Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 61
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Die
7. Sitzung des Wiener Landtages ist eröffnet.
Entschuldigt sind Frau Abg Frauenberger, Frau Abg
Petrides und zeitweilig Herr Abg Hundstorfer.
Wir sind nunmehr bei der Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 05135-2006/0001 -
KVP/LM) wurde von Herrn Abg Dr Matthias Tschirf gestellt und ist an den
Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Werden Sie sich für eine Novelle der
Wiener Stadtverfassung einsetzen, die einen weiteren maßgeblichen
Dezentralisierungsschritt und eine weitere Ausweitung der Bezirkskompetenzen
vorsieht?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Klubobmann!
Es gibt ja den wunderschönen Spruch, den ich
angesichts der jungen Schülerinnen und Schüler, die uns heute besucht haben und
die ich herzlich willkommen heiße, natürlich auch hier anbringen muss: Ständige
Wiederholung sichert den Unterrichtsertrag. Das können wir beide bei dem
gegenständlichen Thema, nämlich der Dezentralisierung, hier auch tun.
Ich rufe das Grundprinzip der Dezentralisierung in
Erinnerung, das wir, als wir sie zum ersten Mal beschlossen haben – das ist
allerdings geraume Zeit her, das liegt schon geraume Zeit zurück –, festgelegt
haben, nämlich dass wir bei der Dezentralisierung nicht Mittel verteilen,
sondern Aufgaben und mit den Aufgaben dann auch die dazugehörigen Mittel, die
früher im Zentralbudget dafür vorhanden und reserviert gewesen sind.
Ich denke, dass dieses Grundprinzip ein richtiges
ist. Wenn wir daher über Dezentralisierung reden – und ich habe wiederholt hier
angeregt, dass man dies tun soll –, dann ist zunächst über die
Aufgabendezentralisierung zu reden. Dazu bin selbstverständlich auch ich bereit
– so wie mit Sicherheit jeder hier –, wenn wir gleichzeitig aber auch bereits
dezentralisierte Aufgaben evaluieren, ob das nun in der Tat der Weisheit
letzter Schluss war, was wir dereinst beschlossen haben. Ich denke, es tut gut,
einfach einmal zu reflektieren und darüber nachzudenken, ob das die beste aller
Lösungen, die beste aller Möglichkeiten war, und dann werden wir sicherlich
auch darüber zu reden haben, ob für diese Aufgabenerfüllung die dazugehörigen
Mittel vorhanden sind.
Also ich denke, dass dies eine Vorgangsweise ist, die
durchaus vernünftig wäre. Wir hatten es schon anders. Ich meine, wir erinnern
uns ja etwa an andere Koalitionsgespräche, die kürzer und effizienter waren,
als das, was momentan gemacht wird, mit einem positiven Ergebnis. Aber auch
damals haben wir die Diskussion darüber geführt, ob wir 3 Milliarden,
2,5 Milliarden, 4 Milliarden dezentralisieren müssen.
Das halte ich für einen Unsinn, und das ist der
Grund, warum ich meine Grundposition hier doch noch einmal dargelegt habe.
Jawohl, selbstverständlich kann ich mir Gespräche über die
Aufgabendezentralisierungsfortschreibung oder -neubestimmung in unserer Stadt
vorstellen.
Präsident Johann Hatzl: Herr Dr
Tschirf, Sie haben die 1. Zusatzfrage.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann, darf ich zunächst einmal auch die
Kinder da oben begrüßen. Die wollen ja natürlich auch in entsprechend schönen
Schulen wohnen. (Heiterkeit.) Nicht wohnen, wohnen wäre ein bisschen zu viel,
aber sie wollen dort in den Unterricht gehen. Bei manchen geht es ja fast schon
in die Richtung, dass sie den ganzen Tag dort sind, aber ich glaube, in jedem
Fall sollen die Schulen in einem besseren Zustand sein.
Können Sie sich vorstellen, Herr Landeshauptmann,
dass es hier Schritte von Ihrer Seite gibt, dass man die baufälligen Schulen
einmal in den Zustand bringt, wie es eigentlich im Jahre 2006 der Fall
sein sollte? Ich könnte Sie einladen, wenn Sie sich das beispielsweise in der
Kleistgasse anschauen, da muss man mit einem Helm vorbeigehen, damit einem
nicht irgendein Ziegelstein auf den Schädel fällt. Ich glaube, wir haben alle
ein Interesse daran, dass die Kinder unter gesicherten Bedingungen in die
Schule gehen können. Das wollten wir ja auch, als wir Kinder waren.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Klubobmann, zunächst einmal einen herzlichen Dank für diesen konstruktiven
Beitrag zur Diskussion über die Ganztagsschule. Ich sehe da eine weitere
bedeutende Annäherung. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Mein Hinweis auf seinerzeit geführte konstruktive
Koalitionsgespräche waren offensichtlich so anregend, dass die Konstruktivität
sich hier gleich fortsetzt. Aber das andere Thema, das Sie angeschnitten haben,
ist zweifelsohne ein ernstes. Ja, selbstverständlich, ich habe wiederholt auch
hier ein Bekenntnis dazu abgelegt, dass unsere Schulen – die Pflichtschulen
genauso wie die Mittelschulen, und ich schließe hier auch die Universitäten mit
ein – einfach aus dem 19. Jahrhundert in das 21. geführt werden müssen und
dass es sowohl bei den Inhalten als auch bei der Vermittlung als auch
selbstverständlich bei der Ausstattung der Schulen – und ich bin mir dessen
bewusst, dass hier in Wien beim Pflichtschulbereich keine Ausrede auf
irgendwelche anderen Bereiche möglich ist – einen Nachholbedarf gibt.
Es ist auch dies der Grund, warum äußerst
konstruktive Gespräche mit den Bezirksvorstehern geführt wurden, um hier in
einer gemeinsamen Anstrengung der Bezirke und der Stadt zu einer möglichst
raschen Sanierung kommen zu können. Ich denke, dass diese Gespräche entweder
jetzt schon abgeschlossen sind oder unmittelbar vor dem Abschluss stehen,
sodass das auch ordentlich angegangen werden kann und eine sichtbare
Verbesserung im Laufe des nächsten Jahres eintreten kann.
Dass man nicht alles auf einmal machen kann, das
wissen wir auch, aber es muss der Weg deutlich erkennbar sein: Jawohl, wir
wollen, dass unsere Kinder in ordentlich ausgestattete und aussehende Schulen
gehen können.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular