Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 90
(Abg Jürgen Wutzlhofer: ...die ÖAAB-Variante!)
Die Kapitelaufteilung ist grundsätzlich in Ordnung,
und auch die Prioritätensetzung. Dort sollte eine Umweltsanierung Wiens
ansetzen - so wie Sie schreiben: in der Stadtplanung, in der Verkehrspolitik
und in der Energiepolitik. Das war, auch schon von den Vorrednern ausgeführt,
grundsätzlich richtig in der Theorie. Aber dieser theoretischen Erkenntnis
folgt keine praktische Umsetzung, und damit ist leider auch in der Praxis kein
Erfolg beschert. Im Gegenteil, wir haben hier einen Mangel nach dem anderen zu
berichten.
Bleiben wir beim Umweltbericht. Erinnern wir uns an
die Tempo 50-Geschichte, an das Desaster dieser Stadtregierung, als
hauptsächlich argumentiert wurde, dass die Feinstaubbelastung in Wien ein
Problem ist und dass deshalb diese Tempo 50-Reduktion unbedingt notwendig
sei, an der die Wienerinnen und Wiener heute noch leiden, weil viele grüne
Wellen, die früher funktionierten, heute nicht mehr vorhanden sind, mit dem
Resultat, dass natürlich durch den Stop-and-Go-Verkehr mehr Schadstoff als
zuvor ausgestoßen wird.
Aber die Crux kommt jetzt. Sie können im Wiener
Umweltbericht selbst nachlesen - ich habe mir das ausgehoben, auf Seite 6
können Sie es nachlesen -, dass 113 t Feinstaub pro Jahr eingespart worden
sind. Lesen Sie es nach, Sie haben ja das alles bekommen. Was sind 113 t?
Das ist ja auch eine Frage der Informationspolitik, wie man damit umgeht.
113 t, das klingt einmal nach viel, es klingt nach ungeheuer viel.
Ich bin es aber, aus der Wirtschaft kommend, nicht
mehr gewohnt, dass man Zahlen einfach dahersagt, weil man nicht annehmen kann,
dass jeder ein Experte ist und genau weiß, was das in einer Relation wirklich
bedeutet. Denn normalerweise gibt man Prozentreduktionen an oder bietet, wie
auch immer, in irgendeiner Weise eine Vergleichsmöglichkeit. Dass das nicht der
Fall ist, verstehe ich, nämlich indem man weiß, dass die jährliche Belastung
des Feinstaubeintrages nach Wien weit über 10 000 t beträgt.
Das ist natürlich kein Problem, das allein aus der
Slowakei oder aus dem Umland kommt, sondern eines, das leider auch in Wien
entsteht und dem hier nichts entgegengesetzt worden ist. Und wenn Sie diese
10 000 t hernehmen und die etwas mickrig klingenden 113 t
dagegenstellen, dann erspare ich Ihnen hier die Promilleberechnung der
Reduktion, die sich daraus ableiten lässt, sehr geehrte Damen und Herren! Diese
Stadtregierung hat nämlich in diesem Sinne in der Feinstaubbekämpfung total
versagt.
Natürlich kann man neben den Mängeln, die hier
bestanden haben und bestehen, auch die Unterlassungen anprangern. Man kann
natürlich der Tatenlosigkeit widersprechen, die hier passiert. Ich verstehe
nicht - ich muss das wirklich sagen -, warum seitens der Umwelt-Landes- oder
-Stadträtin in den Bereichen Grünraumschutz - da zum Beispiel beim Thema
Baumgartner Höhe - oder in anderen Flächenwidmungsplänen keine Stellungnahme
erfolgt. Ist das eigentlich schon die Bankrotterklärung der SPÖ-Umweltpolitik?
Sehr geehrte Damen und Herren! Was Sie hier sehen,
ist also nichts anderes als ein schönes Bilderbuch, nett zu lesen, auf tollem
Papier layoutiert, sehr teuer gemacht; Steuergeld kostet bekanntlich nichts,
das kann man ja verwenden. Es sind nette Fotos drinnen, süße Hunderl, die einem
entgegenlachen, schöne Pflanzen, und auch eine sehr charmante Stadträtin, die
einem in diesem Bericht oft entgegenlächelt. Aber, sehr geehrte Damen und
Herren, Marketing ersetzt aktive Umweltpolitik nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Valentin.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich weiß nicht, wer von
Ihnen der letzten Rede genau zugehört hat. (Abg Dr Matthias Tschirf: Alle!)
Falls Sie es nicht getan haben, möchte ich es Ihnen nicht ersparen, eine ganz,
ganz neue, gefinkelte Theorie, wonach die Wahlsiege der Sozialdemokratie in
Wien auf die nächsten Jahrhunderte hinaus gefestigt sind, noch einmal Revue passieren
zu lassen. (Abg Johann Herzog: Die mit 2 Prozent Verlust?) Ich war
ja schon, als Kollege Aigner sich als Wahlanalytiker profiliert hatte, bei
dieser Sitzungsfolge auf einiges gefasst. (Abg Johann Herzog: Wenn Sie immer
so verlieren...!) Aber das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Kollege Stiftner hat
anscheinend die ökologische Politstrategie bei den Sozialdemokraten geortet,
und der Kernpunkt bist offensichtlich du, liebe Frau Stadträtin. Du schaffst
es, durch ökologische Maßnahmen in Wien den Mittelstand hinauszudrängen, bis
alle Mittelständler aus Wien draußen sind, und wenn das geschehen ist, dann
gibt es keine Anhänger der ÖVP, keine ÖVP-Wähler mehr (Abg Heinz Hufnagl:
Vertrieben!), und die Sozialdemokratie gewinnt immer.
Dass Kollege Stiftner
Recht hat, das hat sich offensichtlich bei der Analyse seines letzten
Wahlergebnisses gezeigt. Denn 10 Prozent hast du offensichtlich schon für
die Sozialdemokratie gewonnen - herzlichen Glückwunsch! Ich glaube, wenn du so
weiterarbeitest (Abg Dipl Ing Roman Stiftner: 2 Prozent verloren!),
können wir uns bald einem wirklich ganz, ganz tollen Ergebnis nähern, und wir
werden satte Mehrheiten in dieser Stadt haben. (Beifall bei der SPÖ. - Abg
Johann Herzog: 2 Prozent Verlust! - Abg Dr Matthias Tschirf: ...bald aus
dem Parlament draußen! - Weitere Zwischenrufe.)
Aber an den Zahlen hapert
es ein bisschen, Herr Kollege Stiftner, ein klein wenig. Wir haben
10 Prozent eingespart aufgrund der Maßnahmenpakete 1 und 2; es gab
also zu Feinstaub nicht keine Maßnahmen, sondern zwei Pakete, eine größere
Ansammlung von Einzelmaßnahmen. (Abg Dipl Ing Roman Stiftner: Die alle nicht
gefruchtet haben!) Und die zu 10 Prozent Reduktion geführt haben!
Denn wenn man rechnen könnte,
wollte oder was auch immer, dann sind die 113 t genau 10 Prozent der
1 311 t, die gesamt als 100 Prozent veranschlagt sind
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular