Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 42
dabei, wurde unter anderem von einem Mitarbeiter gesagt, er würde seine Hand jetzt nicht dafür ins Feuer legen. Wenn solche Aussagen kommen, dann wird in den Raum gestellt, dass Gefahr in Verzug ist und dann muss natürlich von Seiten der Eltern gehandelt werden. Meiner Meinung nach handelt es sich bei dieser Schule um echte jahrelange Versäumnisse, offensichtlich deswegen, weil man an einen Neubau gedacht hat oder weiter denkt. Aber man kann nicht sagen, wenn ich 2016 plane, eine Schule woanders hinzubauen, verfällt die Schule einstweilen vor sich hin. So geht es garantiert nicht!
Ich war auch in der Schule drinnen. Dort ist
ausgemalt worden und wurden offensichtlich immer wieder Reparaturmaßnahmen und
so weiter angebracht. Trotzdem ist jetzt ein Zustand erreicht, der unerträglich
ist. Es war von Seiten des Bezirks der Bezirksrat Voss dort. Bei ihm können Sie
sich dann erkundigen. Das ist unerträglich, wie dort die Schule aussieht! Hätte
der Herr Bezirksrat Voss in seiner eigenen Schule derartige Zustände, dann
würde er anständig auf die Barrikaden gehen, das kann ich Ihnen versichern! Das
lässt sich niemand so einfach gefallen! Also ist rascher Handlungsbedarf
gegeben!
Abschließend auch von meiner Seite her vielen
herzlichen Dank an die Kinder- und Jugendanwaltschaft, die sich als eine
tatsächlich wunderbar brauchbare Lobby für Kinder und Jugendliche in dieser
Stadt herausgestellt hat. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Ekici.
Abg Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das Thema Zwangsehe wird auch meine Ausführungen
bestimmen. Zwangsehe ist derzeit in aller Munde. Das ist alles bekannt. Auch im
Kinder- und Jugendanwaltschaftsbericht 2005 wird dem Problem der Zwangsehe
und Familienintegrationshintergrund breiter Raum geboten und dies auch anhand
von konkreten Beispielen dargestellt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Zwangsehen oder
arrangierte Ehen sind in vielen Kulturen leider keine Seltenheit. Während bei
den arrangierten Ehen oft das Einverständnis der jungen Menschen für die Heirat
eingeholt wird, kommt es leider nicht selten vor, dass auch junge Menschen
gegen ihren Willen zu einer Ehe gezwungen werden. Es gibt unterschiedliche
Gründe, warum Eltern ihre Kinder zu einer nicht gewollten Ehe zwingen. Es sind
hauptsächlich traditionelle Gründe und, so wie ich sehr wohl meine, der Schutz
der Mädchen und auch der Burschen durch deren Eltern. Gerade in einer fremden
Kultur wollen die Eltern die Ehre und den Stolz der Familie bewahren, ein so
genannter Schutzmechanismus wird von den Eltern aufgebaut, um sie vom
schlechten Umfeld fernzuhalten. Die betroffenen Mädchen, oft sind es Mädchen,
stammen aber nicht nur aus der Türkei, sondern auch aus Afrika, aus dem
arabischen Raum und aus Asien.
Eines möchte ich, meine sehr geehrten Damen und
Herren von der FPÖ, unterstreichen: Der Islam verbietet die Zwangsehe. Es gibt
unterschiedliche islamische Rechtsquellen, die besagen, dass diese Ehen
ungültig sind. Das heißt, wenn Sie jetzt Ihre Ausführungen mit dem Islam
sozusagen in Verbindung bringen und dafür verantwortlich machen, dann spreche ich
mich dagegen aus, denn das stimmt so nicht. Es ist traditionsbedingt, aber
nicht religionsbedingt.
Der Initiative der Bundesministerin für Gesundheit
und Frauen, Maria Rauch-Kallat, haben wir zu verdanken, dass eine Reihe von
Initiativen zur Bekämpfung von besonderer Form der Gewalt gegen Frauen, wie
Zwangheiraten und Ehrenmorde, gestartet worden sind. Schutz vor Gewalt muss
aber auch Schutz vor traditionsbedingter Gewalt umfassen. Daher hat das
Frauenministerium ganz bewusst auch dieses zentrale Thema aufgegriffen und
gemeinsam mit den Ministerinnen für Äußeres, Inneres, Justiz, Bildung und
Generationen sogar eine Initiative gegen traditionsbedingte Gewalt gestartet.
Nach einer Analyse der Probleme und Defizite in diesem Bereich in Österreich
und der sich daraus ergebenden Handlungserfordernisse haben diese sechs
Ministerinnen sozusagen ein umfassendes Maßnahmenpaket entwickelt.
Vielleicht darf ich Ihnen hier in dieser Runde einige
dieser Maßnahmen nennen: Zum einen soll dann sozusagen eine Meldedatenbank über
Fälle von Zwangsheirat und Genitalverstümmelung erstellt und geführt werden. Es
ist auch geplant, Notwohnungen für zwangsverheiratete große Mädchen und junge
Frauen zu errichten. Bundesministerin Maria Rauch-Kallat war auch die erste
Frauenministerin, die in Brüssel eine Konferenz ins Leben gerufen hat, um sich
mit ihren KollegInnen aus ganz Europa, aber auch international zu vernetzen.
Was die Umsetzung betrifft, wurde kürzlich im Nationalrat beschlossen, dass
Zwangsheirat nunmehr ein Offizialdelikt ist. Wie Sie sehen, sehr geehrte Frau
Stadträtin, ist der Bund aktiv, hat die Brisanz der Situation erkannt und
sofort reagiert.
Jetzt meine Frage: Was passiert in Wien? Viel mehr
als Ankündigungen von der StRin Wehsely und eine Plakatkampagne vom Verein
Orient Express habe ich nicht vernommen. Der Text dieser Plakatkampagne vom
Verein Orient Express, die auch von der Stadt Wien unterstützt wurde, lautet
so: "Zwangsheirat kostet deine Freiheit." Da sind auch zwei
Handschellen dabei. Jemand, der aus diesem Kulturkreis stammt, weiß nicht, dass
dieses Plakat eine Aktion ist, unsensibel und einfallslos gemacht ist. Man
verunsichert Betroffene, statt ihnen zu helfen. Viele Betroffene oder auch
Menschen aus diesem Kulturkreis haben sich an mich gewandt. Auch aus den
Schulen haben sich die Lehrer an mich gewandt und gesagt, es gibt Eltern, die
ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken möchten, weil sich durch solche
Kampagnen die Eltern und auch die Kinder verunsichert fühlen.
Es muss präventiv und sensibel gearbeitet
werden, aber nicht so. Alle potentiellen Betroffenen müssen durch gezielte
Informationsarbeit über Risken und Probleme
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