Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 104
auch diesmal wieder darauf verwiesen hat, dass das
eine oder andere schon mehrmals eingemahnt und nicht umgesetzt worden ist.
Trotzdem ist ihr Engagement bewundernswert und oftmals für die Bürger dieser
Stadt die letzte Hoffnung auf Zuerkennung ihres Rechts. (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zu Wort gemeldet
ist der Abg Schieder.
Abg Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Volksanwalt!
Ich möchte auch einen Fall herausgreifen aus diesem
Volksanwaltsbericht, bei dem man jedes Mal, wenn er einem zugestellt wird, als
verantwortliches Organ der Stadt natürlich schaut, wie dick er diesmal ist, und
wo man sich auch immer wieder freut, dass er eigentlich nicht sehr dick ist,
was zeigt, dass es nicht sehr viele Beschwerden und nicht allzu viel
Schwerwiegendes gegeben hat. Ich greife aus dem Bereich, der meine Ausschüsse
betrifft, den Fall der Kombitherme heraus, wo – auch im Fernsehen zu sehen –
aufgezeigt wurde, dass hier vielleicht wirklich eine Regelung exekutiert wurde,
die im Detailfall dann recht hart war. Da ist jemand in eine Wohnung
eingezogen, wo die Therme schon 40 Jahre alt war, und die ist dann auch
prompt im darauffolgenden Winter kaputtgegangen. Wiener Wohnen als
verantwortliche Hausverwaltung hat sich letztendlich auch sofort bereit erklärt,
diese Therme auszutauschen und eine neue zur Verfügung zu stellen, was auch der
Kategorieausstattung der Wohnung entsprochen hat und was zum Glück auch im
Organisations- und Betriebsselbstverständnis von Wiener Wohnen eben eine
Selbstverständlichkeit ist.
Ich denke, bei einer Hausverwaltung, die
220 000 Wohnungen verwaltet, kann es schon sein, dass in einigen
Bereichen solche Sachen vorkommen. Da ist es gut, dass reagiert wird. Ich kenne
– und ich bin im Mietenbereich und im Wohnbereich aktiv – sonst eigentlich
keine Hausverwaltung, keine private Hausverwaltung, die in dieser Art und Weise
auf die Wünsche ihrer Mieter eingeht. Es gibt auch sonst keine private
Hausverwaltung, über die man sich beim Volksanwalt beschweren kann. So gesehen
auch das ein Asset, was Wiener Wohnen betrifft.
Zuerst schaut man sich natürlich die Fälle aus seinem
Ausschuss an, und es freut mich, dass sehr oft die Endformulierungen, die dann
in den Berichten zu finden sind, eben lauten: "Weitere Veranlassungen
waren damit nicht erforderlich." "Das rasche und unbürokratische
Agieren der zuständigen Sachbearbeiterin, der Magistratsdirektion, der Stadt
Wien, Interne Revision und Personalressourcensteuerung, sei an dieser Stelle
ausdrücklich hervorgehoben." "Dieser Anregung ist in der Zwischenzeit
Folge geleistet worden. Weitere Veranlassungen waren nicht erforderlich."
– Diese Schlusssätze liest man natürlich bei Volksanwaltschaftsberichten
besonders gern. Sie zeigen aber auch, dass die Stadtverwaltung bereit ist, die
Anregungen der Volksanwaltschaft so weit wie möglich aufzunehmen, sie
entgegenzunehmen und eben auch in die Realität umzusetzen.
Ich möchte auch betonen, dass die Zitate, die ich
jetzt hier hervorgehoben habe, aus dem Bereich der Frau Volksanwältin Bauer
entstammen, mit der wir auch bei uns im zuständigen Ausschuss diskutiert haben,
wobei sie ausdrücklich auch die gute Zusammenarbeit hervorgehoben hat. Was
nicht heißen soll, dass es keine Missstände gibt, die sie aufzudecken hatte,
aber wo letztendlich zur Lösung dieser Missstände eben der Weg der guten
Zusammenarbeit beschritten wurde.
Ich möchte aber auch erwähnen, dass die
Kontrollarbeit für eine Stadtverwaltung selbst natürlich wichtig ist. Und da
gibt es dieses Dreigestirn Kontrollamt, Volksanwaltschaft und auch den Rechnungshof.
Hier schmerzt es mich schon, dass wir in den letzten Tagen eine extreme
politische Farce der Bestellung beim Rechnungshof hatten, eine miese politische
Packelei im Vorfeld, bei der die ÖVP sich dazu hergegeben hat, ihr so groß
gespieltes Kontrollwerk absolut zu verkaufen. Sie hat einem FPÖ-Klubsekretär
zugestimmt, nur damit die Regierung nicht komplett zerbricht und Wolfgang
Schüssel weiterhin Bundeskanzler sein kann. Das ist unerhört und das ist
schändlich für die gesamte Kontrollarbeit in Österreich! (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg Harry Kopietz: Da kann die Wiener Partei
nichts dafür! Sie haben bei der Bundespartei kein Gehör gefunden! – Abg Georg
Fuchs: Peter Kostelka war auch einmal Klubsekretär.) Das werde ich Ihnen dann auch noch kurz erläutern. Gut, dass
Sie mich darauf ansprechen, dann vergesse ich es auch nicht.
Ich glaube, dass für die Kontrollarbeit auch die
Öffentlichkeit wichtig ist, und möchte erstens einmal Peter Kostelka
gratulieren, dass es ihm gelungen ist, auch wieder diese Fernsehsendung
"Ein Fall für den Volksanwalt" einzuführen. Man sieht es ja auch,
wenn man sich die Beschwerdestatistik anschaut. Waren es vorher über 400 Fälle,
so ist diese Zahl mit Einführung der Sendung im Jahr 2002 auf 771 gestiegen und
betrug im Berichtszeitraum 705. Das ist gut so, denn das zeigt auch, dass die
Leute sich verstärkt an die Institution wenden.
Was aber natürlich für einen Stadtpolitiker wichtig ist,
ist nicht nur, wie viele Leute sich an den Volksanwalt wenden, sondern auch:
Wie viele diese Beschwerden sind berechtigt, sind echte Beanstandungen, sind
Fehler der Verwaltung? Es sind 55 von 705 Beschwerden, das heißt, heiße
7,8 Prozent. Und das halte ich für wichtig, dass wir hier einen Wert
haben, der weit unter 10 Prozent liegt, vor allem wenn man bedenkt, wie
groß die Stadtverwaltung ist und wie viele Bereiche es hier gibt. Ich habe
schon erwähnt, es sind 220 000 Wohnungen zu verwalten und all die
anderen Bereiche der Stadt. Das ist riesig. So gesehen ergibt sich ein gutes
Zeugnis für die Stadt. Ich möchte aber nicht verhehlen, dass jeder einzelne
Fall individuell natürlich schwerwiegend ist, tragisch ist und dass es auch
wichtig ist, dass er aufgezeigt wird. Aber es zeigt auch eben, dass im Großen
und Ganzen, im sehr Großen und sehr Ganzen die Stadt auch gut funktioniert.
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