Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 42
der Zwangsehe informiert werden. Der Schwerpunkt muss
hier meines Erachtens nach auf die Elternarbeit gerichtet sein. ExpertInnen mit
interkulturellen Kompetenzen müssen vermehrt eingesetzt werden. Ich glaube,
Omar Al-Rawi ist jetzt nicht mehr hier (Abg
Godwin Schuster: O ja, hier!), aber ich möchte auch an die islamische
Glaubensgemeinschaft appellieren, dass sie vermehrt auch darüber informiert,
dass die Zwangsehe nicht im Islam begründet ist und der Islam diese nicht
anerkennt. Das ist meine Bitte an die islamische Glaubensgemeinschaft und an
die Stadt Wien, dass sie da vielleicht gemeinsam eine Kampagne machen könnten. (Abg Nurten Yilmaz: Danke für den Hinweis!)
Des Weiteren, meine Damen und Herren, gibt es in
Krisenfällen keine Schutzeinrichtungen für Betroffene. Deshalb fordert nicht
nur unsere Fraktion eine Maßnahme zur Krisenunterbringung für betroffene
Jugendliche. Ich werde heute gemeinsam mit meinen Kolleginnen Feldmann und Anger-Koch
diesbezüglich einen Antrag einbringen. Auch der Bericht der Kinder- und
Jugendanwaltschaft bekräftigt diese Forderung. Die Sache geht noch weiter, ich
darf hier Christoph Schandl, Mitarbeiter des Krisenzentrums Nußdorf zitieren,
wo minderjährige Mädchen betreut werden: „Die Mädchen treffen in den
Wohngemeinschaften auf andere mit zum Teil Suchterfahrungen, krimineller
Vergangenheit oder prekärem Hintergrund, womit sie nicht umgehen können."
Auch Mitarbeiter vom Verein Orient Express fordern betreute Wohngemeinschaften
für betroffene minderjährige Frauen, wie sie unter anderem bereits in
Deutschland, Holland und Frankreich gang und gäbe sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die
Bundesregierung hat in der Bekämpfung traditionsbedingter Gewalt eine
Vorreiterrolle und verfolgt einen Problemlösungskurs, der sowohl auf
legislativer Ebene als auch im Bereich Opferschutz und Aufklärung ansetzt. (Abg Nurten Yilmaz: Welche Vorreiterrolle?) Diese
Strategie stößt weltweit auf positive Resonanz, sehr geehrte Kollegin Yilmaz,
das wissen Sie sehr genau. Interesse besteht sowohl von Seiten afrikanischer
und asiatischer Länder als auch der Türkei. (Abg Nurten Yilmaz: Und warum
werden die Gelder gekürzt?) Ich höre Sie nicht. Lauter, bitte! Ich würde
gern darauf antworten. (Abg Nurten Yilmaz: Warum werden die Gelder gekürzt?)
Dann wissen Sie einfach nicht, welche Maßnahmen getroffen wurden. (Abg Nurten Yilmaz: Welche Maßnahmen?) Bitte
schalten Sie auf die Homepage des Ministeriums. Da können Sie es abrufen. Oder
ich kann es Ihnen gern zukommen lassen. Also von dieser Reihe von Maßnahmen
kann sich Wien wirklich etwas abschauen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Abg Godwin Schuster:
Wir wollen die Wahrheit erfahren!)
Wie gesagt, auf Bundesebene wurde der rechtliche Weg
geebnet. Nun sind Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin, sozusagen am Zug, die
nötigen Schritte zu setzen. Ich möchte gern wissen, was Wien in Zukunft oder
heute in diese Richtung tun wird. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt der Abg Vettermann.
Abg Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Herr Präsident! Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin! Geschätzte Kinder- und JugendanwältInnen! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wenn man sich den Bericht
anschaut, muss man sich, glaube ich, anfangs durchaus bedanken. Das sage ich
auch gleich zum Kollegen Jung. Der Bericht zeigt nämlich, dass die Kinder- und
Jugendanwaltschaft natürlich das leisten kann, was sie tun soll und will,
nämlich dass sie eine Lobby für Kinder und Jugendliche ist. Die Forderung:
„Bringt nur ein paar Projekte, die sofort umgesetzt werden können, bringt ja
nichts Neues, sonst können wir diesem Bericht nicht zustimmen!", finde
ich, ist in besonderer Weise einfallslos. Das ist bisher eigentlich nur der FPÖ
als Forderung eingefallen, dass man sagt: „Beschränkt euch auf das, was im
Moment passiert!"
Gerade eine
Lobbyorganisation wird nicht in reinen Jubel ausbrechen, sondern noch und noch
fordern. Das ist auch okay und wird auch das eine oder andere Mal gefordert. So
ist es richtig. So versteht sich auch die Stelle. Daher muss man sagen, die
Arbeit funktioniert und bringt auch etwas weiter.
Zum Beispiel beim Kinderbeistand,
wo es jedem Kind eine Stimme gibt, wo Beistand im Sinn von sozusagen
tatsächlicher Begleitung verstanden wird, wo eine Vertretung passiert, wo eben
Kinder nicht allein gelassen werden. Aber es sind eben nicht nur Kinder.
Es geht bei "Gemmas
an" um Arbeitsplätze, darum, zu versuchen, junge Menschen, die das wollen
und die eine Unterstützung brauchen, in die Arbeit zu bringen. Auch das ist ein
innovativer und neuer Versuch, der durchaus übernommen, modifiziert und
weiterentwickelt werden kann, etwas, wo die Kinder- und Jugendanwaltschaft
zeigt, dass sie auf neue Probleme sofort reagiert.
Zu den Patenschaften komme
ich dann später.
Was mir auch sehr gut
gefallen hat, ist die Arbeit zur Prävention und zur Reform der
Strafprozessordnung. Ich meine, wenn ich auch manches kritisch anmerken muss,
ist das eine oder andere eurer Arbeit zu verdanken und gelungen. Auch das ist
durchaus positiv.
Zu den Anmerkungen der
Vorrednerinnen und Vorredner:
Bei der
Schulmediation ist es unbestritten, dass das eine gute Methode ist. Sie ist
auch ausgeweitet worden und hat sozusagen ihren Ausgangspunkt bei der Kinder-
und Jugendanwaltschaft genommen. Es ist nur, finde ich, irgendwie lustig, ist
es eigentlich aber nicht, sondern es hat eine gewisse Chuzpe, wenn die ÖVP,
eine Partei, die in der Bundesregierung ständig die Ressourcen im
Bildungsbereich wegnimmt und alles wegkürzt, gerade das fordert, hier sozusagen
plötzlich vorspringt und sagt: „Zahlt allen alles, egal woher das Geld kommt,
Hauptsache die Stadt Wien zahlt da mit dem Füllhorn!" Dazu muss ich sagen,
das verstehe ich als Oppositionspolitik, hat halt einen unernsten Touch und
zeigt, dass man hier versucht, die Versäumnisse der Bundesregierung zu
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