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Landtag, 7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 61

 

zu vermitteln. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wir bringen daher folgenden Beschlussantrag ein: Der Wiener Landtag möge beschließen: Das zuständige Mitglied der Wiener Landesregierung soll eine Gesetzesnovelle für das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz ausarbeiten und in die Landesregierung einbringen, welches die Pflegeelternschaft ausschließlich für heterosexuelle Paare vorsieht.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags beantragt. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wollen offenbar die gewachsenen gesellschaftlichen Strukturen nachhaltig verändern! Das ist Ihre Strategie! (Zwischenruf von Abg Marco Schreuder.) Die FPÖ lehnt die Kampagne der MA 11, Homosexuelle als Pflegeeltern für Pflegekinder zu vermitteln, entschieden ab.

 

Wir meinen, allein, wenn man so etwas bewirbt, zeugt das schon von Fahrlässigkeit oder zumindest von einer gleichgültigen Einstellung gegenüber den Kindern, die fatal ist. Die Damen und Herren von der linken Reichshälfte befinden sich wie so oft in der Falle des Kurzzeitdenkens, statt die Probleme wirklich bei der Wurzel zu packen, in eine positive Familienpolitik zu investieren und die Einstellung der Gesellschaft so zu ändern, dass wieder eine positive Grundeinstellung zur Familie herrscht, und der Zerrüttung von Familien vorzubeugen. – Man sollte eben früher ansetzen!

 

Aber offenbar wollen ein paar wild gewordene Achtundsechziger und Anhänger der Frankfurter Schule ihre Vision von der Zerschlagung gewachsener gesellschaftlicher Strukturen weiter vorantragen. (Abg Marco Schreuder: Ich bin erst 1969 geboren!)

 

Es gibt auch eine Reaktion der MA 11, indem man sagt, dass man den Plänen unserer angekündigten Gegenkampagne gelassen entgegenblickt. – Wörtlich: „Wenn sich die FPÖ dazu entschließt, eine Kampagne zu organisieren, dann sagen wir: Danke für die Publicity! Je länger das Thema in der Öffentlichkeit präsent ist, desto mehr Pflegeeltern finden den Weg zu uns!“ Also offenbar will man durch diese Kampagne die Sensibilität der Österreicherinnen und Österreicher dahin gehend verändern, dass homosexuelle Lebensgemeinschaften mit der heterosexuellen Ehe gleichgesetzt werden sollen. Das lehnen wir entschieden ab, meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ich weiß schon, meine Nachredner werden mir und uns vorwerfen, wir sind intolerant, wir sind verstaubt. Das kennen wir schon, altmodisch, ewig Gestrige, homophob, wir betreiben Hetze. (Abg Mag Christoph Chorherr: Noch viel mehr! Viel ärger!) Mehr Argumente haben Sie nicht zu bieten, das wissen wir ohnedies. Ich sage, Sie verkörpern den Zeitgeist beziehungsweise den Ungeist unserer Zeit! Sie sind ewig gestrig! Sie sind gleichgültig gegenüber unseren Kindern! Ihnen ist das Wohl unserer Kinder egal!

 

Wir wollen eine gedeihliche Zukunft für unsere Kinder und daher lehnen wir das vorliegende Gesetz ab! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Abg Schreuder. Ich erteile es ihm.

 

Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Herr Gudenus, wir können jetzt wirklich über das Wohl des Kindes sprechen. Wenn jemand nicht das Wohl des Kindes in den Vordergrund stellt, dann sind Sie es, weil Sie es offensichtlich für besser finden, dass Kinder in einem Waisenhaus sind, als dass sie dort aufwachsen, wo Liebe und Geborgenheit zu finden ist, nämlich in den Partnerschaften und Partnerinnenschaften, egal, welcher sexuellen Orientierung. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Nicht, dass ich es eigentlich wissen möchte, aber Ihre Phantasie wäre irgendwie schon interessant, weil Sie haben überhaupt keine Ahnung von der Realität in lesbischen oder schwulen Beziehungen. (Abg Mag Johann Gudenus, MAIS: Da haben Sie Recht!) Sie haben keine Ahnung, wie normal wir eigentlich sind, dass es in einer Beziehung um Liebe geht, um Geborgenheit, um ein Zuhause, um ein Füreinandersorgen und das hat mit Sexualität primär nichts zu tun. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Studien haben. Sie können sie mir gerne schicken, ich werde sie sicherlich aufmerksam durchlesen. Ich werde Ihnen ein paar retour schicken. Es gibt bereits unglaublich viele Untersuchungen in vielen Ländern. In Schweden, in Island, in Belgien, in den Niederlanden und so weiter gibt es bereits adoptionsrelevante Untersuchungen über die Entwicklung von Kindern in lesbischen oder schwulen Beziehungen. Interessanterweise weder im Geschlechter- und Rollenverhalten noch in der Entwicklung der sexuellen Orientierung noch in der sozialen Integration und schon gar nicht in der Kriminalität, wie Sie das behaupten - das ist überhaupt das Höchste - gibt es da irgendwelche Unterschiede. Es geht hier ausschließlich um die Geborgenheit und die Liebe und sonst gar nichts!

 

Ich empfehle Ihnen, einmal eine Webseite zu besuchen, youtube.com. Ich kann Ihnen den Link gerne schicken. Es gibt nämlich in den Niederlanden so etwas wie den Kiddy-Contest, Sie wissen, das ist ein Songcontest von Kindern, die dann gewinnen können. Dort gibt es einen jungen Terrence, hören Sie einmal zu, Herr Gudenus, der singt: „Ich habe zwei Väter". Dieses Lied fängt so an: „Wir leben in einem Reihenhaus. Wir haben schöne Dinge zu Haus. Wir leben da ganz gemütlich. Wir leben da zu dritt. Ich habe zwei Väter. Es könnten auch zwei Mütter sein. Uns geht es gut." - Das ist ein Kind, das dies singt, das tatsächlich zwei Väter hat.

 

Was Sie vollkommen übersehen, Herr Gudenus, ist, dass es nämlich schon längst gesellschaftliche Realität ist, dass es Kinder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen gibt. Auf der Galerie, darf ich Ihnen vorstellen, sitzt eine lesbische Mutter. Sie lebt in einer lesbischen Beziehung und beide haben aus ihren heterosexuellen Beziehungen fünf Kinder. Solche Familien, wir nennen das Regenbogenfamilien, gibt es längst. Was Sie nicht kapieren, ist, dass man die Gesellschaft nicht in einem

 

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