Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 59
Man merkt schon an der Sprache, die Sie verwenden,
wenn Sie von Asylanten sprechen, dass es Ihnen nicht darum geht, diese Frage
hier sachlich zu diskutieren! Ich bin die Erste, die Sie an Ihrer Seite haben,
wenn es darum geht, Missbrauch zu verhindern! Darum geht es Ihnen jedoch nicht,
sondern es geht Ihnen darum, Menschen gegeneinander auszuspielen!
Ich bleibe dabei und werde immer dabei bleiben, dass
das Asylrecht ein Menschenrecht ist. Die 15a-Vereinbarung zwischen dem Bund und
den Ländern sieht diesbezüglich klare Richtlinien und auch eine klare Kontrolle
vor, und es wird auch in aller gebotener Notwendigkeit kontrolliert. Ich werde
auch zukünftig in meinem neuen Ressort keine Partnerin dafür sein, wenn es
darum geht, arme Menschen gegen andere arme Menschen auszuspielen. Mir geht es
vielmehr darum, dass alle Menschen in dieser Stadt ein menschenwürdiges Leben
haben, und zwar insbesondere auch jene, die auf Grund internationaler Verträge,
wie es die Genfer Flüchtlingskonvention ist, und nationaler Verträge, wie es
die Grundversorgungsvereinbarung ist, das Recht haben, Leistungen zu bekommen.
Und diese werden sie auch weiterhin bekommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Frau Abg Korun.
Abg Mag Alev Korun
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
So erfreulich es auch ist,
dass die Stadt Wien beziehungsweise das Bundesland Wien die Quote für die
Betreuung von Asylwerbern und Asylwerberinnen erfüllt, so traurig ist auch
die Tatsache, dass auch in Wien gar nicht wenige Menschen, also zumindest
einige Hundert, trotz der Grundversorgungsvereinbarung nicht betreut werden.
Davon können gerade Vereine wie der Verein Ute Bock ein Lied singen, die mit
sehr beschränkten Mitteln versuchen, diese Asylwerber und Asylwerberinnen
unterzubringen.
Jetzt komme ich kurz auf das Regierungsprogramm
zurück, in dem auch vom so genannten Missbrauch die Rede ist. Die vorige Frage
hat sich auch auf diesen vermeintlichen Missbrauch bezogen. Im vergangenen Jahr
hatten wir auch in Wien schon Fälle, dass Personen aus der
Grundversorgungsvereinbarung herausgefallen sind oder nicht aufgenommen wurden,
obwohl sie im Asylverfahren stehen, so dass sie letztendlich obdachlos waren.
Sie haben diese Missbrauchsdebatte - unter Anführungszeichen - schon genannt.
Ich frage Sie: Welche Maßnahmen gedenken Sie beziehungsweise der Fonds Soziales
Wien konkret zu ergreifen, um zu verhindern, dass mit dem Argument des
Missbrauchs Menschen aus der Grundversorgung herausgedrängt werden? Es gibt
nämlich bereits konkrete Fälle in Wien. – Danke.
Präsident Johann Hatzl:
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau
Kollegin Korun!
Auch in diesem Bereich halte ich es genauso, wie ich
es in meiner früheren Funktion gehalten habe: Regeln gelten für alle. Es gibt
Regeln, nach denen die Grundversorgungsvereinbarung funktioniert. Wenn diese
eingehalten und erfüllt werden, dann erfolgt auch die Grundversorgung. Wenn Sie
Einzelfälle kennen, in denen Ihrer Meinung nach nicht korrekt vorgegangen wird,
dann bitte ich Sie, mir diese mit Namen und Adresse zu nennen, damit ich das
weiterleiten, prüfen lassen und dafür sorgen kann, dass Sie eine entsprechende
Antwort darauf bekommen, warum in den konkreten Fällen so oder so vorgegangen
wurde.
Ich möchte jetzt aber auch hier im Landtag sagen,
dass wir dabei immer auch auf den Datenschutz achten müssen, denn
Asylwerberinnen und Asylwerber haben, wie alle anderen Menschen, die in diesem
Land leben, das Recht auf Datenschutz. Und ich bin mir nicht sicher, ob alle
Asylwerberinnen und Asylwerber gerne wollen, dass ihre Daten an interessierte
Abgeordnete weitergegeben werden. Wenn Sie jedoch konkrete Probleme in
Einzelfällen sehen, bin ich gerne bereit, das vom Fonds Soziales Wien
überprüfen zu lassen.
Präsident Johann Hatzl: Wir kommen zur
4. Anfrage. (FSP - 00269-2007/0001 - KVP/LM). Sie ist von Herrn
Abg Aigner gestellt und an den Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Wie wird sich die vom Landtag zu beschließende Senkung
der Klassenschülerhöchstzahl im Pflichtschulbereich auf die Lehrerressourcen
auswirken?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter! Nur zur Erinnerung und einmal mehr sei hier gesagt,
dass die durchschnittliche Klassenschülerzahl im Schuljahr 2006/2007 –
also derzeit schon – in den Volksschulen bei 24, in den Hauptschulen bei
25,1 und in den polytechnischen Schulen bei 24,5 SchülerInnen liegt. Die
Senkung der Klassenschülerhöchstzahl, die wir, wie ich annehme, in großer
Einhelligkeit – was ich mir auf Grund der politischen Voraussagen zu sagen
traue – zu beschließen haben, ist eine pädagogische Maßnahme, die mit dem
Schuljahr 2007/2008 beginnt und mit den ersten Klassen in allen öffentlichen
Volks-, Haupt- und polytechnischen Schulen umgesetzt wird.
Ich hoffe sehr, dass auch auf Bundesebene möglichst
rasch bundesgesetzliche Grundlagen dafür geschaffen werden, so dass auch in
jenen Bundesländern, die sich bis zur Stunde dieser Vorgangsweise von vier
Bundesländern nicht anschließen können, diese Senkung der
Klassenschülerhöchstzahl durchgeführt wird.
Dennoch ist mir eine Beantwortung Ihrer Frage heute
noch nicht möglich, denn es ist zwar, wie Sie wissen, die Anmeldewoche an den
Volksschulen im Dezember bereits abgeschlossen worden, nicht aber an den
Hauptschulen und polytechnischen Schulen, denn dort findet die Anmeldewoche
erst in drei Wochen, vom 12. bis zum 16. Februar, statt. Wenn die
entsprechenden Zahlen vorliegen, dann werde ich sicherlich auch in der Lage
sein, Ihnen Ihre Frage sehr präzise zu beantworten.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Abg Aigner.
Abg Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ich gehe davon aus, dass wir die Zahlen
dann nachgeliefert bekommen. Ich werde mir dann auch erlauben, zu fragen, in
welcher Weise sich die Senkung der Klassenschülerzahlen tatsächlich auswirkt.
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