Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 78
Heimatstadt geweckt wird.
Wichtig ist uns auch der Zustand des Zentraldepots.
Hier scheint ein Neubau oder die Übersiedlung in ein anderes Objekt dringend
notwendig. Berichte zu Mängeln lassen erwarten, dass Probleme auf das Museum
zukommen, wenn die Sanierung nicht bald erfolgt. Die Verbesserung des
Brandschutzes ist zu wenig.
Nun zur Anmietung der Flächen des Künstlerhauses.
Obwohl die Stadt Wien das Künstlerhaus zusätzlich mit größeren Summen
unterstützt – die MA 7 fördert mit jährlich 363 000 EUR –,
findet sich im Bericht die Kritik an den hohen Kosten für diese
Ausstellungsflächen. Viel ehrlicher und transparenter wäre es, einen fixen
Betrag für das Künstlerhaus zu zahlen – natürlich erst dann, wenn man weiß, was
man damit will – und daran die Bedingungen zu knüpfen, unter welchen Umständen
das Künstlerhaus für die Stadt Wien genutzt werden kann. Mir ist bekannt, dass
derzeit wieder Ausstellungen vorbereitet werden und die Stadt Wien das Haus für
Ausstellungszwecke nutzen wird.
Ein internes Problem des Magistrates ist die Führung
der Buchhaltung. Wenn man darum streitet und einerseits durch die MA 6,
die Buchhaltungsabteilung, und andererseits durch ein eigens für das Museum
angekauftes System von der Firma BMD für 2004 und 2005 sozusagen
Doppelbuchungen macht, ist das auch etliches an Kosten, wo man überhaupt nicht
diskutiert, dass diese Kosten für ein ganzes Jahr vermeidbar gewesen wären. Man
müsste natürlich da schon dem Museum etwas mehr Freiheit geben. Man kann nicht
auf der einen Seite sagen, die Buchhaltung muss bei der Stadt Wien bleiben,
wenn auf der anderen Seite das Museum als selbstständiges Unternehmen eben eine
eigene Buchhaltung wünscht.
Das PPP-Modell Figarohaus
wurde ebenfalls erwähnt. Der Herr Stadtrat hat es schon gestern erwähnt. Diese
Wiener Mozart-Wohnung, die sich im so genannten Figarohaus in der
Domgasse 5 befindet, wurde eben als einzige durch dieses
Finanzierungsmodell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das PPP-Modell, das
zu 75 Prozent von der Wien Holding GmbH und zu 25 Prozent von
Raiffeisen Holding Niederösterreich reg Gen mbH finanziert wird, die ihrerseits
die Gesellschaft Mozarthaus-Vienna Errichtungs- und Betriebs GmbH bilden, ist
für uns eine gelungene Form, wie Zusammenarbeit im Kulturbereich aussehen kann.
Die Eintrittspreise sind an die der Wiener Bundesmuseen angeglichen. Ich habe
es zuerst schon gesagt, das Leopold-Museum verlangt für Vollpreistickets
9 EUR. Die Eröffnung erfolgt, wie der Herr Stadtrat gestern bereits
bekannt gegeben hat, übermorgen, am Freitag, zu Mozarts 250. Geburtstag.
Nun zum Fall des Nachlasses von Anton Peschka junior.
Anton Peschka junior war der Neffe von Egon Schiele. Er hat vom 27.12.1914 bis
25.7.1997 gelebt. Er war mir persönlich bekannt. Er hat zuletzt in Hietzing
gewohnt und hat seinen gesamten Besitz, insbesondere seine Kunstsammlung, der
Stadt Wien vermacht.
Ich freue mich, dass es keinen finanziellen Nachteil
für das Museum der Stadt Wien geben wird. Derzeit sieht es so aus, dass das
Nachlassverfahren für die Stadt Wien gewonnen wird. Es sind noch einige Punkte
offen, die hoffentlich bald geklärt werden können. Auf jeden Fall wird diese
Entscheidung für die Wienerinnen und Wiener sehr erfreulich sein. Der Nachlass
beinhaltet Zeichnungen von Egon Schiele, Anton Peschka und eben von Anton
Peschka junior sowie weitere Vermögenswerte.
Bis jetzt ist noch nicht entschieden, wo der Nachlass
in der Zukunft präsentiert werden soll beziehungsweise wo er seine neue Heimat
finden wird. Die so genannte Klimt-Villa, ein Areal, auf dem sich Klimts
letztes Atelier befindet und das im Eigentum des Bundes steht, könnte neue
Heimstätte für den Nachlass werden. In unmittelbarer Nähe, Hietzinger
Hauptstraße 101, hatte Egon Schiele seine Wohnung und sein Atelier.
Die Freundschaft der Künstler Klimt und Schiele:
Klimt gilt als väterlicher Freund von Schiele. Sie hatten den ersten Kontakt
1907, und die beiden haben 1916 eine gemeinsame Ausstellung in Berlin gemacht.
Das ist sicherlich mit ein Grund für die Stadt Wien, die so genannte
Klimt-Villa in Betracht zu ziehen und sie zur neuen Heimat dieses Nachlasses
von Zeichnungen und Bildern von Egon Schiele, Anton Peschka und Anton Peschka
junior zu machen. Das würde für Wien ein neues Kulturangebot ermöglichen, weit
über den 13. Bezirk hinaus.
Ich bin überzeugt davon, dass die Klimt-Villa, die
heute im Eigentum des Bundes steht, der Stadt Wien sicherlich zu äußerst
günstigen Bedingungen überlassen wird. Bei Gesprächen mit dem Finanzministerium
wurde größte Bereitschaft signalisiert, der Stadt Wien diese Villa für einen
Ankauf zur Verfügung zu stellen. Auch der Nachlass wäre ein Anlass, Mittel für
diesen Ankauf vorzusehen. Hier bietet die Bundesregierung der Stadt Wien ein
Kulturjuwel an. Die Stadt Wien braucht nur zuzugreifen, es kostet die Stadt
nichts.
Herr Stadtrat! Sie machen ja immer den Bund für die
Unterlassungen verantwortlich. Es ist aber Ihre Politik und Sie bekommen
bekanntlich für die Stadt Wien im Zuge des Finanzausgleichs das Geld auch vom
Bund und nicht vom lieben Gott beziehungsweise nicht nur von jemand anderem.
In diesem Sinne darf ich auch an Ihre Verpflichtung
erinnern, die Sie gegenüber den Wienerinnen und Wienern haben, einerseits
sorgsam mit dem Kulturbudget umzugehen, auf der anderen Seite die Gelder für
die Wienerinnen und Wiener zu investieren.
Im Fall des Theaters in der Josefstadt scheint es
möglich zu sein, da der Bund signalisiert hat, dass er über
5 Millionen EUR investieren wird und will, da Sie
7 Millionen EUR von der Stadt Wien dazu aufbringen könnten und da die
Freunde des Theaters in der Josefstadt bereit sind, auch mehr als
6 Millionen EUR aufzubringen. Das wäre eine tolle Situation. Hier
könnten der Bund, die Stadt Wien und die Freunde der Josefstadt gemeinsam die
Investitionen für dieses Haus, das uns allen am Herzen liegt, bald durchführen.
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