit, auf die Gutgläubigkeit der Wiener Bevölkerung abzielt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, es
ist wirklich notwendig, auch im Sinne unseres Straßenbildes, dass wir Schluss
machen damit. Viele Geschäftsstraßen ziehen ja nach und nach nicht nur Bettler,
sondern auch andere Kriminalität an, und diese Form organisierter Kriminalität
können und dürfen wir nicht dulden.
Wir haben ja eine Reihe anderer Probleme auch noch,
die sich auf das Straßenbild, die Sicherheit und die Sauberkeit unserer Stadt
auswirken. Wir haben heute schon über die Tätigkeit der Polizei gesprochen, wir
wissen, dass die Polizei personell unterbesetzt ist, dass die Polizei
wahnsinnig viel zu tun hat, und in weiten Bereichen wäre es natürlich sehr
sinnvoll, wenn die Polizei auch eine entsprechende Unterstützung seitens eines
– wie auch immer man es bezeichnen mag, ich nenne es jetzt mal städtischen
Ordnungsdienst –, wenn also die Polizei Unterstützung seitens eines städtischen
Ordnungsdienstes bekäme.
Daher haben wir Freiheitlichen auch einen
entsprechenden Antrag eingebracht, in dem wir fordern, dass der Wiener Landtag
beschließen wolle, dass ein städtischer Ordnungsdienst eingerichtet wird,
ähnlich den Organen der Parkraumüberwachung, ausgerüstet mit einem Funkgerät
natürlich, um dann die handelnde Polizei im Fall des Falles herbeizuholen, der
vor allem für Sicherheit, für Ordnung und für Sauberkeit bei uns in Wien sorgt.
Ich darf diesen Antrag damit überreichen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich ersuche Sie auch, im Sinne der Wiener Sicherheit,
der Wiener Ordnung und der Sauberkeit, diesem Antrag Ihre Zustimmung zu geben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein ganz
wesentlicher Punkt sind sicher bettelnde Kinder, und ich stehe auch nicht an,
der Institution – ich habe mich da auch ein bisschen damit auseinandergesetzt
–, die vorhin von Frau Stadträtin erwähnt wurde, dieser Kinderdrehscheibe und
vor allem ihrem Leiter, der sich da ja sehr bemüht und einsetzt, durchaus
meinen Dank und meine Anerkennung zu zollen. Kinder sind sicher die, die in
keiner Art und Weise für derlei Verbrechen missbraucht werden dürfen, ebenso
natürlich wie gebrechliche und wie kranke Menschen.
Aber es sind ja nicht nur diese. Man erfährt immer
wieder von Beobachtungen der Bevölkerung – mein Kollege Schock hat ja schon
einige Fälle erzählt –, und auch ich habe das zur Kenntnis bekommen. Ein
Beispiel: 6.30 Uhr, Wien Hernals, bei der Vorortelinie, ein Kleinbus, zwei PKW,
heraus springen 15 Personen, männlich und weiblich, also alle gut
beweglich, alle gesund. Der Kofferraum der Autos wird geöffnet, sie werden dann
ausgerüstet mit einem klappbaren Rollstuhl, den klemmt sich einer unter den
Arm, der andere nimmt sich eine Krücke, ein paar Stockerln. So gehen sie zum
öffentlichen Verkehrsmittel beziehungsweise bewegen sich einigermaßen schnell
dorthin, um dann, wie unschwer daraus zu erkennen ist, in der Hernalser
Hauptstraße, im EKZ Hernals, vielleicht auch weiter drinnen auf der Alserstraße
ihrer organisierten Tätigkeit nachzugehen.
Also es sind ja nicht nur Kinder, Alte oder Schwache
oder Kranke oder Behinderte, die ausgenützt werden, sondern das macht einfach
professionell auch eine ganze Reihe durchaus arbeitsfähige Menschen. Und wenn
die Schicht um ist – auch das wissen wir aus Beobachtungen –, springt der eine
aus dem Rollstuhl – das geschieht ganz ungeniert vor den Augen der Bevölkerung;
der Passantenstrom ändert sich ja dauernd, daher sieht das nur ein kleiner Teil
–, und der Nächste setzt sich in den Rollstuhl hinein, klemmt das Bein ein und
spielt auf Gelähmten.
Also ich glaube wirklich, das ist
eine Situation, der wir so nicht zuschauen dürfen. Ich glaube vor allem, dass
wir hier am besten fahren, wenn wir grundsätzlich sagen: Wien ist sozial doch
so gut versorgt, dass heute, wie selbst SPÖ-Sozialstadträte immer wieder sagen,
ja
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