Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 61
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Matiasek
hat eine weitere Zusatzfrage.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Es war ja auch im Zuge der Budgetdebatte klar
ersichtlich, dass es – und das ist ja jetzt wieder angesprochen worden –
zwischen eben diesen Aufgaben der Dezentralisierung und den vorhandenen Budgets
Spannungen gibt. Ich würde behaupten, dass die Aufgaben, die den Bezirken
gestellt werden, im Verhältnis zu den Mitteln, die sie dafür zur Verfügung
haben, nicht im richtigen Verhältnis sind. Und wenn wir jetzt zu den Schulen
kommen, so betrifft es ja nicht nur die baulichen Maßnahmen, die vielfach gesetzt
werden mussten und noch müssen, es ist sogar so, dass Mediationsprojekte, die
etwa zur Bewältigung von Gewaltsituationen an Schulen erforderlich wären, den
Bezirken zwar angeboten werden, dass diese aber dann, wenn sie die Bezirke für
notwendig halten, auch aus Bezirksmitteln berappt werden müssen. Es ist also
sehr schwierig, gerade im Schulbereich, der ein sehr wichtiger ist, den
Aufgaben nachzukommen.
Ich frage Sie jetzt, Herr Landeshauptmann: Welche
konkreten Schritte zur Entlastung der Bezirke können Sie sich in absehbarer
Zeit vorstellen?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau
Abgeordnete!
Ich habe schon gewusst, warum ich einleitend zur
Beantwortung der Frage darauf hingewiesen habe, was das Prinzip der Dezentralisierung
ist, und wiederhole es daher auch noch einmal: Es ist die Aufgabenverteilung.
Die dazugehörigen Mittel, die es im Zentralbudget dafür gegeben hat, folgen
dann nach zur dezentralen Verwaltung.
Das ist das Grundprinzip, und daher geht es nicht um
die Frage der Entlastung der Bezirke in finanzieller Hinsicht, sondern es kann
meiner Ansicht nach nur darum gehen, dass wir in einer inhaltlichen Diskussion
feststellen, was wir dezentralisieren wollen und was nicht. Da haben wir vor
geraumer Zeit Entscheidungen getroffen. Wir haben diese Entscheidung von Zeit
zu Zeit immer wieder adaptiert.
Was ich hier anbiete, ist, dass wir einen nächsten
Schritt dieser Adaptierung setzen, indem wir überlegen, was wir weiter
dezentralisieren können, aber ebenso evaluieren, was wir bisher dezentralisiert
haben, und darüber nachdenken, ob das nun – um die Formulierung von vorhin zu
verwenden – der Weisheit letzter Schluss war. Und danach bestimmen sich dann
auch die Mittel.
Ich denke, das ist eine ganz vernünftige und auch
faire Vorgangsweise gegenüber den Bezirken, denn auch jetzt schon gibt es
natürlich, so wie es Diskussionen und ein heftiges Ringen um den
Finanzausgleich gibt, auch die Diskussion und die Auseinandersetzung um die
Zuteilung der Finanzen an die Bezirke. Das wird man nie ausschließen können,
das gehört dazu zu dem System, aber im Prinzip können wir uns da darauf
einigen, dass dies eine faire Vorgangsweise ist. Aufgabenverteilung und die
dazugehörigen Mittel.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Jerusalem hat eine weitere Zusatzfrage.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Landeshauptmann, ich befürchte, die Situation
ist eine Spur brisanter, als sie nach der bisherigen Diskussion zu sein
scheint. Eine Aufgabe der Bezirke lautet ja „Instandhaltung der Schulen".
Also es geht um die Instandhaltung, teilweise sogar um Generalsanierungen, wo
auch nicht mehr ganz klar ist, wer zahlt. Jetzt gibt es Bezirke, die müssen
ungefähr 10 Prozent ihres Budgets für die Instandhaltung aufwenden, andere
20 Prozent, andere 30 Prozent, andere 40 Prozent, manche sind
schon bei 50 Prozent. Aus dem 18. Bezirk wissen wir, dass allein im
nächsten Jahr die Instandhaltung und Sanierung von Schulen höher wäre als das
gesamte Bezirksbudget.
Na ja, so kann es ja nicht sein. Das heißt, da muss
man sich etwas überlegen und ein neues Finanzierungsmodell auf den Tisch legen.
Da kann man nicht mehr viele Jahre nachdenken und diskutieren, sondern das ist
aktuell, brisant und ganz, ganz dringend. Nachdem ich mir denke, dass Sie
darüber auch schon viel nachgedacht haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass
bereits über ein neues Finanzierungsmodell, das den Bezirken gerecht wird und
die Schulen in der Senkrechten hält, nachgedacht wird und schon etwas auf dem
Tisch liegt.
Daher meine Frage: Wann wird ein neues
Finanzierungsmodell für die Instandhaltung der Schulen, gemeinsam mit den
Bezirken, auf den Tisch gelegt?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau Abgeordnete!
Auch hier gilt dasselbe Prinzip, auf dem ich jetzt
die ganze Zeit herumreite. Seit geraumer Zeit ist die Aufgabe Schulerhaltung
dezentralisiert. Wenn Sie hier aufzeigen, dass im Jahre 2006
oder 2007 Bezirke unterschiedlich viel Geld für die Schulerhaltung
aufwenden müssen, so hängt das natürlich auch mit der Geschichte zusammen.
Eines können Sie ganz sicher sein: Ich werde kein
Modell vorlegen, das jene bestraft, die in der Vergangenheit auf die Erhaltung
der Schulen geschaut haben, sie vielleicht der Straßenerhaltung vorgezogen
haben, und andere hier weniger getan haben. Das ist die Wahrheit, das ist
schlicht und ergreifend die Wahrheit. Ich mache keine Schuldzuweisungen an die
Bezirke. Gar nichts. Es ist so.
Daher geht es jetzt darum, wie wir Generalsanierungen
tatsächlich lösen, wenn es hier zu umfassenderen großen Renovierungen einzelner
Schulen kommen muss unter Erhaltung des Schulstandortes. Da sind allerdings
auch Diskussionen legitim, ob diese nicht allzu lange dauern. Am Ende steht
eine Entscheidung, und so hat das dann auch stattzufinden. Daneben gibt es die
ganz normale Schulerhaltung, wie wir sie jedes Jahr auch erleben können. Bei
der Generalsanierung bin ich selbstverständlich bereit – so wie wir das in der
Vergangenheit auch schon getan haben, wo zusätzliche Mittel in namhafter Höhe
bereitgestellt wurden zur entsprechenden
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