Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 64
das
ist das "Neue Volksblatt". Sonst weiß ich nicht, welche Zeitung in
diesem Land der ÖVP nahe steht. Es gibt noch das Mitgliedermagazin
"Plus", das wir herausgeben, das wir aus anderen, sozusagen aus
Parteifinanzierungsmitteln bezahlen. Aber was ist die "der ÖVP nahe
stehende Zeitung" in Österreich? - Ich kenne sie nicht. Die Kollegen von den
anderen Parteien, von der SPÖ und der FPÖ, die hier ja auch angesprochen sind,
mögen das von sich aus hier feststellen.
Ich
glaube – um ebenfalls zum Schluss zu kommen -, dass es angezeigter gewesen
wäre, wenn sich auch die Wiener Stadtregierung an die Seherinnen und Seher mit
einer entsprechenden Information gewandt hätte, anstatt sich hier nur hinter
dem Informationsbrief der GIS zu verstecken. Das erscheint uns als zu wenig.
Der Bürger hat ein Recht darauf, vom Gesetzgeber selbst informiert zu werden.
Und dass wir rückwirkende Steuergesetzgebungen an sich für sehr problematisch
halten, möchte ich an dieser Stelle auch festhalten. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident
Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Abg Woller.
Abg
Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Der
Kern der Änderung des Gesetzes über den Kulturförderungsbeitrag ist auch hier
in dieser Debatte völlig unbestritten; der diesbezügliche Beschluss wurde im
Ausschuss auch einstimmig gefasst. Die Gesetzesänderung wurde notwendig, weil
durch die Änderung der Einhebung durch eine Tochter des ORF, nämlich die GIS,
das Weisungsrecht der Landesregierung nicht vorhanden war, und das Gesetz wird
jetzt eben so geändert, dass dieser Passus im § 8 Abs 1a eingefügt
wird, dass eben die Einhebung auch dem Weisungsrecht der Landesregierung
unterliegt.
Nun,
das Gesetz wurde im Sinne der Einnahmen aus dem Kulturförderungsbeitrag in
kürzester Zeit vom Wiener Landtag repariert. Der Kulturförderungsbeitrag ist in
zweifacher Hinsicht wichtig für diese Stadt, und das war er auch in der
Vergangenheit immer, insbesondere für die Altstadterhaltung. Über den
Altstadterhaltungsfonds wurden in den letzten 30 Jahren insgesamt
3 805 Objekte in dieser Stadt nach denkmalschützerischen Kriterien
saniert. Das hat in diesen 30 Jahren insgesamt eine Unterstützung von
187 Millionen EUR ausgemacht, und da kann mit Recht gesagt werden:
Wenn wir stolz sind auf das Stadtbild in Wien, wenn wir stolz sind darauf, dass
sich viele Objekte in Wien nicht nur in schön saniertem Zustand, sondern auch
in einem Zustand denkmalschutzgerechter Sanierung befinden, dann ist das unter
anderem auf diese Kulturförderungsbeiträge des Altstadterhaltungsfonds
zurückzuführen.
Die
Kulturförderung ist auch wichtig für den so genannten Kulturschilling, wofür
der restliche Teil des Kulturförderungsbeitrags von der Stadt Wien
beziehungsweise der MA 7 ausgegeben wird. "Kulturschilling"
klingt so allgemein, ich nenne daher ein paar konkrete Beispiele für
Förderungen: Gefördert werden aus diesem Topf unter anderem das Arnold
Schönberg Center, das Frühlingsfest im Musikverein beziehungsweise im
Konzerthaus, das Kindertheaterhaus, die Sommerkinos, die Bezirksfestwochen, die
Sezession, "Literatur im März", das Blasmusikfestival. Das sind alles
Projekte, die sehr wichtig für die kulturelle Vielfalt und Dichte dieser Stadt
sind, und daher war und ist der Kulturförderungsbeitrag auch im Sinne der
Kulturförderung für kulturelle Projekte und für die Stadt sehr wichtig.
Was nun die Kritik der ÖVP betrifft, ist es so:
Natürlich hätte man auch ein zweites Schreiben an die Hörerinnen und Hörer und
an die ORF-Seher richten können. Das Schreiben der GIS war aber mit der Stadt
Wien abgestimmt, und das ist auch im Schreiben der GIS ausdrücklich so vermerkt
gewesen. Es ist tatsächlich auch so, dass damit sichergestellt wird, dass es in
diesen zwei Monaten zu keinem Einnahmenverlust kommen kann. Und es hätte auch
organisatorisch große Schwierigkeiten und Einnahmenverluste mit sich gebracht,
wenn man das in dieser Zeit auf eine andere Art und Weise eingehoben hätte.
Nun zum Vorschlag der GRÜNEN: Es war immer bekannt,
dass dieser Kulturförderungsbeitrag für Kulturprojekte verwendet wurde. Das
heißt, diejenigen, die diese Beiträge über die Fernsehgebühren leisten, haben
immer gewusst, dass diese für Kultur, für Altstadterhaltung und für
Kulturförderung, gewidmet werden.
Ich möchte zum Vorschlag der GRÜNEN zwei Bemerkungen machen,
zunächst eine formale: Formal ist unsere Geschäftsgruppe Kultur und
Wissenschaft nicht für die Medienpolitik dieser Stadt verantwortlich. Das
heißt, das von Kollegin Ringler kritisierte System von Inseratenschaltungen ist
ausschließlich eine Angelegenheit des Presse- und Informationsdienstes der
Stadt Wien und obliegt nicht der Verantwortung des Kulturstadtrates. Es ist
auch aus der Sicht von Kulturpolitikern und Kulturpolitikerinnen sicher nicht
sinnvoll zu sagen, jetzt verwenden wir einen Teil davon für Medienförderung,
denn das würde ja heißen, dass wichtige Kulturförderungsmittel in eine andere
Geschäftsgruppe, nämlich in den Presse- und Informationsdienst, verschoben
werden, und da können wir nicht zustimmen.
Es gibt aber auch inhaltliche Argumente: Aus den
derzeitigen Kulturförderungsmitteln der Stadt Wien werden natürlich auch
Medienprojekte, Medienkulturprojekte, Netzkulturprojekte gefördert. Ich erwähne
beispielsweise nur, dass Public Netbase von der Kulturabteilung gefördert wird,
es werden aber auch andere, kleinere Initiativen der Medienkunst, der neuen
Medienkunst gefördert, die von der Referentin Sylvia Fassl-Vogler in der
MA 7 so hervorragend verwaltet wird, und es werden Ausstellungen wie
beispielsweise im Künstlerhaus "netznetz" und "Update"
gefördert.
Das heißt, es gibt sehr wohl Kulturprojekte aus
diesem Bereich, die gefördert werden. Wir sind aber nicht der Meinung, dass das
auf die Medienpolitik der Stadt ausgeweitet werden soll. Die
Netzkulturförderung wird in der Zukunft ein Schwerpunkt unseres Kulturstadtrats
Mailath-Pokorny sein, und das wird sich auch in den zu-künftigen Budgets sicher
widerspiegeln.
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