Landtag,
24. Sitzung vom 10.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 33
vorsieht. Heute steht dieses Budget auch im Parlament
zur Verhandlung an. Außerdem haben wir heuer mit 57,6 Milliarden EUR
die höchsten Steuerbelastungen. Die hochgelobte Steuerreform beschert der
Bevölkerung nicht anderes als die zweithöchsten Steuerbelastungen in der
Geschichte, und es bleibt für die Menschen wieder nichts davon übrig. Die
Steuern werden im kommenden Jahr in Österreich um 7,6 Milliarden Eur höher sein als 1999 unter dem
letzten SPÖ Finanzminister. Wer in Österreich Steuern und Belastungen erhöht,
ist damit erwiesen. Das sind nicht die Sozialdemokraten, sondern die beiden
Regierungsparteien.
Auch für die Finanzierungsprobleme im Gesundheitswesen
ist nicht die SPÖ verantwortlich. Sie wissen alle, dass 1998 die Krankenkassen
in Österreich einen Gebarungsüberschuss hatten, der sich mittlerweile auf Grund
der Maßnahmen in der Bundesregierung zu einem Defizit herunterentwickelt hat.
Dieses Kassendefizit erreichte im Vorjahr fast 400 Millionen EUR. Das
ist ein Rekordwert, der sich im Jahre 2006 wahrscheinlich auf 700 Millionen EUR
erhöhen wird. Und das, obwohl die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung seit dem Jahr 2000
die Rezeptgebühr mittlerweile schon um 36 Prozent erhöht hat, obwohl die
ÖVP-FPÖ-Bundesregierung den Spitalskostenbeitrag bereits um mehr als
50 Prozent erhöht hat und obwohl die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung auch den
Krankenversicherungsbeitrag der Pensionisten gleich um ein ganzes Prozent in
den letzten Jahre angehoben hat, ebenso wie die Höchstbeitragsgrundlage bislang
um 310 Eur monatlich erhöht
wurde.
Die ÖsterreicherInnen werden seit Antritt der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung
im Gesundheitsbereich mit rund 1,5 Milliarden EUR zusätzlich
belastet. Gleichzeit hat die Bundesregierung den Kassen eine Mehrbelastung und
Aufgaben von 1,8 Milliarden EUR aufgebürdet. Geschont werden auf der
anderen Seite nur die säumigen Unternehmen, die den Sozialversicherungen
mittlerweile fast 900 Millionen Eur
an Dienstgeberbeiträgen schulden.
Wir werden nicht zustimmen, wenn weiterhin einseitig
nur Kranke, Arbeitnehmer und Pensionisten den Preis für das Versagen der
ÖVP-FPÖ-Bundesregierung in der Gesundheitspolitik zahlen sollen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie brauchen sich auch
um die SPÖ keine Sorgen zu machen. Die Wählerinnen und Wähler haben
mittlerweile die Konzeptlosigkeit der anderen Parteien erkannt. Das sieht man
allein schon daran, wie lange es gedauert hat, nämlich mehrere Jahre, dass die
Gesundheitsministerin ein brauchbares Paket für die Gesundheitsreform schnüren
konnte. Sie reden eine Krise in der SPÖ herbei, die es nicht gibt, und wollen
damit nur von Ihren eigenen Problemen, die Sie innerparteilich und mit Ihrem
Regierungspartner haben, ablenken.
Wir aber arbeiten für die Menschen, für eine sozial
verträgliche und gerechte Gesundheitsreform und ein Gesundheitswesen mit hoher
Qualität für alle. Das ist das Wichtigste. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg Mag
Schmalenberg. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich muss sagen, ich finde es wirklich empörend, dass
wir zu diesem Thema heute hier eine Sondersitzung abhalten müssen (Ironische Heiterkeit und Zustimmung bei der
SPÖ.), und noch empörender finde ich die Redebeiträge, die Sie hier
abliefern. (Beifall bei der FPÖ.) Kollege
Kopietz stellt sich hier heraus und liest das Telefonbuch vor, und die Frau
Kollegin Klier (Abg Christian Oxonitsch:
Klicka!) kommt heraus und liest ein Märchenbuch vor. Ich muss Ihnen sagen,
es ist eine Frechheit, dass wir uns das hier anhören müssen. (Beifall bei
der FPÖ. – Abg Harry Kopietz: Sie haben die Sitzung verlangt!)
Ich will Ihnen auch sagen, warum die Sondersitzung heute
hier notwendig ist: Weil Sie durch die Hintertür schon wieder neue Belastungen
für die Wienerinnen und Wiener herbeiführen wollen (Abg Harry Kopietz: Märchenstunde!), weil Sie mit einer
Unterschrift unter dieses Papier die Rezeptgebührerhöhung und die Erhöhung des
Spitalskostenbeitrags für die Wienerinnen und Wiener vorsehen. (Abg Harry Kopietz: Märchenstunde!) Das
ist einfach nicht möglich und nicht notwendig, und es ist eigentlich ein Witz,
dass Sie sich dann auch noch hier herstellen und sagen, die Bundesregierung
belastet die Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der FPÖ. – Abg Harry Kopietz: Märchenstunde!)
Es geht bei dieser Diskussion eigentlich um die
Frage: Warum braucht das Gesundheitswesen mehr Geld? (Abg Harry Kopietz: Haben Sie nicht zugehört?) Herr Abg Kopietz,
hören Sie mir bitte einmal zu und dann beantworten Sie mir die Frage: Warum
braucht das Wiener Gesundheitswesen mehr Geld? (Abg Harry Kopietz: Sie haben nicht zugehört, meine ich! Im Parlament
beschließen Sie das schon!) Es geht um die Finanzierung des Wiener
Gesundheitswesens, Herr Abgeordneter (Abg
Harry Kopietz: Nein, darum geht es nicht!), und es geht darum, dass Sie
seit Jahrzehnten keine Reformen in dieser Stadt durchgeführt haben. (Abg Harry Kopietz: Wo wird das beschlossen?
Hier oder im Parlament? Wo wird das beschlossen? – Abg Kurt Wagner: Das glaubt
Ihnen nicht einmal die OECD!)
Wir Freiheitlichen haben etwa die Vereinheitlichung
der Finanzströme eingefordert. Aber nicht nur wir haben diesen Vorschlag
gemacht, sondern auch der Herr StR Mayr, auch die Frau StRin Ederer, auch der
Herr StR Rieder. Aber seit vielen Jahren haben Sie nichts gemacht. Wien hätte
ein Vorreiter sein können bei der Vereinheitlichung des Finanzierungssystems. (Abg Harry Kopietz: Ist es ja!) Wir
hätten uns Millionen und Abermillionen ersparen können, wenn Sie rechtzeitig
die notwendigen Reformen eingeleitet hätten. (Beifall bei der FPÖ. – Abg
Godwin Schuster: Nur, weil man etwas auswendig lernt, muss es nicht richtig
sein!)
Es geht auch um die Schnittstellenproblematik.
Es gibt in Wien eigentlich keine Schnittstellen zwischen dem niedergelassenen
Arzt und dem Spital. Es werden
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