Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 65
der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und die Spezialdebatte
zusammenzulegen.
Wird gegen die Zusammenlegung eine Einwendung
erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen.
Die Debatte ist eröffnet.
Zum Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Maresch. Ich
erteile es ihm.
Abg Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und
Herren!
Wir werden dem Akt natürlich zustimmen; das ist die
eine Seite. Die andere Seite ist, wir werden es natürlich auch benutzen, um
sozusagen im Umfeld um dieses Parkometergesetz auch einiges zu diskutieren.
Zunächst einmal zu einem Antrag betreffend Winterreifenpflicht
in Wien, um den es uns geht: Wir haben gestern sehr lange über Tempo 50
diskutiert, und auch darüber, welche Auswirkungen das auf die
Feinstaubsituation in Wien haben kann. Es war dies eine sehr kontroversielle
Debatte. Insgesamt haben wir uns eigentlich gedacht, es gibt auch andere
Lösungen. Das habe ich Ihnen auch gestern hier in der Debatte mitgeteilt, es
gibt durchaus noch andere Möglichkeiten, wie man dem Feinstaub in Wien
beikommen kann.
Da gibt es unter anderem interessanterweise Folgendes.
Hier möchte ich, bevor ich den Antrag dazu einbringe, Frau StRin Sima zitieren,
und zwar aus einer Aussendung der Rathauskorrespondenz: "Sima vor
Feinstaub-Sonderkonferenz". Da gibt es eine Menge von Punkten, unter
anderem auch den Punkt "Optimierung des Winterdienstes". Das ist ein
interessanter Vorschlag: Eine mögliche Null-Streuung in Tempo 30-Zonen -
ich bin sehr dafür - und die Einführung einer Winterreifenpflicht würden dazu
führen, dass im Winter weniger Splitt gestreut werden könnte, was wiederum eine
geringere Feinstaubbelastung zur Folge hätte. Dazu ist eine Änderung der
Haftungsregelungen eine wesentliche Voraussetzung, da derzeit der
Straßenerhalter und im Besonderen der Winterdienst weiter zur Verantwortung
gezogen werden können.
Völlig richtig argumentiert von der Frau Stadträtin!
Richtig: Haben wir eine Winterreifenpflicht in Wien, dann brauchen wir weniger
zu streuen, dann gibt es weitaus weniger Feinstaub. Die Stadt Wien ist ja ganz
stolz darauf, dass im Winter 2004/2005 insgesamt 17 515 t Streusplitt
und immerhin 12 106 t Salz auf den Straßen aufgebracht wurden.
Dazu kommt allerdings noch eine Kleinigkeit. Das Amt
der Wiener Landesregierung hat Stellung genommen zum Entwurf eines
Bundesgesetzes, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 und die 3. und die
4. Kraftfahrgesetz-Novelle geändert werden. Da gibt es eine Begutachtung
und eben eine Stellungnahme. Noch einmal: Es geht ums Fahren mit Licht, da ist
eine interessante Geschichte drinnen, die man sich auch merken sollte. Das
Kuratorium für Verkehrssicherheit sagt, der Bremsweg von Sommerreifen auf
Schnee wäre bei 80 Stundenkilometern - und wir waren ja nicht weit weg
davon mit den 70, 60 oder auch 50 - um 42 m länger als mit Winterreifen.
Dann geht es weiter in der Stellungnahme der Stadt Wien, da geht es um die
Gummimischung bei Winterreifen und dergleichen.
Dann werden Beispiele genannt: In Slowenien müssen in
der Zeit von 15. November bis 15. März Winterreifen montiert sein. In
Finnland besteht von 1. Dezember bis Ende Februar Winterreifenpflicht. In
Estland und Lettland herrscht von 1. Dezember bis Ende Februar
Winterreifenpflicht. In anderen Ländern also Best Practice... (Abg Christian Oxonitsch: Aber auch nicht
nur in Tallinn!) Ja, nicht nur in Tallinn, aber, Christian Oxonitsch, es geht
ja nicht um Tallinn, sondern es geht darum, dass ihr etwas prüfen sollt. Auf
der einen Seite stellt ihr euch her und sagt: 50 Stundenkilometer, und es
wird durchgekämpft; aber über die einzig wirkungsvolle Maßnahme, die
Winterreifenpflicht, sagt ihr: Nein, da prüfen wir nicht, weil das sinnlos ist,
das soll der Bund machen.
Unser Antrag lautet, und zum Verständnis lese ich ihn
einmal vor. „Der Landtag wolle beschließen: Der Landeshauptmann wird
aufgefordert, von den zuständigen Dienststellen ein Gutachten ausarbeiten zu
lassen."
Wir sagen nicht gleich: „Gemma, gemma, Herr
Landeshauptmann!", sondern wir fordern ein Gutachten, weil ja auch in
anderen Bundesländern Kettenpflicht besteht, und das macht auch nicht der
Bundespräsident oder der Bundeskanzler, sondern der Landeshauptmann. Noch
einmal... (Abg Christian Oxonitsch: …ist
eine Kettenpflicht, aber nicht flächendeckend!) Moment, ich bin noch nicht
fertig. (Abg Christian Oxonitsch: Wo gibt
es in der Steiermark Kettenpflicht?) Ja, ja - das Problem ist das: Auf der
einen Seite ganz groß reden, und dort, wo man wirklich etwas machen kann, klein
beigeben, das ist sozialdemokratische Ökopolitik! Danke schön, die brauchen wir
nicht wirklich. (Beifall bei den GRÜNEN.
- Abg Christian Oxonitsch: In der Steiermark gibt es Kettenpflicht?)
Noch einmal: Groß reden, und da klein beigeben! Ihr
seid also nicht einmal willens, ein Gutachten ausarbeiten zu lassen. (Abg Christian Oxonitsch: Gibt es in der
Steiermark eine Kettenpflicht?) Da kannst du mir jetzt noch dreimal
dreinreden. - Das ist Feigheit vor der Geschichte!
Ich bin aber noch nicht fertig. Es geht darum, dass
die kompetenzrechtlichen Möglichkeiten der Landesregierung zur Erlassung einer
Winterreifenpflicht in ganz Wien von Mitte November bis Ende März auf Basis der
Straßenverkehrsordnung untersucht werden sollen. Das werdet ihr doch wohl
herbringen, oder? Also noch einmal: Es geht nur darum, ein Gutachten
ausarbeiten zu lassen, und sonst nichts.
In formaler Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung des Antrags.
Nebenbei: Ihr stimmt ohnehin dagegen, weil es euch
nicht ins Konzept passt.
Zweiter Punkt, und da komme ich
schon weitaus näher an das Parkometergesetz heran: Gestern haben wir einen
denkwürdigen Tag erlebt. Gestern hat sich Herr Bezirksvorsteher Wimmer hier
aufgehalten, und gleichzeitig sind im 5. Bezirk die ersten Bäume für die
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