Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 84
Staatsbürgerschaftsverleihung, die letztlich am 16. März 2001 stattfand, sowohl eine Unbedenklichkeitsbescheinigung als auch eine negative Sicherheitsüberprüfung gegeben hat. Das ist unvorstellbar!
Mich würde jetzt tatsächlich interessieren, ob es
eine solche Unbedenklichkeitsbescheinigung gibt und ob diese im Akt aufliegt.
Ich habe die Information vom “profil“ bekommen, dass man auch dort keine Kopie
derselben hat, obwohl diese, so viel ich weiß, erbeten wurde. Es wäre daher
durchaus interessant: Gibt es diese Unbedenklichkeitsbescheinigung oder nicht?
Wenn es sie gibt, dann könnte man davon ausgehen, dass sie vielleicht gefälscht
ist. Gibt es sie nicht, dann frage ich mich, was im System in Wien falsch ist,
dass es möglich ist, dass jemand, der eine so wichtige Urkunde, die ganz
maßgeblich für die Staatsbürgerschaftverleihung ist, nicht beibringt, dennoch
die Staatsbürgerschaft bekommt! (Beifall bei der FPÖ.)
Ähnliches gilt für die Sicherheitsuntersuchung:
Diesbezüglich interessiert es mich, ob es tatsächlich eine echte Auskunft vom
Innenministerium gibt, dass keine laufenden Verfahren anhängig sind. Dass
nämlich eine so falsche Auskunft gegeben wird, wenn bereits Voruntersuchungen
bei der Staatsanwaltschaft geführt werden – also nicht nur im Rahmen des
Finanzamtes und der dortigen Ermittlungsbehörden, sondern tatsächlich bei der
Staatsanwaltschaft –, würde ja das ganze System ad absurdum führen! Dann
bräuchten wir ja überhaupt keine Sicherheitsüberprüfungen mehr einfordern, wenn
all das ohnedies nicht stimmt! Mir ist sehr wichtig, dass Sie das auch von
Ihrer Seite aufklären, denn der Eindruck entsteht, dass es in Wien schlicht und
einfach möglich ist, ohne diese grundlegenden Urkunden die Staatsbürgerschaft
zu bekommen. Und wenn das der Fall ist, dann hätten wir echt ein Problem mit
dem gesamten System! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte hier noch einmal festhalten: Es geht nicht
darum, hier irgendjemanden anzuschwärzen. Es hat aber ganz eigenartige Vorgänge
rund um diese Freundschaft gegeben, von der uns zumindest erzählt wurde. Es
kann auch das natürlich alles nur Lüge sein, aber da gibt so viele Hinweise,
dass das für uns unbestritten ist.
Es gibt diese Freundschaft, und es gibt diese
Interventionen. Natürlich sind das keine Weisungen, sondern das sind einfach
Interventionen, die aus dem Präsidialbüro des Bürgermeisters kommen. Was immer
das magistratsintern bedeutet, ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass das
Wirkung zeigt! Aber vielleicht irre ich mich auch vollkommen, und der
Betreffende sagt: Das ist ja nur ein B-Beamter, der hat mir überhaupt nichts zu
sagen! (Abg Heinz-Christian Strache: Er ist ja nur aus dem
Bürgermeister-Büro!)
Ich glaube, dass Sie das auf das Formelle
herunterbrechen, weil wir uns bei der Bezeichnung des Herrn Polak geirrt haben.
Das ist ein Irrtum, der uns Leid tut! Es ist jedoch Tatsache, dass hier
offenbar Druck gemacht wurde, Unterlagen und die Unbedenklichkeitsbescheinigung
vom Büro des Bürgermeisters in die zuständige Abteilung gebracht wurden und so
weiter. Dass es in Anbetracht dessen gewisse Erwägungen gibt, ist doch klar,
dazu kennen Sie die Vorgänge in Ihrer Stadt sicherlich viel zu gut, und das ist
in allen anderen Verwaltungen genau dasselbe. Darüber brauchen wir nicht zu
reden, und ich glaube, dass Sie das im Detail nicht wirklich so gemeint haben!
Es ist weiters festzustellen, dass es hiebei ja nicht
nur um einen kleinen Steuerbetrüger geht, sondern da entgehen dem Staat in
Summe bis zu 10 Prozent des Umsatzsteueraufkommens, und man könnte die
Umsatzsteuer auf 18 Prozent senken, wenn man das in den Griff bekäme. Das
schädigt den Staat wirklich massiv und ist eine echte Gefährdung unserer
Gesellschaft. Und es ist geradezu fatal, dass es einer solchen Person gelingt,
an den rechtlichen Gegebenheiten der Stadt Wien vorbei an eine
Staatsbürgerschaft zu kommen. Wie auch immer er zu der Freundschaft gekommen
ist, er hat es aber immerhin geschafft, auch in Ihre Nähe zu kommen, indem er
sich beliebt macht, was derartige Personen offenbar immer wieder schaffen! Dass
es möglich ist, dass ein solcher Mensch die Staatsbürgerschaft erhält, wenn
bereits so viel im Raum steht, ist wirklich ungeheuerlich! Er hat der Republik
offensichtlich großen Schaden verursacht. Sie haben Recht: Es gilt auch hier
die Unschuldsvermutung. Der Schaden des Umsatzsteuerbetrugs ist jedoch evident,
und das werden letztlich die Gerichte zu klären haben. (Beifall bei der
FPÖ.)
Es wurde bereits erwähnt, dass es einen
Haftungsbescheid gibt, der ganz klar aussagt, dass im Jahr 1997/98 Umsatzsteuer
und Säumniszuschläge von 57 000 EUR vorgeschrieben waren, und zwar
ohne jedes Verfahren. Auch diese Unterlagen liegen uns vor. Es ist unglaublich,
welche Informationen wir da bekommen haben! Es ist jetzt auch wieder ein neues
Verfahren eingeleitet worden, übrigens auch wieder wegen Steuerbetrugs, und
zwar gegen die Frau von Herrn Makarenko und gegen sein Unternehmen, das
offenbar aus Kiew weiterhin seine Fäden ziehen kann. Die Stadt Wien hat also
einem sehr umtriebigen Menschen die Möglichkeit gegeben, die Staatsbürgerschaft
zu erlangen. Er hat jetzt auch noch ein bisschen abgeblockt und versucht, den
Schwarzen Peter anderen zuzuschieben und das Ganze vielleicht noch umzudrehen.
Jedenfalls ist das Ganze aber eine höchst unangenehme Situation für die Stadt
Wien. Ich bin schon gespannt, wie wir das aufklären werden, und ich warte schon
auf das, was hier weiter passiert!
Die Aufklärung dieses Falls ist ganz wesentlich, um
die Glaubwürdigkeit gerade in diesem sensiblen Bereich der
Staatsbürgerschaftsverleihung wieder zurückzubekommen. Daher kann ich Sie nur
ersuchen und dringend auffordern, alles zu tun, was notwendig ist, und dann die
entsprechenden Konsequenzen zu ziehen! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als Nächste zu
Wort gemeldet hat sich Abg Korun. – Ich erteile es ihr.
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sehr geehrte Damen und Herren!
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