Landtag,
24. Sitzung vom 10.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 33
(Beginn um 11.01 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Die 24. Sitzung
des Wiener Landtages ist eröffnet.
Entschuldigt sind die Abgen Ebinger, Gerstl,
Madejski, Reindl und RUDOLPH. Frau Abg Pilz kommt etwas später und ist für den
Beginn als entschuldigt gemeldet.
Gemäß § 120 Abs 4 der Wiener
Stadtverfassung wurde ein Verlangen des Klubs der Wiener Freiheitlichen auf
Einberufung einer Sitzung des Landtages zum Thema "Die Niederlage der
Wiener SPÖ gegenüber der Bundes-SPÖ beim Finanzausgleich gefährdet Wiener
Interessen!" eingebracht.
Ich habe in Entsprechung des § 120 Abs 4
der Wiener Stadtverfassung in Zusammenhalt mit § 8 der Geschäftsordnung
des Landtages für Wien daher zu dieser Sitzung eingeladen.
In der Präsidialkonferenz wurde vereinbart, dass bei
der nun folgenden Debatte über das Verlangen der Erstredner jeder Fraktion eine
Gesamtredezeit von 30 Minuten zur Verfügung hat. Allen nachfolgenden
Rednern steht eine Gesamtredezeit von je 20 Minuten zu.
Ich eröffne nunmehr die Debatte. Zum Wort gemeldet
ist als Erster Herr Abg Strache. Ich erteile es ihm.
Abg Heinz-Christian Strache (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Landtagspräsident! Meine sehr
geehrten Abgeordneten!
Vielleicht mag der Titel bei manchen einige Fragen
auslösen. Ich versuche zunächst einmal, den Titel der heutigen dringlichen
Landtagssitzung kurz darzulegen und zu erklären.
Natürlich war es so, dass die SPÖ-Stadtregierung und
der Finanzstadtrat im Auftrag des Bürgermeisters die Verhandlungen geführt
haben. Diese Verhandlungen des Herrn Finanzstadtrats im Auftrag des Herrn
Landeshauptmanns und Bürgermeisters von Wien sind in eine gewisse Richtung
geführt worden, nämlich auch in eine Richtung, dass Belastungen erwünscht
gewesen sind. Wir haben das auch am Montag eingehend behandelt, dass
Belastungen gewünscht worden sind, von der Wiener Stadtregierung, von der
Landesregierung, von Herrn Finanzstadtrat Rieder, nämlich bei der Rezeptgebühr
und bei den Spitalskostenbeiträgen. Natürlich ist es so, dass das, was
ausverhandelt worden ist, Ihr Wunsch war! Bitte tun wir jetzt nicht so, als wäre
das vom Himmel gefallen. Es war ja der Wunsch der Wiener Stadtregierung, dass
dieses Verhandlungsergebnis so ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist, nämlich
mit Belastungen für die Wienerinnen und Wiener.
Dann ist die eigene Partei, nämlich die Bundespartei
unter Gusenbauer, hergegangen, und in Wirklichkeit ist durch den parteiinternen
Pallawatsch das Ganze zu Fall gekommen, was Sie selbst von Wiener Seite
ausverhandelt und eingefordert haben. Deshalb sind wir jetzt in einer
Situation, in der wir schauen müssen, wie wir den Pallawatsch, den Sie
zusammengedreht haben, reparieren können. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Der
Pallawatsch ist auf der Bundesebene!) Das ist Ihr Pallawatsch, der hat ja
einen Namen: Der Bundes-Pallawatsch der SPÖ und der Pallawatsch der Wiener SPÖ
und der Stadtregierung, die das ausverhandelt hat, wobei die Bundes-SPÖ Sie
etwas später overruled hat (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Der
Bundes-Pallawatsch ...!) und durch das Overrulen im Bundesvorstand Ihre
Wünsche der Belastungspolitik nicht zur Durchsetzung gekommen sind. (Abg
Kurt Wagner: "Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!")
Aber wer bleibt wieder, so oder so, auf der Strecke
bei dem Pallawatsch, den Sie zusammengedreht haben? (Abg Rudolf Hundstorfer:
Der Herr Gorbach!) Auf der Strecke bleiben die Wienerinnen und Wiener! Das
ist genau die Situation: Übrig bleibt eine Situation, in der wir jetzt
versuchen müssen, auf Bundesebene wieder zu reparieren. Wir müssen jetzt
versuchen zu reparieren, und müssen versuchen, die Belastungen, die Sie da
hineinverhandelt haben, so gut wie möglich zu entkräften, zum Beispiel dadurch,
dass wir die Rezeptgebühr zu Fall bringen, die sich Herr StR Rieder gewünscht
hat. (Zwischenruf des Abg Johann Driemer.) Oder wir müssen zum Beispiel
versuchen, die Spitalskostenbeiträge aus diesem Finanzausgleichspaket zu Fall
zu bringen. (Zwischenruf des Abg Kurt Wagner.) Das ist jetzt unsere
Aufgabe: Wir müssen versuchen, die Wienerinnen und Wiener vor Ihrem
Belastungspaket zu schützen! (Beifall bei der FPÖ.)
Gelingt das nicht, sind letztlich auch die Interessen
die Wienerinnen und Wiener gefährdet. Denn wir brauchen ja ein gutes Ergebnis
beim Finanzausgleich, damit wir etwas davon haben, und so haben wir dazu
beigetragen, dass es im Zuge des Finanzausgleichs auch ein Mehrgeld gibt.
Aber ich möchte das trotzdem auch an ein paar
Beispielen festmachen und komme wieder darauf zurück: Immer nur Belastungen
herzunehmen und immer nur Steuern zu erhöhen, ist zu wenig. Gerade das
Gesundheitswesen ist ein Bereich, der das aufzeigt. Da gibt es
Landeskompetenzen, da gibt es vielschichtige Verantwortung bei der Wiener
Landesregierung, und es ist eben nicht möglich, immer nur mit Erhöhungen zu
arbeiten, um letztlich etwas Positives in dem Bereich bewerkstelligen zu
können. Da braucht es nachhaltige Strukturreformen, und wir haben das in diesem
Haus seit Jahren immer wieder eingefordert, schon unter Dipl Ing Dr Rainer
Pawkowicz. Immer wieder wurde das in diesem Haus eingemahnt, und Sie haben
immer wieder darauf verwiesen: Das ist alles nur Panikmache, und das stimmt
alles nicht.
Die SPÖ verwaltet diese Stadt in
vielen Bereichen leider Gottes sehr, sehr schlecht! Es fehlt Ihnen in vielen
Bereichen die Vision, Sie haben keine Vision, und wenn man dann von unserer
Seite einmal eine Vision einbringt - so wie vorhin in den Zwischenrufen
bemerkbar -, dann ist das schon gefährlich. Denn es hat vor langer Zeit einmal
ein Genosse gesagt: „Wenn einer Visionen hat, dann braucht er einen Arzt.“ (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Aber das ist ja genau der Unterschied zwischen Ihnen und uns.
(Abg Christian Oxonitsch: Es gibt einen
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