Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 42
durchzusetzen ist.
Dann stellt
sich noch die Frage, wie das begleitet wird. Aber das ist ein Problem, das alle
beim Planen, Bauen und Wohnen haben, weil die Wohngemeinschaften nicht nur, was
kinder- und jugendgerechtes Wohnen betrifft, sondern überhaupt oft versuchen,
Zusagen und Pläne ein wenig abzuändern. Also wenn der Baupolizist hinkommt und
fragt: „Wo ist der Teich, der eingezeichnet war?", man sagt: „Wir haben
drei Bänke aufgestellt.", muss auch eingegriffen werden. Das heißt, das
ist ein Problem, das man in den Griff bekommen muss, aber das nicht unbedingt
kinder- und jugendspezifisch ist, aber wenn man als Lobby dafür arbeitet,
natürlich hier auch sein soll.
Auf die
Schulen möchte ich jetzt nicht eingehen, nachdem ich da eh regelmäßig aussende
und meine Meinung zur ÖVP bei der vorigen Rede gesagt habe. Ich werde sie jetzt
nicht stereotyp wiederholen, weil wer sie hören wollte, hat sie gehört und die
anderen können sie nachlesen. Bitte das auch zu tun.
Auf alle
Fälle möchte ich mich abschließend bei den Kinder- und JugendanwältInnen und
dem gesamten Team, nicht nur bei euch beiden, sondern beim gesamten Team, für
die gute Arbeit bedanken. Die durchaus kontroversielle Diskussion zeigt, dass
die Arbeit fruchtet, weil wenn alles ruhig ist und dahindämmert, wäre es auch
nicht gut für eine Stelle, die etwas vorantreiben will. Die gesellschaftliche
Entwicklung zeigt, dass das eher wichtiger und notwendiger ist. Dementsprechend
wünsche ich Ihnen viel Kraft in der Zukunft und werde natürlich den Bericht
gern zur Kenntnis nehmen und ihm zustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident
Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Frau Abg Korun.
Abg Mag
Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus): Herr Präsident! Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Auch ich
möchte mich sowohl in meinem Namen als auch im Namen meiner Fraktion für den
detaillierten ausführlichen Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft
bedanken.
Es freut
uns, dass dem Phänomen und der Problematik der Zwangsheirat ein Kapitel gewidmet
ist, dass sich die Kinder- und Jugendanwaltschaft dieses Problems annimmt und
die Erfahrungen in diesem Bereich schildert und durchaus auch konkrete
Lösungsvorschläge macht.
Ich bin
mir sicher, oder möchte mir sicher sein, dass niemand hier im Hause für
Zwangsverehelichung oder für Zwangsheirat ist. Ich möchte auch davon ausgehen,
dass, unabhängig davon, welche religiöse, kulturelle oder sprachliche Herkunft
die Betroffenen von Zwangsverehelichung haben, wir alle gegen Zwangsheirat
sind.
Es amüsiert
mich allerdings ziemlich, dass rechte Burschenschafter plötzlich für
Frauenrechte sein sollen, wo wir doch ziemlich genau wissen, dass in den
Burschenschaften Frauen alles andere als gleichgestellt sind. Aber das ist
eigentlich ein allgemeines Phänomen, das man unter MigrantInnenbashing, mit
großem I, und Islambashing zusammenfassen kann. In dem Moment, wo es um
vermeintliche Unterdrückung oder tatsächliche Unterdrückung von Frauen in
MigrantInnencommunitys geht, sind plötzlich vor allem rechte und sehr rechte
Menschen und Gruppierungen angeblich für Frauenrechte. - So viel zu den
Wortmeldungen der Kollegen, Kollegen waren es und keine Kolleginnen, zur
Problematik der Zwangsheirat.
NGOs, die
sich mit der Problematik beschäftigen, verlangen seit Jahren spezialisierte
Anlaufstellen, Kriseneinrichtungen, Krisenzentren für die Betreuung von
Personen, die von Zwangsheirat betroffen sind. Es freut uns daher sehr, dass
diese Forderung auch im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft vorkommt.
Wir unterstützen diese Forderung auch.
Alle, die
sich mit dem Thema etwas beschäftigt haben, wissen, dass das, was zur Zeit in
Wien getan wird, dazu nicht ausreichend ist, weil die Personen, hauptsächlich
sind es Frauen, nicht nur, aber hauptsächlich Frauen, junge Frauen und Mädchen,
die von Zwangsheirat betroffen sind, derzeit im Krisenzentrum untergebracht
sind. Wir alle, oder die meisten von uns, wissen, dass das nicht funktioniert,
weil dort die spezielle psychologische Betreuung und Begleitung von diesen
Mädchen und jungen Frauen fehlt. Umso mehr unterstützen wir die Forderung der
Kinder- und Jugendanwaltschaft, spezialisierte Einrichtungen als Anlaufstellen
zu schaffen, wo die Betreuung und psychologische Behandlung und Begleitung von
Opfern von Zwangsheirat auch gewährleistet ist.
Zu einer
anderen Forderung der Kinder- und Jugendanwaltschaft, die auch im
Beschlussantrag der ÖVP vorkommt, nämlich Präventions- und Informationsarbeit,
finden wir, dass sie unter Einbindung der Eltern auf jeden Fall stattfinden
sollte, dass es eine gute Überlegung ist, diese Präventions- und
Aufklärungsarbeit über die Schulen anzubieten beziehungsweise über die Schulen
an die Eltern heranzukommen, um diese Informationsarbeit gewährleisten zu
können.
Nichtsdestotrotz
möchten wir betonen, dass es bei diesen beiden Punkten und bei anderen
Forderungen gegen die Zwangsheirat maßgeblich um die Gestaltung der Umsetzung
geht, ob man auch wirklich genug Personal zur Verfügung stellen kann,
Fachpersonal, das sich damit beschäftigt, und dass die Ausstattung dieser
Einrichtungen, die gefordert werden, ein maßgeblicher Punkt ist, um zu
gewährleisten, dass die Betroffenen von Zwangsheirat auch wirklich adäquat und
fachgerecht behandelt werden können.
Dass die ÖVP seit einiger Zeit versucht,
unter dem Titel "traditionsbedingte Gewalt", versuchen wir, es
positiv zu formulieren, sich des Themas anzunehmen, sehen wir insofern kritisch
an, weil allein mit dem Ausdruck "traditionsbedingte Gewalt" zwar das
Wort "Religion" nicht mehr vorkommt, aber mit den so genannten
Lösungsvorschlägen, die die ÖVP bietet, sind wir nicht zur Gänze einverstanden.
Zu versuchen, aus dem Bereich und aus der Problematik politisches Kleingeld zu
schlagen, indem man immer sagt, was die Bundesregierung
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