Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 65
Präsidentin schon so verstanden, dass die Lehrer
verpflichtet oder gedrängt werden sollen, die Muttersprachen der Zuwanderer zu
lernen, weil man offenkundig vor der Situation gestanden ist, dass es
vielleicht leichter ist, wenn unsere Lehrer die Zuwanderersprachen lernen, als
den Zuwanderern Deutsch beizubringen.
Herr Landeshauptmann, in diesem Zusammenhang auch
meine Zusatzfrage: Werden Sie sich dafür einsetzen, auf allen Ebenen, für die
die Stadt Wien und das Land Wien zuständig ist, vom Kindergarten über den
Pflichtschulbereich – denn genau dort soll ja unsere Muttersprache gelehrt
werden –, die Rahmenbedingungen so zu optimieren, dass der Erwerb von Deutsch
entsprechend rasch und auch im Interesse der Zuwanderer erfolgen kann?
Das beginnt beim Kindergarten – verpflichtendes
letztes Kindergartenjahr gratis – und geht über die Senkung der
Klassenschülerhöchstzahlen im Bereich der Pflichtschulen, denn je größer die
Klasse, je mehr Muttersprachen dort gesprochen werden, desto schwieriger ist
der Erwerb der deutschen Sprache.
Was haben Sie konkret vor, um eben hier die
Rahmenbedingungen seitens des Landes Wien zu optimieren?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Sie sprechen ja das Problem direkt an. Denn wenn ich
Kinder aus, sagen wir einmal, sieben oder acht verschiedenen Nationalitäten in
einer Klasse habe, würde sich das Problem zweifelsohne mit dem Spracherwerb der
verschiedenen Sprachen seitens des Lehrers ja gar nicht lösen lassen. Denn ich
schaue mir an, wie der vor Erreichung seines Pensionsalters dann sieben, acht
oder zwölf Sprachen entsprechend erlernt. So gesehen scheint mir das schon eine
innere Logik zu sein, und ich freue mich ja über die fast schon ausstrahlende
Harmonie, die es in dieser Frage gibt, dass es wohl vernünftiger ist, alle
lernen Deutsch und unterhalten sich dann auch in dieser Sprache, was nicht
zuletzt auch für spätere berufliche Möglichkeiten, seien es
Ausbildungsmöglichkeiten, sei es natürlich dann auch das berufliche Fortkommen,
wichtig ist. Also das soll ja sowieso außer jedem Zweifel stehen.
Ja, selbstverständlich – damit kann ich Ihre
eigentliche Frage positiv beantworten – bemühen wir uns, das Angebot so zu
erstellen, und das machen wir ja nicht unerfolgreich, wenn ich mir anschaue,
wie diese Kurse, die von der Stadt Wien angeboten werden, entsprechend genutzt
werden – ich gebe zu, ein bisschen im Gegensatz zu den Kursen des Bundes –,
damit man möglichst rasch, möglichst schnell die deutsche Sprache, die
deutschen Sprachkenntnisse erwirbt, um sowohl seine Ausbildungskarriere als
auch seine folgende Berufskarriere tatsächlich nicht zu schmälern. Das ist der
wichtige Punkt dabei.
Ich lege höchsten Wert darauf, dass über die Arbeit
dann auch die Integration vollständig erfolgt, so wie es in der Geschichte
dieser Stadt immer passiert ist.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg
Stefan.
Abg Mag Harald STEFAN (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Es hat mich auch sehr gefreut, jetzt so eine klare
Wortmeldung zu hören. Das hat dem widersprochen, was ich in den Medien gelesen
habe, aber Sie haben Recht, man muss sich das direkt anhören. (Heiterkeit bei Lhptm Dr Michael Häupl.)
Das ist doch erfreulich und deswegen fragen wir Sie auch, damit wir diskutieren
können.
Jetzt meine letzte Frage: Werden Sie Ihren Einfluss,
auch wenn er nicht formell besteht, geltend machen, dass Lehrer, die die Sprache
der Zuwandererkinder beherrschen, bevorzugt in den Wiener Schulen angestellt
werden?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Zunächst
noch eine Bemerkung. Ich meine, wir haben ja im Laufe unserer politischen
Arbeit immer wieder Erfahrungen auch mit dem einen oder anderen Beitrag, den es
in Medien gibt, gemacht. Insbesondere in Wochenmagazinen gibt es ja immer
wieder Artikel, wo man sich entweder wundert, über die man nicht erfreut ist
oder die eben auch ganz falsch sind. Solche Sachen passieren, und deswegen ist
die direkte Kommunikation schon von sehr wesentlicher Bedeutung, und ich freue
mich über jede Frage, die Sie in der Fragestunde an mich richten, weil das dann
letztendlich zu einer bedeutenden Aufklärung von allfällig verursachten
Missverständnissen führt, und das ist gut so.
Ich habe das deswegen auch in der Klarheit betont,
weil ich Ihnen die Kosten für Plakate ersparen will, wo dann draufsteht:
Deutsch – zweite Fremdsprache in Wien. Also das wäre eine unvernünftige
Geldausgabe. Diese Plakate können Sie sich schon ersparen. Schmeißen Sie die
Sujets jetzt schon weg. Das bringt es nicht wirklich.
Ich habe nicht nur Ihre Phantasie in Erinnerung,
sondern ich habe natürlich auch schon erste Wortmeldungen diesbezüglich in
Erinnerung. Nachdem ich mit größerer Aufmerksamkeit, als Sie wahrscheinlich
glauben, Ihre Aussendungen auch lese, habe ich das auch in der notwendigen
Klarheit gesagt, damit später keine Beschwerde von Ihrer Seite kommen muss,
wenn es wieder heftige Auseinandersetzungen gibt. Da geht es doch nicht um
Missverständnisse, sondern dann müsste ich tatsächlich bösen politischen Willen
annehmen, den ich mir heute beim besten Willen nicht vorstellen kann. (Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.)
Was Ihre eigentliche Frage betrifft, nämlich die
Frage einer bevorzugten Anstellung durch das Kriterium der Sprache, so darf ich
Sie auf die entsprechenden rechtlichen Bestimmungen hinweisen, die es im
Hinblick auf Anstellungen gibt. Ich habe kein Kriterium in Erinnerung – aber
vielleicht irre ich mich –, dass hier, außer bei Fremdsprachenlehrern,
besondere Sprachkompetenz vorsehen würde. Daher würde ich mir bezüglich so
eines Kriteriums sehr schwer tun, darauf Einfluss zu nehmen, wo ich Einfluss
hätte, nämlich bei den Pflichtschullehrern.
Aber ich kann hier noch einmal sagen: Basierend auf
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