Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 64
Wien zu fordern?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Zunächst einmal herzlichen Dank für das Kompliment.
Ich verhehle nicht, dass ich es lieber von einer Dame bekommen hätte. (Allgemeine Heiterkeit und Zwischenrufe.) Aber
das kann man sich leider nicht immer aussuchen. Es sei dem, wie dem auch sei,
ich bin selbst-verständlich auch Ihnen dankbar. Wissen Sie, ich finde die Farbe
Orange ja an sich sehr hübsch, und für die kurze Zeit, wo es eine politische
Farbe ist, schmeiße ich jetzt meine orangenen Krawatten nicht weg. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Das wäre Verschwendung, das zahlt sich nicht aus. Also ich behalte auch
meine orangenen Krawatten.
Im Übrigen darf ich Ihren früheren Kollegen gerne die
Freude machen, dass meine Krawatten eigentlich hauptsächlich die Farbe Blau haben.
Daran können Sie auch erkennen, dass ich meine Krawatten im Gegensatz zu meinem
Freund Rudi Edlinger nicht nach der politischen Lage auswähle oder sie als
Message trage. Da müssten Sie mich heute fragen, wieso ich da einen Fußballer
vorne drauf habe. Es ist ja mein Verein nicht gerade en vogue zur Zeit, was ich
zutiefst bedauere, aber dieses Ergebnis habe ich sportlich zur Kenntnis nehmen.
Also lassen Sie sich nicht täuschen, dass ich da irgendwelche besonderen
politischen Sympathien plötzlich anders verteilen würde, als das sonst der Fall
ist.
Zu
Ihrer eigentlichen Frage, der Kommunalsteuer, meine ich durchaus ernsthaft:
Wenn man sich über diese Frage im Zusammenhang mit der Senkung von
Lohnnebenkosten – richtiger wäre zu sagen, Senkung der Besteuerung des Faktors
Arbeit – unterhalten will, gibt es aus meiner Sicht zweifelsohne mehrere
Ansätze, die ich grundsätzlich für vernünftig halte. Allerdings ist es nicht
nur eine Frage der Gegenfinanzierung, die, wie Ihr Herr Finanzminister – Ihr,
nehme ich an, Nochimmerfinanzminister – gemeint hat, notwendig ist, um
Budgetstabilitäten aufrechtzuerhalten, sondern gleichzeitig auch ein
ökonomischer Lenkungseffekt.
Also
ich kann mir durchaus vorstellen, dass man etwa verstärkt das besteuert, was
einmal als Maschinensteuer denunziert worden ist und Ähnliches, was dann als
Gemeindeabgabe zu substituieren wäre. Ich kann mir vorstellen, dass man sich
über diese Dinge unterhält, dass man sie nach entsprechender Prüfung auch
wieder verwerfen kann, aber dann wird wohl die Lohnsummensteuer, also die
Kommunalabgabe, auch bleiben müssen.
Denn
eines halte ich dabei schon auch fest: Wenn auf der Bundesebene alle viel gerühmten Steuerreformen – über die man sich
ja gesondert unterhalten müsste – immer mit Gegenfinanzierung gemacht werden,
halte ich es nicht für besonders redlich, wenn man von uns eine Steuerreform
oder gar einen Verzicht auf einzelne Steuern größeren Ausmaßes ohne
Gegenfinanzierung fordert. Das hält kein öffentlicher Haushalt aus, und wir
wären dann zweifelsohne nicht in der Lage – ähnlich wie in Niederösterreich –,
unseren Beitrag zum innerösterreichischen Stabilitätspakt zu leisten. Das
sollte man sich schon vergegenwärtigen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. – Wir kommen zur 4. Zusatzfrage: Herr Mag Neuhuber.
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien):
Also wir haben ja hier heute schon eine ganze Reihe
von Gemeinsamkeiten über die Parteigrenzen hinaus festgestellt: Von der Liebe
zu den Krawatten bis zum Gegenteil, also der weniger großen Freude am
Tanzsport, die wir übrigens teilen.
Aber abseits dessen, Herr Bürgermeister – ich
versuche es jetzt ganz präzise zu formulieren, sodass Sie auch kurz darauf
antworten können –: Werden Sie sich für die Reform beziehungsweise Abschaffung
von Bagatellesteuern, wie an einem Beispiel von mir eingangs genannt,
einsetzen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Was ich
Ihnen gerne zusagen kann, ist, dass wir uns dies von Fall zu Fall anschauen.
Das, was Sie als Beispiel hier erwähnt haben, halte ich in der Tat für einen
Unfug, der beseitigt gehört. Möglicherweise – ich bin nicht der Spezialist
dafür – gibt es noch weiteren derartigen Unfug, und da bin ich der Auffassung,
dass der dann auch abgeschafft gehört.
Was ich nicht verändern kann und will, das sind
tatsächlich wesentliche Einnahmen, die sich für die Stadt Wien ergeben,
insbesondere aus den beiden Grundpfeilern der Steuereinnahmen der Stadt, der
Kommunalsteuer und der Grundsteuer. Darüber könnte man mit mir nicht reden,
aber alle andere Dinge soll man sich anschauen. Wenn das Ganze im Grenzbereich
des Lächerlichen ist, dann bin ich dafür, dass das abgeschafft wird.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. – Damit ist die 1. Anfrage erledigt.
Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP - 02408-2005/0001 - KFP/LM).
Sie wurde von Herrn Abg Mag Kowarik gestellt und ist an die Frau
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet: Zu
welchen Modernisierungen und Leistungssteigerungen wird es in den Wiener
Spitälern durch den enorm hohen Spitalskostenbeitrag kommen?
Ich ersuche um Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Abgeordneter!
Sie fragen mich, zu welchen Modernisierungen und
Leistungserweiterungen es in den Wiener Spitälern kommen wird, und setzen das
in Zusammenhang mit dem zukünftigen Spitalskostenbeitrag. Sie stellen hier
einen Zusammenhang her, den ich in dieser Form so nicht sehen kann. Erlauben
Sie mir deswegen einen kurzen historischen Exkurs, wie es denn zu diesem
Spitalskostenbeitrag gekommen ist. Ihre Anfrage impliziert ja, dass Reformen
notwendig wären, und um diese Reformen zu machen, würde das Land Wien sagen:
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