Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 104
schon! Wünschen Sie es sich!) -, kommen
Sie mit Menschenhatz in die Öffentlichkeit. Das ist es, was wirklich das Miese
an Ihrer Politik ist! (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN. - Abg Heinz-Christian
Strache: Das ist genau der Reflex!)
Daher sage ich Ihnen, wir hatten, glaube ich, vor
mehr als sieben Jahren - ich kann mich noch erinnern, weil StR Hatzl damals im
Bereich seines Ressorts für diese Thematik zuständig war - einen Arbeitskreis
gehabt, und wir hatten damals Konsens erzielt. Konsens wurde auch mit den
Vertretern der FPÖ erzielt; ich kann mich an zwei namentlich erinnern und
möchte sie auch hier nennen, weil es nichts Schlechtes ist. Nämlich der Kollege
Herzog und der Kollege GÜNTHER waren in diesem Arbeitskreis, in dem wir alle
gesagt haben: Die Volksgesundheit ist uns so wichtig, dass sie über allem
steht, und daher ersuchen wir, die MA 15, jede Person, die, egal ob legal
oder illegal, der Prostitution nachgeht, sich auch der Einrichtung zu bedienen,
nämlich der MA 15 (Abg Dr Helmut GÜNTHER: Damals war auch die
Diskussion, das weiterzuleiten an die Fremdenpolizei! Das hat es nicht mehr
gegeben!) - nein, nein -, sich auch der MA 15 zu bedienen, damit hier
optimale Gesundheitsvorsorge getroffen wird.
Lieber Kollege GÜNTHER, wenn eine Illegale ersucht
wird, auch im Interesse der Volksgesundheit die MA 15 zu kontaktieren (Abg
Mag Heidemarie Unterreiner: Das ist nichts Schlechtes!), regelmäßig zur
Untersuchung zu gehen: Was glaubst du, wie lange die, wenn man es sofort der
Polizei meldet, dann noch hingeht? Wer, glaubt ihr, würde dann dort hingehen? (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Ich sage hier, weil ich mir diese Zahlen geholt habe,
es ist wichtig gewesen, dass wir es damals so gemacht haben. (StRin Karin
Landauer: ... keine Sexarbeiterinnen!) Da sieht man auch diesen Anstieg.
Ich bringe jetzt einige Zahlen, damit dieses Zahlengerüst, das in dem Antrag in
der Begründung steht, etwas relativiert wird.
Bei der MA 15 waren im Jahr°2000 1 581 Personen,
die sich untersuchen ließen, in einer Regelmäßigkeit untersuchen ließen. Jetzt
mache ich ein wenig einen Zwischenstopp, weil das heurige Jahr noch nicht so
weit fortgeschritten ist. Im Jahr 2003 waren es 2 550 Personen, die
sich regelmäßig untersuchen ließen. (Abg Heinz-Christian Strache:
Asylantinnen, die gleich nach Ankunft auf dem Strich landen! Weil sie von der
organisierten Kriminalität dazu gezwungen werden!) 2 550 Personen
- ich rede von den Prostituierten.
Es waren im Jahr 2000 insgesamt
96 300 Einzeluntersuchungen, das heißt Personen, die sich dort
regelmäßig untersuchen ließen. Das kann man dann genau durchrechnen. Im Jahr
2003 waren es bereits 114 800 Einzeluntersuchungen in einem Jahr. Das
heißt, hier ist ein rasantes Ansteigen feststellbar. Ich sage dazu, ich bin
nicht unglücklich darüber, weil immer mehr Menschen auch auf die Gesundheit
insgesamt achten. Ich begrüße das, weil das damals auch unsere Intention war.
Gleichzeitig wurden der MA 15 Personen
vorgestellt, nämlich von der Polizei vorgeladen: Die so genannten illegal
Aufgegriffenen, bei denen es in der Tat eine enorme Steigerung gab. Im Jahr
2000 waren es 530 - ich runde jetzt jeweils auf oder ab -, und im Jahr 2003
waren es bereits 1 283. Und zum Kollegen Wagner diese Zahl: Allein im Juni
waren es 274 - damit wir diese Zahlen halbwegs richtig haben.
Zweite Aussage zur Begründung: Sie sprechen in Ihrem
Antrag von 1 500 Personen. Wissen Sie, wie viele Asylwerber in der
Tat - aufgrund einer Mitteilung der Polizeidirektion - der Prostitution
nachgehen? Hier wird nicht unterschieden zwischen Herkunftsländern, sondern
insgesamt: 99! (Abg Heinz-Christian Strache: Da sind aber die
Behördeninformanten von völlig anderen Zahlen beseelt!) Auf das Gewirr in
Ihrem Gedankenkonstrukt möchte ich nicht eingehen. 99, nicht 1 500! (Abg
Heinz-Christian Strache: Schauen Sie im Deckel, 50 bis 70 Damen täglich!
Da müssen Sie hinschauen auf den Deutschmeisterplatz!)
Es wird auch berichtet, dass es im 15. Bezirk
80 Personen gibt, die der Prostitution nachgehen und namentlich erfasst
sind. Das heißt nicht, dass sie regelmäßig dort sind (Zwischenruf des Abg
Heinz-Christian Strache), aber im Bereich der Grenzgasse sind 80 namentlich
erfasst, die einen Deckel haben und dort eben der Prostitution nachgehen. - Das
wollte ich zu Ihrem Zahlengerüst sagen.
Was mich persönlich aber noch mehr verärgert hat als
die Unrichtigkeit Ihrer Darstellung, ist die Tatsache, die Sie auch hier etwas
umschrieben wiederholt haben - nur die Botschaft kommt dann ja immer anders
rüber -, nämlich: Die Gemeinde Wien spielt Zuhälter. Wissen Sie, was Zuhälterei
ist? - Sie unterstellen dem Magistrat, der Stadt, der Gemeinde Wien ein
kriminelles Delikt! Mutig - das sagen Sie nur im Schutze Ihres Mantels der
Immunität; Sie sagen dann "offensichtlich" dazu, weil Sie sich
absichern wollen. Das sind Sager, die in der Öffentlichkeit ganz einfach anders
wahrgenommen werden. (Abg Heinz-Christian Strache: Genau das ist der
Eindruck!)
Sie sagen zusätzlich noch, der organisierten Kriminalität
wird wissend Tür und Tor geöffnet. (Abg Heinz-Christian Strache: Durch Ihr
Verhalten bestätigen Sie das irgendwo!) Sie wissen, was diese Vorwürfe
bedeuten, und ich würde Sie wirklich ersuchen, wenn Sie einen Funken Anstand
haben, dass Sie zumindest in diesem Haus derartige Vorwürfe zurücknehmen. (Beifall
bei der SPÖ. - Abg Heinz-Christian Strache: Dann müssten Sie aber Ihr Verhalten
ändern! Das tun Sie nicht! Sie lassen es zu!)
Ich sage Ihnen hier aus tiefster persönlicher
Überzeugung: Frauenhandel, Menschenhandel, Kinderhandel ist das, was zuwiderst
ist. Dem sagen wir den Kampf an, wo immer wir nur die Möglichkeit haben! (Abg
Heinz-Christian Strache: Das ist möglich in dieser Stadt! Leider! Leider in
dieser Stadt möglich! Leider Tatsache in dieser Stadt! Schlecht!)
Die Intention unseres
Prostitutionsgesetzes ging genau in diese Richtung, wir haben das ja auch
gemeinsam diskutiert. Ich sage Ihnen, dass die Vertreter im
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