Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 84
brauchen natürlich für das Lesen solcher Umweltberichte
durchaus kundige Beamte, die uns das ausdeutschen können. Ich kann mit diesen
Ausdrücken nichts anfangen. (Zwischenruf von
Abg Dipl Ing Martin Margulies.) Ein bisschen Kritik wird
wohl erlaubt sein, ich bringe sie diesmal ohnedies ganz zart!
Auf Seite 70 geht es um die
Nationalpark-Aufsicht. Da ist zu lesen, dass es jetzt schon mehr als
600 000 Besucher gibt. Die Frau Stadträtin hat auch schon gesagt,
dass es jetzt bereits 650 000 Besucher im Nationalpark Donauauen gibt,
und zwar im Wiener Teil. Da gibt es die Wurzelstation, das Lobau Museum,
Spitzhütten und so weiter. Das heißt, die SPÖ lobt, dass es im Nationalpark
eben Sensationen wie diese Wurzelstationen, Bootsfahrten, Führungen und so
weiter gibt. Und jetzt gibt es sogar ein Nationalparkhaus Lobau.
Ich bin der Meinung, dass diese Einrichtungen im
Einzelnen – wie man auf Wienerisch sagen darf – wirklich klass sind!
All das ist gut für die Besucher, aber wir müssen auch Neues für die Natur tun,
sonst verkommt dieser Nationalpark zu einem behübschten Disneyland!
Dieser Nationalpark im Wiener Teil der Lobau ist
unheimlich klein. Und jetzt möchte ich nochmals zitieren. Da heißt es nämlich,
dass der Krüger-Nationalpark in Südafrika überhaupt nur von 1 Million
Besuchern im Jahr besucht werden darf. Allerdings ist der Krüger-Nationalpark
20 000 km² groß, und unser Wiener Teil des Nationalparks in der Lobau
ist halt nur 23 km² groß! Rechnen wir das aus: Bei 20 000 km²
und 1 Million Besucher kommen wir beim Krüger-Nationalpark auf
50 Besucher pro Quadratkilometer, bei uns kommt man mit 23 km² und
650 000 Besuchern ungefähr auf 28 000 Besucher pro
Quadratkilometer. Und in Anbetracht dessen überlegen wir halt, dass wir auch
etwas Neues für die Lobau und für den Nationalpark insgesamt tun müssen, und
zwar auch im niederösterreichischen Teil. An dieser Nationalparkgesellschaft
sind ja Wien, Niederösterreich und der Bund beteiligt.
Der Rechnungshof empfiehlt dringend, den Nationalpark
zu erweitern. Die SPÖ fordert im Interesse der Natur und auch der Besucher des
Nationalparks, dass dieser Nationalpark um mögliche Flächen erweitert wird,
damit die Natur dort auch wieder gewisse Chancen hat. Im Hinblick darauf bitte
ich die Frau Stadtrat: Überprüfen Sie diese Empfehlung des Rechnungshofes, und
schauen Sie, dass Erweiterungsflächen in den Nationalpark Lobau aufgenommen
werden! Es stehen ja durchaus Flächen zur Verfügung.
Wie dilettantisch Wien mit dem Nationalpark umgeht,
kann ich an kleinen Beispielen illustrieren. Im Unterschied zu Niederösterreich
gibt es im Wiener Teil ein unheimlich dichtes Wegenetz. Im Verhältnis zu den
Quadratkilometern ist das Wiener Wegenetz viel dichter als das in
Niederösterreich. Zur Sicherheit der Besucher muss neben den Wegen das Totholz
weggeschnitten werden, und da bleibt halt für den Nationalpark relativ wenig
unberührte Landschaft übrig.
Als über-drüber bezeichnen kann man, dass im Winter
der Schnee von den Hauptwegen im Nationalpark Lobau maschinell entfernt wird,
und es ist verwunderlich für einen Nationalpark, dass mit Splitt gestreut wird.
Das passt irgendwie nicht ganz! Ich bitte daher, dass man dem Nationalpark ein
bisschen die Chance gibt, unberührte Natur zu behalten! Prinzipiell sind wir
aber der Meinung, dass in dieser Stadt Wien für die Natur und für den
Nationalpark durchaus etliches geleistet wurde, und daher stimmen wir diesem
Bericht zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Chorherr. – Ich
erteile ihm das Wort.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Auf diesen intellektuellen Hochgenuss, den uns
Kollege Blind verschafft hat, möchte ich nicht im Detail eingehen. (Abg Kurth-Bodo
Blind: Jetzt wird es tief!) Kollege Maresch wird dann zu dem
Tagesordnungspunkt, dem wir zustimmen werden, noch einige Anmerkungen machen.
Ich möchte diesen Tagesordnungspunkt nutzen, um einen
Antrag zu einem Thema einzubringen, das in der Öffentlichkeit nicht ausreichend
wahrgenommen wird, nämlich zur signifikanten Verlängerung der Betriebszeit des
Atomkraftwerkes Paks. Es ist dies insofern ein wichtiger Schritt, bei dem sich
Österreich viel stärker engagieren sollte, als es hier erstmals darum geht, die
Laufzeit eines Atomkraftwerkes von 30 auf 50 Jahre zu verlängern. Im
Rahmen der EU – und Österreich hat noch die Ratspräsidentschaft –
besteht insbesondere durch das Pochen auf internationale Verträge die
Möglichkeit, auf Alternativen hinzuweisen. Wir dürfen nie vergessen, dass
Kritik an diesen Kraftwerken nicht nur in Österreich besteht, sondern dass es
auch in den betroffenen Ländern starke kritische Bewegungen gibt, die durch
entsprechendes Handeln von Österreich auch gestärkt werden könnten. Wenn ich
mir zum Beispiel anschaue, wie in den osteuropäischen Ländern die
Windkraftwerke ausgebaut sind und welche Potentiale an sonstigen erneuerbaren
Energieträgern es gibt, dann sind wir gut beraten, hier Schritte zu setzen.
Wir bringen in allen neun Landtagen einen
gleichlautenden Antrag ein, den wir auch hier einbringen. In einem einzigen
Punkt haben wir, weil wir höfliche Menschen sind, einem Wunsch der ÖVP Rechnung
getragen: Wir haben den Terminus “wir fordern die Bundesregierung und
den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft auf“, gegen
“wir ersuchen … nachdrücklich“ ausgetauscht, denn
an Höflichkeit soll es uns nicht ermangeln, und wenn die ÖVP dann zustimmt und
es zu einem einstimmigen Beschluss kommt, dann soll mir das recht sein!
Im Wesentlichen geht es bei dem
Antrag darum, Ungarn zu drängen, Transparenz zu halten und die bislang nicht
veröffentlichten Unterlagen der Öffentlichkeit in Ungarn, aber auch in den
Nachbarstaaten zugänglich zu machen. Es ist auffällig, dass in der Atomindustrie
in Deutschland, in der Schweiz, in Amerika, in Ungarn, in
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