Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 42
nicht
schon alles getan hätte oder was die Bundesministerin Rauch-Kallat nicht schon
alles getan hätte und dass in Wien sozusagen nichts passieren würde, diese
Kritik in dieser Form können wir nicht teilen. Uns geht es um echte
Lösungsvorschläge und Lösungsmodelle, um das Problem lösen zu können, vor allem
einerseits Aufklärungsarbeit bei den betroffenen Familien zu leisten und
andererseits ganz klar und dezidiert den Opfern von Zwangsverheiratung
beizustehen.
Weil wir
die zwei vorgeschlagenen Punkte im ÖVP-Antrag teilen, werden wir diesem Antrag
zustimmen. Aber wir stellen uns natürlich vor, dass darüber hinausgehend
etliches zu passieren hat und es, wie gesagt, ganz maßgeblich auf die
Gestaltung der Umsetzung dieser Forderungen ankommt. Mit weitergehenden
Forderungen werden wir uns auch in den nächsten Sitzungen des Gemeinderats
beschäftigen.
In diesem
Sinne möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft
für den Bericht und für die sehr gute geleistete Arbeit bedanken! Ich wünsche
mir, dass Ihre Arbeit ungehindert fortgesetzt werden kann. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident
Johann Hatzl: Ich habe keine Wortmeldungen mehr, auch nicht von
den Anwälten, bei mir vorliegen. Wünschen Sie das Wort? Ja oder nein? (Kinder- und Jugendanwalt Dr Anton Schmid:
Können wir noch, ganz kurz?) Ja, bitte, Sie müssen sich nur melden.
Bitte, die
Frau Jugendanwältin hat das Wort.
Kinder-
und Jugendanwältin Monika Pinterits: Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wir
konnten uns nicht melden, weil wir nicht da waren, weil hier einfach alles so
schnell gegangen ist.
Ich möchte
nur einige Punkte herausgreifen:
Bezüglich
LIMES ist von Seiten der Kinder- und Jugendanwaltschaft ein Schreiben an die
Regierung gegangen, wo quasi rückgemeldet worden ist, dass noch nicht alle Türen
völlig verschlossen sind. Also werden wir möglicherweise noch Gelder lukrieren.
Wir werden auf jeden Fall darum kämpfen und LIMES unterstützen.
"Gemmas an":
Natürlich ist es immer schwierig zu sagen, nehmen wir Laien, nehmen wir
Menschen und bilden wir diese Menschen aus. Besser wäre Professionalität. Aber
ich denke mir, beides muss möglich sein. Von daher stehen wir auch zu unserem
Projekt. In einer Gesellschaft, wo sich Menschen immer weniger umeinander
kümmern, denke ich mir, ist das ein Zeichen in eine richtige Richtung. Man
sollte einfach schauen, wenn man sich unsere Gesellschaft anschaut, schauen
alle weg, gehen alle vorbei. Diese Menschen, das sind 25 Paten und Patinnen,
die sich da beworben haben, die in vielen Abenden ausgebildet worden sind und
die professionell begleitet werden, haben gesagt: „Wir schauen nicht weg. Wir
wollen etwas tun. Deshalb gibt es uns und das finden wir okay."
Zu den Erholungskuren: Die Problematik ist, dass
immer diejenigen draufzahlen, die eh schon schwierige Situationen haben. Also
bei der Mitversicherung sind insbesondere mehr Frauen als Männer mitversichert,
vor allem Frauen und Kinder betroffen. Es gibt zwar einen Unterstützungsfonds,
aber ich denke mir, prinzipiell sollte man nicht als Erstes Kürzungen in diesen
Bereichen vornehmen.
Zur Zwangsverheiratung: Prinzipiell hat sich die
Zwangsverheiratung aus einer Arbeitsgemeinschaft von NGOs entwickelt. Wir waren
sehr froh, dass dieses Thema von der Bundesregierung als auch von Wien und
anderen Landeshauptstädten übernommen worden ist. Betreffend diese Kampagne mit
den Handschellen ist es immer schwierig, man kann da unterschiedlicher Meinung
sein, aber wie schon gesagt worden ist, findet in den Schulen diese Kampagne
statt und es ist wichtig, den betroffenen Mädchen, aber auch Burschen zu
zeigen: „Ihr braucht euch nicht einsperren zu lassen! Es gibt eine Hilfe, holt
sie euch nur!" Natürlich würden wir uns auch eine eigene Einrichtung
wünschen, weil diese Mädchen einfach sehr behütete Mädchen sind. Da wäre es
schon toll, wenn wir da etwas entwickeln könnten.
Weil gesagt worden ist, wir fordern, fordern und
nichts passiert: Gut Ding braucht Weile, denke ich mir. Wir werden weiter
fordern. Auch kleine Schritte sind etwas, das okay ist. Ich tue mir zwar
schwer, weil ich normalerweise eher ein ungeduldiger Mensch bin, aber ich freue
mich immer, wenn etwas gelingt, wie jetzt zum Beispiel der Kinderbeistand, der
in der Erprobungsphase ist, wo parallel dazu eine Evaluierung vom Institut für
Kriminalpsychologie passieren wird und wir in eineinhalb Jahren wissen werden,
ob dieses Projekt in den Regelbetrieb übernommen werden kann oder nicht.
Zum Thema Geld: Natürlich würden wir uns, wie alle
anderen Stellen auch, mehr Geld wünschen, aber es ist halt so, wie es ist und
wir sind nicht alleine von diesen Einsparungen betroffen. Aber natürlich würden
wir uns mehr Gelder wünschen.
Zur Supernanny: Das war für mich auch sehr
unbefriedigend, weil wir haben uns einmal angeschaut, was man tun kann, damit
dieses Format nicht mehr gespielt wird. Es gibt ein eigenes Privatsendergesetz,
wo aber nicht inkludiert ist, dass man Inhalte bewerten kann, sondern wenn,
kann man denen nur die Lizenz wegnehmen, was wir nicht wollen, weil wir ja
nicht etwas cutten wollen, sondern wir wollen, dass manche Themen und Formate
nicht mehr existieren. Ich denke mir, in diesem Format werden Kinderrechte
wirklich mit Füßen getreten. Wie Kinder da vorgeführt werden, ist mehr als
abscheulich! Ich finde es traurig, dass wir eine Gesellschaft sind, die so etwas
notwendig hat! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Wenn ich mir denke, dass Leute hinter dem PC sitzen
und dann über die gezeigten Familien diskutieren, sollten wir uns auch
überlegen, wie wir diese einsamen Menschen irgendwie in einen produktiven Sinn
hineinbekommen. Weil ich denke mir, sie leben nicht ihr eigenes Leben, sondern
sie müssen über andere leben und das finde ich furchtbar problematisch.
Es gäbe noch eine ganze Menge Punkte, ich möchte es aber
nicht länger machen, weil ich möchte noch dem
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular