Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 79
den Sexkoffer. Ich denke, die Diskussion könnte wieder eine sehr aktuelle werden, denn da haben wir tatsächlich großen Nachholbedarf. Nicht nur, was die Mädchen betrifft, sondern auch, was die Buben betrifft.
Zur Familienförderung, Kollegin Feldmann, sage ich
jetzt nicht viel, weil ich glaube, da haben wir heute noch Gelegenheit dazu,
uns zu diesem Thema zu unterhalten. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass es im WAFF
bereits eine Stelle gibt, die natürlich allen schwangeren Frauen möglich ist,
sie zu kontaktieren, nämlich “NOVA“, eines jener Programme, auf die wir sehr
stolz sind. Das heißt, hier schauen Sie sich bitte auch einmal an, was es
bereits in dieser Stadt gibt, bevor Sie Forderungen auf den Tisch legen.
Und zum Kindergeld muss ich als Argument sagen,
Frauen müssen finanziell unabhängig sein, ansonsten stimme ich hier zu. Das
Kindergeld ist nur leider eine ganz große Falle, die Frauen leider in die
absolute Abhängigkeit führt, wie uns die neuesten Zahlen ja auch bestätigen.
Leider schnellen die Arbeitslosenzahlen in Österreich in die Höhe, außer in
Wien, wo wir tatsächlich durch aktive Arbeitsmarktpolitik im Rahmen vor allem
des WAFF hier mittlerweile eine gegenteilige Tendenz einleiten konnten.
Finanzielle Unabhängigkeit heißt aktive Arbeitsmarktpolitik, heißt offensive
Bildungspolitik und heißt dementsprechendes Kinderbetreuungsangebot. Da haben
wir uns gestern auch sehr unterschieden im Zugang.
So, damit möchte ich es aber auch
schon beenden. Insgesamt glaube ich, wir gehen heute in Wien wieder einen
Schritt in die richtige Richtung. Es ist aber nur, glaube ich, ein Anfang für
uns alle und gemeinsam sollten wir auch darum kämpfen, dass es bald
österreichweit eine einheitliche Regelung gibt, und ich danke nochmals für die
rasche Umsetzung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Tatsächlich sehe ich es ganz
anders als meine Vorrednerin. (Abg
Martina LUDWIG: Das sind wir ja gewohnt!) Ja, ja. Weil es Ihnen genau nicht
gelingt, die Frauen zu schützen, weil nämlich genau Ihre Unfähigkeit, ja weil
nämlich genau Ihre Unfähigkeit, diese Frauen zu schützen - und dass es dieses
Gesetz nicht tut, das wissen Sie selbst ganz gut – (Abg Godwin Schuster: Nicht einmal Ihr könnt das!), weil genau
nämlich Ihre Unfähigkeit dazu führt, dass wir es jetzt im
Landes-Sicherheitsgesetz drinnen stehen haben, einem Gesetz, das etwas ganz
anderes beabsichtigt. Bitte? (Abg Martina LUDWIG: Sie wollen immer die
ganzen Seiten haben!) Richtig. Ich werde begründen, warum die Grünen gegen das
Landes-Sicherheitsgesetz sind und werfe Ihnen vor, dass Sie für dieses
Landes-Sicherheitsgesetz sind. Aber bleiben wir vielleicht noch einen Moment
lang bei diesem Punkt, dass Sie nunmehr öffentlich behaupten, Sie würden die
Frauen schützen, indem Sie das ins Landes-Sicherheitsgesetz hineinschreiben,
und dass Sie aber im Grunde genommen etwas ganz anderes tun als das, was Sie
seit Jahren hätten tun sollen, nämlich die Frauen tatsächlich schützen und
dafür sorgen, dass man in den öffentlichen Spitälern abtreiben lassen kann, (Abg
Martina LUDWIG: Das kann man in Wien!) und das dort auf die beste Art und
Weise tun kann.
Es hat Ihnen Frau Abg Pilz vorhin ganz
genau auseinander gesetzt, warum es in öffentlichen Spitälern oft für viele
Frauen die zweite Wahl ist und auch bleiben wird, so es Ihnen nicht gelingt,
andere Zustände in den öffentlichen Spitälern herzustellen. Und für diese
Unfähigkeit sollen jetzt die Grünen dem
Landes-Sicherheitsgesetz zustimmen, das sie aus ganzem Herzen ablehnen, und wo
ich jetzt noch einmal begründen möchte, warum eine Zustimmung zu diesem
Landes-Sicherheitsgesetz mit Sicherheit nicht in Frage kommt.
Sie wissen es und ich weiß es, dass dieses
Landes-Sicherheitsgesetz im Grunde genommen nur dazu da ist und ausschließlich
dazu geschaffen wurde, Randgruppen wie Obdachlose, Junkies, Sandler, aus dem
öffentlichen Raum zu entfernen, sie möglichst unsichtbar zu machen, sie wegzuweisen,
damit man sie nicht sieht und damit niemand mit der Armut konfrontiert wird. (Abg Godwin Schuster: Genau, das ist gerade
die Trennlinie!) Das ist der alte Vorwurf, den wir Ihnen machen. Dazu wurde
dieses Gesetz geschaffen, (Abg Godwin
Schuster: Überhaupt nicht!) und was Sie damit gleichzeitig auch tun und wo
wir auch sagen: Stopp, das geht nicht; das ist Grundrechte Aushebeln,
demokratische Grundrechte aushebeln, einschränken. Und zwar keineswegs in dem
Sinn, wie der Herr Bürgermeister heute schon einmal gemeint hat, wo er nämlich
gesagt hat: „Na ja, das Verwaltungsrecht schränkt ein und setzt Grenzen der
persönlichen Freiheit". Ja, aber das muss man immer in einer
Verhältnismäßigkeit machen erstens, und außerdem müsste es dann für alle
gelten. Das ist aber nicht der Fall. Es geht hier ausschließlich um das
Zurechtweisen, Zurückweisen, Wegweisen, Repression Ausüben über eine ganz
bestimmte Gruppe von Menschen, nennen wir sie jetzt insgesamt einmal
Randgruppe. Und das, meine Damen und Herren von der SPÖ, machen Sie gründlich.
Das machen Sie gründlich, mit einem Landes-Sicherheitsgesetz, mit
Schutzzonenregelung, mit einem, natürlich auch von der SPÖ im Parlament
mitgestimmten § 78 der StVO, und neuerdings vom Herrn Bürgermeister heute
noch einmal genau begründet, mit Videoüberwachungen. Es handelt sich insgesamt,
wenn man es sich Punkt für Punkt anschaut, jedes Mal um das Aushebeln von
Grundrechten in einer Art und Weise und in einem Umfang, wie ich es Ihnen tatsächlich
nicht zugetraut hätte, und wo ich mich sehr wundere, dass Sie das tun. (Abg Godwin Schuster: Sie sollten das
wirklich einmal genauer lesen!) Ich bin im genauen Lesen von diesen
Schutzzonen-Landes-Sicherheitsgesetzen Weltmeisterin, glauben Sie es mir. Ich
kann es schon beinahe auswendig hersagen. Und zwar einfach deswegen, weil ich
glaube, dass diese Sache politisch brisant ist und in den nächsten Jahren an
Brisanz noch gewinnen wird.
Denn, was europaweit und natürlich
über Europa hinausgehend zu sehen ist, das ist, dass Sicherheit und
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