Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 84
vorliegenden Gesetzesentwurf nur insoweit begrüßen, als dieser eine
gesetzliche Grundlage für eine Wiener Pflegeanwaltschaft bietet und dieser
dieselben Befugnisse und dazu erforderlichen Auskunftsrechte einräumt, wie sie
bisher allein der Patientenanwaltschaft zustehen. Soweit der Gesetzesentwurf jedoch
die organisatorische Zusammenlegung der noch unabhängig voneinander tätigen
Einrichtungen der Patientenanwaltschaft und der Pflegeombudsstelle zum Ziel
hat, bringt der Verein für Sachwalterschaft seine Ablehnung und seine ernsten
Bedenken gegen diese Absichten zum Ausdruck.
Herr Bürgermeister! Das sind nicht irgendwelche Leute, die nichts davon
verstehen, sondern diese Experten und Expertinnen haben tagtäglich mit den
Betroffenen zu tun. Und sie argumentieren das auch in der Sache sehr gut. Sie
sagen, dass die Patientenanwaltschaft in den vergangenen Jahren höchstens 19
bis 30 Geschäftsfälle aus dem Pflegebereich erledigt hat, während hingegen die
Pflegeombudsstelle allein im Jahr 2003 832 Fälle bearbeitet hat.
Die Menschen – das lässt sich daraus schließen – sehen die
Doppelgleisigkeit, welche Frau StRin Brauner beseitigen möchte, als nicht
gegeben, da die Aufgaben völlig unterschiedlich sind und der Zugang, den Herr
Dr Vogt mit seinem Team zu den Menschen findet, völlig anders ist als bei
der Patientenanwaltschaft: Es ist dies eine aufsuchende und intervenierende
Unterstützung. Auch das führt der Verein für Sachwalterschaft an und bedauert,
Herr Bürgermeister, dass die Zugangsschranken für Menschen wieder erhöht
werden, die sehr schwer selbst ihre Interessen vertreten können und für die
eine aufsuchende Betreuung essentiell ist.
Dann wird noch auf eine Rechtslücke in dem Gesetz hingewiesen, die ich
in diesem Zusammenhang auch für sehr bezeichnend halte: Man hat nämlich
schlicht und einfach nicht daran gedacht, Pflegemängel in den freiwilligen
Wiener Härtefonds für Medizinschäden einzubeziehen, die im
Patientenanwaltschaftsgesetz geregelt sind. Und ebenso wenig wird man nun
Pflegemängel in den Wiener Patientenentschädigungsfonds aufnehmen. Das heißt, es
handelt sich hier um eine Vertretung zweiter Klasse, die man nicht als
gleichrangige, gute Vertretung bezeichnen kann.
Schließlich möchte ich Ihnen noch die Stimme des Betroffenen selbst und
die Kritik, die Dr Vogt an dieser unfassbaren Entscheidung geäußert hat,
zur Kenntnis bringen. Er wurde von Gerald John im “Falter“ interviewt, der ihn
gefragt hat: „Was haben Sie angestellt, dass Sie ab nächsten Jahres nicht mehr
Pflegeombudsmann sein dürfen?“ – Darauf Werner Vogt: „Es ist ein
grundsätzlicher Irrtum passiert. Ich bin gerufen worden, um mich um das
Schicksal von Pflegepatienten zu kümmern. Doch StRin Brauner glaubt, ich sei
gerufen worden, um sie zu loben. Aber Lob kann sie von mir nur bekommen, wenn
sie wirklich etwas getan hat. Warum Brauner politisch so kurzsichtig ist, nicht
zu erkennen, dass ich ihr viel nütze und nicht schade, verstehe ich nicht!“
Und weiter: „Es geht doch nur um eine Frage: Wie können wir den lästigen
Vogt beseitigen? Die Zusammenlegung der Pflegeombudsstelle mit der
Patientenanwaltschaft ist ein Schwachsinn! Die so genannten Doppelgleisigkeiten
existieren nicht. Es gab früher eine Eingleisigkeit, die darin bestand, dass
sich der Patientenanwalt Walter Dohr kaum um die Pflegepatienten gekümmert hat.
Dann haben mein Team und ich zweieinhalb Jahre lang bewiesen, dass wir eine
nützliche und effiziente Institution für hilfsbedürftige Alte sind. Die ganze
Bevölkerung applaudiert. Dafür werden wir mit dem Rauswurf belohnt? Das ist
menschenverachtend! Niemand, der Verstand im Kopf hat, ist gegen uns! Ich störe
Brauner mit meiner Kritik. Das ist alles.“
Weiter nennt Vogt dann all die Dinge, die wir hier schon kennen, die
Notstände, den Zustand in den alten Geriatriezentren, die Tatsache, dass sich
Menschen zu Siebzig ein Klo teilen müssen und die Verhältnisse, wie sie in
Lainz eben sind.
Schlussendlich wird die Frage an ihn gestellt: „Ist die Rathausregierung
zu dünnhäutig?“ Darauf sagt Vogt: „Die SPÖ ist eine Inzuchtpartei geworden, die
Kritik von außen nur schwer aushält. Daran wird die Partei zugrunde gehen. Sie
ist ja schon munter dabei. Ich gehöre keiner Partei an und gelte daher als
notorisch unverlässlich, weil ich mich nicht vereinnahmen lasse. Renate Brauner
ist eine Parteiinzuchtfigur, daher urteilt sie nach diesen Kriterien. Sie kann
den Pflegeombudsmann abschaffen, aber den Vogt nicht!“
Daraus sprechen die Emotionen eines Menschen, der
viel getan und viel erreicht hat und sich kränkt. (Lhptm Dr Michael
Häupl: Heute denkt er anders!) Ich weiß von ihm persönlich, dass er diese
Entscheidung als gegen sich gerichtet sieht, als etwas, womit die SPÖ beweist,
dass sie Kritik nicht ertragen kann.
Zum Schluss: Herr Bürgermeister! Tierschutz ist in
Wien Gott sei Dank gut verankert. Es gibt eine Homepage die “www.Tieranwalt.at“
heißt: Da sieht man, dass es eine Tierschutzombudsstelle in Wien gibt. Deren
gesetzliche Aufgaben sind aufgelistet. Es ist alles wunderbar. Es ist dies eine
weisungsungebundene, unabhängige Institution des Landes Wien:
Verantwortungsvoller Umgang mit Tieren ist ihr anheim gestellt beziehungsweise
ist es ihre Aufgabe, das einzufordern. Die Tierschutzombudsstelle achtet
darauf, dass es wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich gibt, und sie
begutachtet Gesetze. All das ist für Tiere gesichert. (LhptmStin Grete Laska: Wie werden Sie die Kurve jetzt kratzen?) Für
Menschen in Pflegeheimen, die pflegebedürftig sind, Frau Vizebürgermeisterin,
brauchen wir selbstverständlich eine Vertretung, die mindestens so
schlagkräftig ist! (Zwischenruf von Amtsf
StRin Mag Renate Brauner.)
Die Patientenanwaltschaft hat in
der Vergangenheit bewiesen, dass sie das nicht ist und nichts tut, sonst hätten
wir diese Missstände nicht gehabt! Die Pflegeombudsstelle des Herrn
Dr Vogt leistet diese Vertretung und erfüllt diese Sprachrohrfunktion und
diese Parteinahme. (Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Lösen Sie sich von Personen und sprechen Sie endlich
über Strukturen und Inhalte! Reden wir über ein Gesetz oder über Personen?) Herr
Dr Vogt repräsentiert einen Zugang zur
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