Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 61
Spezialdebatte zusammenzulegen.
Wird gegen diese Zusammenlegung eine Einwendung
erhoben? – Dies ist nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen.
Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr
Abg Mag Gudenus. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir debattieren gerade über den vorliegenden Entwurf
zum Wiener Schulgesetz. Ich möchte gleich vorausschicken: Wir werden den
vorliegenden Entwurf ablehnen, ganz speziell auf Grund des § 27a, der
vorsieht, dass ab acht außerordentlichen Schülern Sprachförderkurse mit den
erforderlichen Lehrern einzusetzen sind. Wir sind der Meinung, dass dies der
völlig falsche Ansatz ist, und wir haben auch schon bei der Budgetdebatte
vorgestern erwähnt, dass in den Schulklassen der Wiener Schulen von Integration
keine Rede sein kann. Vielmehr sind die österreichschen Kinder in der
Minderheit, und es wird kein Deutsch mehr gesprochen.
Ich habe auch schon erwähnt, dass sich eine
„Parksprache“ herausgebildet hat und dass mittlerweile schon babylonische
Verhältnisse in den Schulklassen herrschen. Sehr geehrte Damen und Herren von
der roten Mehrheitsfraktion! Sie können sich, glaube ich, mit Recht vorwerfen
lassen, dass Sie hier in Wien den Kampf der Kulturen fördern!
Wir sind natürlich für Mehrsprachigkeit – das
habe ich erwähnt –, aber erst nachdem sich die deutsche Sprache in den
Köpfen der Schüler niedergeschlagen hat. Die deutsche Sprache ist die
Staatssprache, und wir werden in Österreich nur mit der deutschen Sprache
weiterkommen. Nur auf Grund der deutschen Sprache wird es möglich sein, Bildung
und auch einen Arbeitsplatz zu erlangen. Deswegen verlangen wir den Nachweis
von Deutschkenntnissen vor Schuleintritt mit einer Eintrittsprüfung, weil ohne
Deutsch keine Integration stattfinden kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir meinen, dass auch bei Quereinsteigern, also bei
Kindern, die über sechs Jahre alt sind und in die zweite, dritte oder vierte
Klasse Volksschule quer einsteigen, ein Modell angedacht werden sollte, nach
welchem die Teilnahme am Regelunterricht erst möglich sein kann, wenn
ausreichende Deutschkenntnisse vorhanden sind. Ich verweise auf das Modell bei
der SPÖ in Neunkirchen. Da gab es sehr progressive Ansätze, und vielleicht kann
sich die Wiener SPÖ da ein Beispiel nehmen!
In Wien schaut es leider etwas anders aus. In Wien
hat die Jugend wenig Chancen, weil das Bildungssystem an allen Ecken und Enden
krankt. Jugendliche mit wenig Ausbildung auf Grund mangelnder Deutschkenntnisse
werden sich schwer tun, einen Ausbildungsplatz zu finden, und die PISA-Studie spricht
eine ganz klare Sprache. Aus dieser Studie geht hervor, dass es vor allem mit
der Bildung in Wien sehr schlecht bestellt ist. Wien ist Schlusslicht im
Bildungsbereich in ganz Österreich, was ja auch kein Wunder ist, wenn im
Durchschnitt in den Wiener Volksschulklassen 40 Prozent Schüler mit
nichtdeutscher Muttersprache und in manchen Schulklassen in einigen Stadtteilen
über 90 Prozent mit nichtdeutscher Sprache sind!
Die Zahlen der PISA-Studie sprechen, wie gesagt, eine
ganz klare Sprache. Und es ist vollkommen klar, dass der höher werdende Anteil
der Kinder mit nichtdeutscher Sprache das Bildungssystem und das Bildungsniveau
vor allem in Wien hinunter drückt. Das schreiben auch anerkannte
Tageszeitungen, das ist nicht eine Meinung der FPÖ, sondern das ist eine
allgemein anerkannte Tatsachenfeststellung der Schüler, der Eltern und auch der
Medien. Darüber klagen Schüler, Eltern und Lehrer, und es sind sich eigentlich
alle einig, dass dieser Schmelztiegel in Wien nicht mehr länger funktionieren
kann.
Wenn Sie nicht auf uns hören wollen, dann hören Sie
vielleicht auf Stimmen einzelner Lehrern und Direktoren. – Ich zitiere zum
Beispiel einen Lehrer aus der Favoritner Herbststraße: „Der Unterricht in der
3f ist alles andere als leicht. Die Klasse ist bunt zusammengewürfelt, von den
29 Kindern spricht nur eines auch daheim Deutsch. Die anderen reden
Türkisch, Kurdisch, Tschetschenisch, Suaheli. Zwölf Kinder sind
außerordentliche Schüler.“ – Das schreibt der „Kurier“ im vorigen Jahr.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind der
Meinung, dass hier gehandelt werden muss, dass der vorliegende Entwurf aber
keine geeigneten Maßnahmen bietet.
Die OECD-Studie habe ich auch schon erwähnt: Wir
liegen nur einen Platz vor der Türkei. – Und auch sprachlich bedingt tobt
eben in den Wiener Schulklassen ein Kulturkampf, der leider, wie wir den
Zeitungen in den letzten Tagen entnehmen konnten, oftmals von Gewalt geprägt
ist. Ich meine, dass Gewalt natürlich auch auf Grund von Verständnisproblemen
entsteht und dass es daher wichtig ist, dass vor Schuleintritt die deutsche
Sprache beherrscht werden muss. Die Lehrer sind mittlerweile mit diesen
Problemen allein gelassen. Sie sehen sich hier in Wien von der Rathausmehrheit
nicht mehr vertreten. Und die Präsidentin des Wiener Stadtschulrates sieht
darin leider ein nicht virulentes Problem.
Auf jeden Fall wird angesichts dieser Zustände in
Wien die Bildung fast unmöglich gemacht. Es ist pervers – ich habe das
schon erwähnt, ich weiß aber, dass die oftmalige Wiederholung ja den
Unterrichtsertrag sichert –, dass mittlerweile einkommensschwache Eltern
bereits laut darüber nachdenken, ihre Kinder in Privatschulen zu schicken! Es
ist wirklich pervers, dass sie einerseits mit ihren Steuergeldern die
öffentlichen Schulen zahlen, auf Grund der Zustände aber dann gezwungen sind,
ihre eigenen Kinder in Privatschulen zu schicken, weil diese in der Klasse von
den Ausländerkindern ausgegrenzt, an die Wand gedrängt, schikaniert oder
angegangen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir fordern daher
eine Deutschprüfung vor Schuleintritt. Die Volksschule darf erst nach voller
sprachlicher und gesellschaftlicher Integration besucht werden. Das gilt auch
für
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