Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 104
Volksanwaltschaft schon früher
einmal festgestellt. Das, was wir heute in diesem Bericht vorliegen haben,
stellt offensichtlich eine ungebremste Fortsetzung dar.
Die Tatsache, dass die Politik der
Grete Laska durch Unfähigkeit und Unmenschlichkeit gekennzeichnet war, haben
wir Freiheitlichen schon aufgezeigt in einer Sondersitzung zur Sozialpolitik in
Wien, die wir im Jänner dieses Jahres einberufen haben. Wir haben diese
Problematik dort schon sehr ausführlich thematisiert, und ich habe damals unser
Verlangen nach dieser Sondersitzung des Gemeinderates begründet, wobei mir bis
heute unverständlich ist, warum mir der Vorsitzende die mir zustehende Redezeit
willkürlich von 40 auf 20 Minuten gekürzt hat. Als ich mir den Bericht der
Volksanwaltschaft, der heute vorliegt, durchgelesen habe, da habe ich vieles
von dem, was wir damals angesprochen haben, wieder gefunden: Die Wartezeiten
bei der Sozialhilfe, die Probleme bei der Behindertenhilfe, die Wartezeiten bei
der Mietbeihilfe, das Schlamassel beim Fahrtendienst. All diese Dinge finden
sich in diesem Bericht.
Zu Beginn des Kapitels Gesundheit stellt die
Volksanwaltschaft in Bezug auf den Fonds Soziales Wien fest, dass die
Ausgliederung kein Allheilmittel ist. Ich sehe das auch so, und ich befürchte,
dass diese Ausgliederung zu weit geht, lassen Sie aber meinen Kollegen, Abg
Barnet, diese Thematik genauer ausführen. Ich halte es jedenfalls für unbedingt
erforderlich, dass die Volksanwaltschaft die Kontrollkompetenz in den Bereichen
Behinderte, Wohnungslose, Senioren, Flüchtlingshilfe behält. Alles, was Sie
jetzt im Nachhinein versuchen – ich spreche den Antrag der Kollegin Ramskogler
an –, ist meiner Meinung nach Pfuschwerk, und wir hätten uns erwartet, dass das
von Anfang an hätte berücksichtigt werden sollen. (Beifall bei der FPÖ.) Vertrauen ist nämlich gut, Kontrolle
ist besser. Für uns Freiheitliche hätte die Zuständigkeit der Volksanwaltschaft
in diesen Bereichen niemals in Frage gestellt werden dürfen.
Der Fall der Frau – ich möchte doch auf die Fälle im
Einzelnen eingehen –, die damals 14 Monate lang keine Entscheidung über
ihren Sozialhilfeantrag erhielt, obwohl die Rechtslage und die
höchstgerichtliche Rechtsprechung völlig eindeutig sind, erscheint mir
symptomatisch. Und es ist auch sicherlich nicht in Ordnung, wenn ein Verfahren
über die Zuerkennung von Sozialhilfe fast vier Jahre dauert und dann nur auf
Grund der Intervention der Volksanwaltschaft abgeschlossen wird. Die fehlende
Transparenz behördlicher Entscheidungen, die Probleme mit der Mietbeihilfe oder
der Fall der alleinerziehenden Mutter von sechs Kindern, die vom Sozialamt in
einen Prozess hineingetrieben wird, den sie verliert, worauf ihr wieder Kosten
erwachsen – wenn man diese Fälle liest, dann spürt man den Geist, dann spürt
man die Kälte, die in diesem Ressort der StRin Laska geherrscht hat.
Als ich die Geschichte mit der nichteingehaltenen
Finanzierungszusage für den Verein, der autistische und anders behinderte
Menschen betreut, gelesen habe, da ist mir wieder eingefallen und da ist mir
wieder ganz klar und deutlich vor Augen gekommen, wie die Situation im
Behindertenreferat in der Amtszeit der StRin Laska war, und ich möchte Ihnen
das auch noch einmal in Erinnerung rufen. Das Referat Behindertenhilfe und
Pflegegeld wurde vom Schottenring, wo ein behindertengerechter Aufzug vorhanden
ist, in die Kendlerstraße übersiedelt. Die Folge waren massive Beschwerden von
Vereinen, von Behindertenvertretern und auch von kritischen Bediensteten. Es
soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass seit damals rund ein Drittel der
Büroräume am Schottenring in bester Lage leer stehen. Ich darf aber an dieser
Stelle aus einem der zahlreichen Schreiben zitieren. Ein Behindertenverein
schreibt:
"Die neuen Amtsräume liegen zwischen einem
Umspannwerk, einem Militärlager und einer Sammelstelle für Sondermüll. Nicht
einmal die Räume im Erdgeschoß sind zugänglich, in den 1. Stock, wo die
Referate Fahrtendienst und Behindertenhilfe beheimatet sind, gelangt man nur
über eine steile Freitreppe, die über keine rutschfesten Beläge verfügt. Die
von der Behörde angekündigte Verbesserung besteht aus einer Videokamera mit
einer Gegensprechanlage, mit der man bestenfalls amtliche Hilfe herbeiholen
kann. Und das alles passiert im 21. Jahrhundert. Im Wiener Magistrat
scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir Betroffenen fühlen uns, als
hätte man uns ins 20. Jahrhundert zurückversetzt."
Dieses Schreiben zeigt ganz deutlich, welche
Wertigkeit diese Thematik für die damals Verantwortlichen hatte. Die Frau StRin
Laska hat das alles recht wenig bekümmert, und als Behindertensprecherin der
Wiener Freiheitlichen hoffe ich im Interesse der Betroffenen, dass sich jetzt
vielleicht etwas verbessert für die behinderten Menschen in dieser Stadt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich möchte an dieser Stelle auch anmerken, dass es
jahrelang keine einheitlichen Betreuungssätze im Behindertenbereich gab, obwohl
nach meiner Kenntnis ein Fachmann ein Konzept fertiggestellt hatte. Dieser
Fachmann, ein engagierter blinder Jurist, wurde vom vormaligen
Abteilungsleiter, vom Stellvertreter und vom Fachbereichsleiter, der sich
übrigens auch nach jahrelanger Untätigkeit schon wieder verabschiedet hat, so
lange schikaniert, dass er sich veranlasst sah, den Dienst beim Magistrat der
Stadt Wien zu kündigen. (Abg Kurt Wagner:
Das ist ja nicht wahr!) Er ist nun im Sozialministerium mit offenen Armen
empfangen worden, weil er eben ein exzellenter Fachmann ist.
Im Übrigen – und das soll auch nicht verschwiegen
werden – verstarb die vormalige Leiterin des Behindertenreferates. Dass sie
vorher bekanntlich auf das Schlimmste gemobbt wurde, das hat auch Univ Prof Dr
Karazman in einem Schreiben festgehalten. Nehmen Sie diese Vorfälle, Herr GR
Wagner, doch bitte zur Kenntnis! (Abg
Kurt Wagner: Sie kennen den Kollegen überhaupt nicht!)
Ich hoffe nur, dass die neue Personalstadträtin – sie
ist leider auch nicht anwesend – ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den
Mitarbeitern der Stadt Wien nachkommt und dass sie die Vorgänge in der
MA 12 nunmehr ernsthaft überprüfen lässt. (Beifall bei der FPÖ.)
Da fällt mir auch noch der Fall
von einer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular