Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 79
Manchmal wird Zuwanderung einfach als die Lösung angesehen. Wenn wir keine
eigenen Kinder zur Welt bringen, dann sollen das halt andere für uns tun, und
die sollen dann zuwandern. Abgesehen von der politischen Wertung funktioniert
das schlicht und einfach nicht, und das ist mittlerweile auch bekannt. Es löst
das Problem nicht. Es müsste erstens einmal eine ungeheuer hohe Zuwanderung
stattfinden, damit überhaupt die Bevölkerungszahlen eingehalten werden können,
wir haben aber bereits festgestellt, dass das Pro-Kopf-Einkommen der Zuwanderer
so bedeutend geringer ist, dass auch dadurch der soziale Standard nicht
aufrechterhalten werden kann, nicht einmal ansatzweise. Wir kennen die Probleme
der Integration mit ihren Kosten und mit ihren Spannungen, die natürlich bei
derart massiven Zuwanderungen, die auch in keiner Weise homogen wären, noch
zunehmen würden.
Die grundlegende Strukturveränderung der Gesellschaft
ist eine Sache, die wir zumindest politisch nicht gut finden, und es wäre letztlich
– das darf man nicht vergessen – auch die Ausnützung anderer Staaten und deren
Humanressourcen. Es wäre die Ausnützung dessen, dass in anderen Ländern, die
vielleicht derzeit geringere Einkommensstrukturen haben, die Menschen zu uns
abgezogen werden und dort massiv fehlen. Wir kennen das aus gewissen
Berufssparten – etwa in der Betreuung, in der Krankenpflege und so weiter –, wo
dieses Problem bereits auftritt. Wir freuen uns natürlich über jede
Krankenschwester, die hier unseren Bedarf abdeckt, müssen aber immer daran
denken, dass sie woanders abgeht. Das heißt, man muss die Probleme sehr wohl
selbst lösen, und das ist also auch ein Bereich, der zeigt, dass die
Zuwanderung nicht die Lösung ist.
Es ist weiters festzustellen, dass der Kinderwunsch
und der Wunsch nach einer Familie in Österreich nach wie vor ungebrochen ist
und bedeutend höher liegt als die Realität. Es klafft also hier weit
auseinander, und Aufgabe der Politik ist es ja unter anderem auch, der Bevölkerung
das zu geben, was sie will, und dort zu helfen, wo es Ansprüche gibt. Daher ist
es natürlich klar Aufgabe der Politik zu versuchen, Möglichkeiten zu schaffen,
damit die Frauen, aber natürlich nicht nur die Frauen, sondern die Bevölkerung
an sich, dem nachkommen kann und entsprechende Familien gründen kann,
entsprechende Kinderzahlen haben kann.
Was ist hier zu tun? Es gibt im Wesentlichen zwei
Ansätze. In erster Linie ist es natürlich ein Problem der Einstellung zur
Familie und zu Kindern. Hier kann man natürlich nicht von der Politik aus
unmittelbar einwirken, das ist keine Frage, da kann man nur indirekt einwirken.
Man kann alles, wozu eine Möglichkeit besteht, so wie man es bei anderen Dingen
auch tut, wo man Meinung macht, einsetzen, und man kann die Rahmenbedingungen
verbessern; finanziell natürlich durch Zuschüsse in jeder Art und Weise, durch
Vergünstigungen, durch verbesserte Entfaltungsmöglichkeiten. Wir haben darüber
gesprochen, was zum Beispiel Kinderbetreuung betrifft und so weiter.
Dazu kann man festhalten, dass die FPÖ sich hier sehr
hervorgetan hat und sich in der Regierung gerade in diesem Zusammenhang sehr
große Verdienste erworben hat. Es ist alles nur ein kleiner Ansatz, aber es ist
der Weg in die richtige Richtung gewesen. (Beifall bei der FPÖ.)
Es ist dabei auch festzuhalten, dass die Länder durch
das Kinderbetreuungsgeld Geld sparen – auch das ist bereits angedeutet worden
–, und das ist natürlich ein Punkt, bei dem klar zu sagen ist, dass diese
Gelder eindeutig zweckgewidmet für Familien wiederum einzusetzen wären. Ein
erster Schritt ist wie immer: Man muss einmal ein Thema ernst nehmen, man muss
es auch in den Mittelpunkt stellen, man muss es zum Thema machen. Klarerweise
geht es dann immer darum, welchen Stellenwert ich so einem Thema gebe.
Stellenwert gebe ich einem Thema unter anderem dadurch, dass ich es hervorhebe
und ein Gesetz darüber errichte, in dem ich alle Punkte zusammenfasse, dass ich
die Maßnahmen bündle und sie in ein Gesetz gieße.
Zumindest drei Bundesländer haben bereits ein
derartiges Familienförderungsgesetz, nämlich Vorarlberg, Burgenland und
Kärnten. Es ist ja auch interessant, dass es politisch sehr gestreut ist. Man
muss es nicht neu er-finden, man kann hier durchaus Anleihen nehmen. Wenn man
zum Beispiel das Vorarlberger Familienförderungsgesetz heranzieht, das meiner
Meinung nach vorbildlich ist, dann erkennt man, in welchem Bereich man hier
tätig werden könnte.
Es ist also hier einmal festzuhalten, dass man
Familienzuschüsse gewähren könnte, individuell auf Grund von Anträgen, oder
dass man einmal die Möglichkeit bietet, dass man eine Stelle schafft, wo ganz
gezielt ein Familienbeirat eingesetzt wird, wo Familien, die Bedürftigkeiten
haben, die nicht über den normalen Kamm geschoren werden können, unmittelbar
geholfen wird.
Es sollte eine familienbezogene Bildung geben,
verstärkte Familienberatung. Zum Teil gibt es diese Dinge natürlich in
einzelnen Bereichen, aber es gibt sie verstreut, und man sollte sie eben genau
bündeln und man sollte hier ganz gezielt einmal einen Schwerpunkt setzen, um
dieses Thema verstärkt hervorzukehren, um sich nicht vorwerfen zu müssen, dass
man nicht alles getan hat, um dieser dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken.
(Beifall bei der FPÖ.)
Es ist ein ganz wichtiges Thema, welche
Rahmenbedingungen ich dem Nachwuchs schaffe, und das ist un-zweifelhaft am
besten im Zusammenhang mit den Eltern im Rahmen der Familie möglich, wenn
Kinder so aufwachsen können. Sie sind dann natürlich auch wiederum besser
geeignet, in der Gesellschaft zu bestehen, sie können mehr Beitrag leisten für
die Gesellschaft, und daher ist es eine ganz sinnvolle Investition, die sich in
jedem Fall rechnet.
Wir bieten uns an, unsere Kompetenz in diesem Bereich
auch hier im Land Wien einzubringen, stehen gerne zur Verfügung, mit Ihnen
diese Dinge zu erarbeiten. Im Sinne der Verantwortung für die Stadt und für die
Zukunft fordern wir Sie daher auf, unserem Antrag zuzustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular