Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 74
mehr Zahlen enthalten sein
sollen.
Die FPÖ ist anscheinend aufgewacht
und hat die Ideen der Wiener ÖVP, vor allem von Dr Franz Ferdinand Wolf,
kopiert, der sich sehr für die Wiener Musikschulen einsetzt. Wir dürfen einen
Antrag betreffend die Erstellung eines Landesmusikschulgesetzes einbringen. Wir
laden die FPÖ gerne ein, mit uns diese Musikschulen zu stärken. Die GRÜNEN
haben auch schon angekündigt, dass sie die Musikschulen deutlich unterstützen
wollen, und ich hoffe, dass die Mehrheitsfraktion SPÖ hier jetzt manches
ermöglichen wird, was bisher nicht möglich war. – Danke schön. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Wutzlhofer.
Abg Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Stadtrat! Hohes Haus!
Betreffend Musikschulen
gebe ich meinen Vorrednerinnen und Vorrednern in einer Sache recht, nämlich
dass wir das jetzt schon seit Jahren diskutieren und dass das ein leidiges
Thema mit immer gleichen Argumenten ist.
In allen anderen Punkten gebe ich Ihnen allerdings
nicht recht. Unsere Antwort auf das, was wir seit Jahren diskutieren, ist die
gleiche wie seit Jahren: Die einzige Möglichkeit, auf die Zahlen, die Sie
nennen, zu kommen, ist, das pluralistische System der Wiener Musikausbildung
einfach auszublenden und sich nicht anzuschauen, was die Volksbildung und die
außerschulische Jugendarbeit machen. Aber nicht einmal, wenn man nur die Wiener
Musikschulen mit jenen in den Bundesländern vergleicht, stimmt die Rechnung,
denn es sind nicht 5 000, sondern 10 000 Schüler in den Musik- und
Singschulen. Jedenfalls lassen wir uns aber nach vielen Jahren auch heute unser
pluralistisches und gutes System der Wiener Musikausbildung nicht madig machen!
(Beifall bei der SPÖ.)
Zum Museumsbericht: Eine positive Bilanz haben durchaus auch meine Vorrednerinnen und Vorredner gezogen. Neben den vielen Bauvorhaben und Modernisierungen, die umgesetzt wurden, sind meines Erachtens mit Direktor Kos auch Dynamik und eine neue Kultur eingezogen. In dem Museum sieht man Museales nicht einfach als etwas Totes und Starres, sondern als etwas, das sich bewegt, das aus dem Betrachter – wenn man so sagen will – einen Mittäter macht, ihn zur Interaktion einlädt. Dabei spielen neben verschiedenen inhaltlichen Ideen natürlich auch Medien eine große Rolle. Ich denke jetzt zum Beispiel nur an das Mozarthaus Vienna, zu dem das Figarohaus geworden ist, in dem man nicht nur herumgeht und sich die Stätte des Wirkens Mozarts anschaut, sondern wo man ihn hören, sehen und erleben kann.
Ich komme jetzt zum Hauptteil meiner Ausführungen,
nämlich zum Thema Gefahrenpotenzial von Computerspielen. Dazu gab es in den
vergangenen Monaten eine breite Diskussion in Österreich, die immer dann hoch
geschwappt ist, wenn es zu schrecklichen Ereignissen wie etwa dem Amoklauf
eines Jugendlichen in einer Schule in Erfurt gekommen ist. Wie man sich leicht
vorstellen kann, wird eine solche Diskussion in einem derartigen Klima nicht
immer redlich und seriös geführt. Ganz im Gegenteil: Vielmehr werden
jugendliche Spielerinnen und Spieler in einem solchen Klima oft pauschal
verdächtigt und als Kriminelle bezeichnet. Man folgt der einfachen Denklinie,
nämlich der These, dass, wenn jugendliche Gewalttäterinnen und Gewalttäter
Ballerspiele gespielt haben, offensichtlich das Spielen von Ballerspielen zu
jugendlicher Gewalt führt und aus gesunden, stabilen jungen Menschen
Gewalttäter macht. – Das ist eine ebenso simple wie falsche und
entwicklungspsychologisch nicht haltbare Erklärung! Das wäre ungefähr so, wie
wenn man sagt: 90 Prozent der Alkoholiker trinken Milch, also führt Milch
Trinken zu Alkoholismus.
Man bringt es damit aber auch zu Titelseiten von
Hochglanzmagazinen und zu vielen Interviews. Daher freut es mich ganz
besonders, dass wir heute hier einen Konsens vorstellen können, den wir in Wien
auf sehr breiter Ebene im Rahmen eines ExpertInnengesprächs gefunden haben, das
am 6. März stattgefunden hat, bei dem VertreterInnen aller Parteien sowie viele
Expertinnen und Experten aus dem Handel, aus der Spieleindustrie und aus der
Jugendarbeit anwesend waren.
Dieses Gespräch ist in einen gemeinsamen
Vierparteienantrag gemündet, den ich heute gemeinsam mit meinen Kollegen Wolf,
Gudenus und Smolik einbringen darf. Er beinhaltet eine Konkretisierung des
Wiener Jugendschutzgesetzes, und zwar im Hinblick auf gefährdende Medien.
Momentan ist das im § 10 geregelt, und zwar im Sinne von Medien, die die
Entwicklung gefährden, Aggressionen und Gewalt fördern, kriminelle Handlungen
zu menschenverachtender Brutalität verwenden et cetera. Wir schlagen hier eine
Konkretisierung auch im Einklang mit Bestrebungen auf europäischer Ebene vor.
Es gibt bereits das so genannte PEGI-Rating-System. Wenn jemand von Ihnen sich
schon einmal ein Computerspiel angeschaut hat, dann findet er auf der
Vorderseite Zahlenpiktogramme, die eine Altersempfehlung darstellen:
„12 +“ bedeutet zum Beispiel, dass es in einem Spiel auch um kriegerische
Handlungen geht: Auf der Rückseite gibt es Piktogramme, die sozusagen eine Inhaltsangabe
transportieren: So symbolisiert eine Faust Gewalt im Spiel. Finnland hat eine
solche Bestimmung erst kürzlich in das Jugendmedienschutzrecht aufgenommen, und
wir haben das in unserem Antrag in die Begründung eingebaut.
Ich darf den Antrag jetzt einbringen, möchte aber
auch darauf hinweisen, dass eine solche Konkretisierung des
Jugendschutzgesetzes nur ein Baustein sein kann, und zwar deshalb, weil Wien ja
nicht allein steht. Daher fordern wir auch neue Bestrebungen betreffend eine
Harmonisierung mit den anderen Bundesländern in Österreich. Diesbezüglich gab
es bis jetzt keine großen Erfolge zu verzeichnen, vielleicht schaffen wir es
jetzt in dem einen Punkt, aber natürlich auch im Einklang mit der EU, das habe
ich erwähnt.
Trotzdem kann die Verschärfung
oder Konkretisierung eines Gesetzes immer nur so gut sein wie die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular